Bis es das Herz zerreißt

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Gedenken vor der Erschießungswand in Auschwitz Fotos: Frank Bürger

Potsdam (fb) Ich stehe vor dem Krematorium in der Gedenkstätte Auschwitz. Der Geruch des Todes, ja des grauenhaften Mordes, der Shoa, er ist spürbar hier an diesem Ort, in Erinnerung an die tiefste Hölle menschlichen Seins. Fragen, ja Fragen quälen…wie konnte es passieren…Und wie kann es sein, dass heute wieder Menschen in Deutschland, ja auch Polen, die rechte Hand zum Gruß…ja, es ist Anbetung erheben.

In der Auseinandersetzung mit dem jungen Neonazi-Aussteiger Kevin Müller, in den vielen Gesprächen ist mir einst vieles deutlich, verständlich geworden. Die Dokumentation „Einer von uns“., die wir fast vor einem Jahrzehnt produzierten, hat mir die rechte Gefahr transparent vor Augen geführt, aber auch die Möglichkeit, diesem Wahn ein Ende zu machen.

Wir Ratten so verreckten einst vor allem Juden in den Gaskammern. Und greifbar fühlbar wird es über Gesichter, Biografien.

Der 27. Januar hat sich tief in die Herzen als Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus eingebrannt. Die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs gehört mit zu den Punkten, an denen wir stehenbleiben, Atemholen angesichts des Grauens, das wahrhaftig in den „Todesduschen“ im polnischen Oświęcim zur Hölle wurde.

Gedenken in Berlins Mitte

Der Journalist und politische Berater Martin Huttenlocher hauchte am Vorabend des diesjährigen Gedenktages dem Wahnsinn Leben ein, mit der Erzählung aus der eigenen Familiengeschichte, die niemals für die Öffentlichkeit bestimmt war.

Paul ist Pianist, verheiratet mit der Jüdin Sophie. Mit ihren Kindern Jakob und Hanne führen sie ein bescheidenes aber glückliches Leben. Bis die Synagogen brennen und Paul aufgefordert wird, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen. Ein Leidensweg beginnt, den Huttenlocher mit seiner eigenen Bildsprache plastisch malt.

Der Rotary Club Berlin – Brandenburger Tor in Zusammenarbeit mit der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft setzte damit ein spürbares und hörbares Zeichen.

Denn die Werke, die Soheil Nasseri an diesem Abend spielte, sind Kompositionen, die dem Pianisten, dessen Schicksal die Erzählung nachzeichnet, besonders am Herzen lagen.

Die Klaviersonaten von Sergej Rachmaninov versuchte „Paul“ noch zu spielen, als seine verätzten Hände ihm keine Chance mehr dazu gaben.

Werke von Franz Schubert waren seine tägliche Liebeserklärung an seine Sophie.

Mit Viktor Ullmann verband ihn eine Freundschaft während dessen Stuttgarter Jahre und bis zu dessen Deportation und Ermordung im KZ.

Heute nun gibt es viele Veranstaltungen.

Hoffnungsvolle Botschaft in Brandenburg

Der brandenburgische Ministerpräsident nimmt als Polenbeauftragter der Bundesregierung diesen Tag sehr ernst.

„Was vor 85 Jahren mit der sogenannten Machtergreifung Hitlers in Berlin seinen Anfang nahm, endete für die Völker Europas und der Welt in einer beispiellosen Tragödie mit Millionen von Toten und Vertriebenen. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Hitler und sein Machtapparat bei ihrer gnadenlosen Jagd auf Andersdenkende und vor allen auf Juden auf einem latenten Antisemitismus in breiten Schichten der Bevölkerung aufbauen konnten. Deshalb gilt es, gerade in einer Welt komplizierter Widersprüche und großer Verunsicherung den Anfängen zu wehren. Verbaler Herabsetzung folgen allzu oft körperliche Angriffe und tödliche Attacken. Sie sind mit unserer demokratischen Grundordnung unvereinbar. Wir werden sie stets bekämpfen!

Die zweite Lehre aus dem verheerenden Weltkrieg ist die Zusammenarbeit der europäischen Völker auf Grundlage demokratischer Werte. Die Europäische Union ist, bei allen Mängeln, entscheidend für eine friedliche Zukunft des Kontinents. Ich begrüße es deshalb sehr, dass es sich die mögliche künftige Bundesregierung zum Ziel setzen will, der EU neue Impulse zu geben und sie zu stärken.“

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus wird jährlich am 27. Januar begangen. Er wurde 1996 von Bundespräsident Roman Herzog eingeführt. Als Datum wurde der Tag gewählt, an dem 1945 die Überlebenden des Vernichtungslagers KZ Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit wurden. Außerdem erinnern die Vereinten Nationen an diesem Tag an die Opfer des Holocaust.“

Beitrag: Frank Bürger

Hier Ausschnitte aus der Dokumentation „Einer von uns“

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