
Potsdam (fb) Hermann Pückler-Muskau war ein Gelehrter, Schriftsteller, Reisender … und ein großer Gärtner. „Er hat aus der Wüste eine Oase gemacht“, beschreibt Gert Streidt, Direktor der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz bei der Vorstellung der neuen Landesstiftung in der Potsdamer Staatskanzlei das Wirken dieses Lebemannes, der kulturell so wichtige Akzente setzte.
„Als herausragende Zeugnisse des Schaffens von Fürst Pückler sind Park und Schloss Branitz kulturhistorisch wie landschaftsarchitektonisch von enormer Bedeutung. Mit der Errichtung der Stiftung wird die Entwicklung dieses kulturellen Juwels auf eine neue, stärkere und dauerhafte Grundlage gestellt und das Ensemble gewinnt weitere Attraktivität als kulturtouristisches Ziel. Zudem eröffnen sich zusätzliche Perspektiven für die Zusammenarbeit mit Sachsen und Polen bei den Pücklerschen Schloss- und Gartenanlagen. Dabei wollen wir langfristig erreichen, dass Branitz in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wird. Ich danke der Stadt Cottbus für ihre bisherigen umfassenden Anstrengungen für Schloss und Park Branitz und dafür, dass sie ihr Engagement in der neuen Stiftung fortsetzt“, so Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch.
Die Zahlen unterstreichen das hehre Ziel, das auch der Park in Schwetzingen, über den die Prenzlauer Rundschau ja schon öfters berichtete: der Weltkulturerbestatus.
Am 21. Dezember 2017 hat der Brandenburger Landtag einstimmig das Gesetz über die Errichtung der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPMG) beschlossen und die Stadtverordnetenversammlung Cottbus hat ebenfalls einstimmig dem Abkommen zur Finanzierung der Stiftung zugestimmt. Das Land unterstützt die Stiftung ab 2018 mit rund 2,05 Millionen Euro jährlich, die Stadt Cottbus steuert 1,38 Millionen Euro bei, dazu kommen weitere Einnahmen, Mittel des Bundes und Drittmittel. Insgesamt wird die Stiftung ab dem kommenden Jahr über rund 4 Millionen Euro jährlich verfügen – fast doppelt so viel wie bisher mit 2,2 Millionen Euro. Von 2018 bis 2020 werden zudem deutsch-polnische Interreg-Mittel der Europäischen Union in Höhe von 2,8 Millionen Euro für die Wegesanierung und die Wiederherstellung von Partien des Pleasuregrounds bereitgestellt.
Kooperation mit Polen bedeutend
Aufgabe der neuen Stiftung ist es, das in Cottbus erhaltene Gesamtkunstwerk aus Garten- und Landschaftsgestaltung, Architektur und Raumausstattung und Museumssammlungen des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau zu bewahren und zu ergänzen und der Öffentlichkeit sowie für Wissenschaftszwecke zugänglich zu machen. Das bisherige Personal wird auch in der neuen Landesstiftung eingesetzt. Zudem ist durch die verstärkte Finanzierung ein Personalaufwuchs von 22 auf zukünftig 34 Stellen möglich, von denen 7 zusätzliche Stellen für den Bereich Garten- und Landschaftspflege vorgesehen sind.
In die Branitzer Anlagen sind seit 1990 bereits mehr als 30 Millionen Euro mit Unterstützung der Europäischen Union, des Bundes, des Landes und der Stadt Cottbus investiert worden. Damit konnten Park und Gebäude in einen weitgehend sanierten beziehungsweise wiederhergestellten Zustand versetzt werden. Im vergangenen Jahr zählten das Schloss und die Ausstellungen rund 65.500 Besucherinnen und Besucher, rund 200.000 besuchten den Park.
Und die entwickelte Partnerschaft mit den polnischen Nachbarn trägt weiter Früchte.
„Die Stadt Cottbus/Chóśebuz pflegt und erhält seit der Bodenreform 1945/46 verantwortlich das Pücklersche Erbe in Branitz. Nach 1989 trug die Stadt zwei Drittel der finanziellen Aufwendungen für die Pflege, den Erhalt und die schrittweise Sanierung des Denkmalensembles und wurde dabei mittels Projektförderung durch das Land, den Bund und die EU unterstützt. Für die neue Stiftung trägt die Stadt Cottbus mit jährlich 1,38 Millionen Euro nunmehr ein Drittel der öffentlichen Finanzierung. Mit der Gründung der öffentlich-rechtlichen Stiftung und der substanziellen Verbesserung ihrer finanziellen Ausstattung durch das Land gibt es die Grundlage, verstärkt auch die ‘Ornamental Farm‘ im Außenpark wieder im Sinne des Gesamtkunstwerkes des Fürsten Pückler zu revitalisieren und noch vorhandene Gestaltungsstrukturen und -elemente, wie etwa markante Baumpflanzungen, zu sichern. Damit in engem Zusammenhang steht für die Stadt Cottbus die Verknüpfung dieser Aufgabe mit der Entwicklung und Gestaltung des Cottbuser Ostsees als künftig größtem künstlichem See in Deutschland zu einem touristischen Erholungs- und Freizeitgebiet. Im Zusammenwirken mit der polnischen Partnerstadt Zielona Góra hat Cottbus im vergangenen Jahr erfolgreich ein neues EU-Interreg-Sanierungsvorhaben bestätigt bekommen“, so die Cottbuser Kulturdezernentin Maren Dieckmann.
Auch die Neuorientierung der polnischen Politik unter PiS-Regierung hat der Entwicklung kein Abbruch getan, sagt Gerd Streidt. Die fruchtbringenden Gespräche mit der polnischen Seite lassen noch viel erhoffen.
Der Europäische Parkverbund
Ein weiterer Baustein sei hier der Europäische Parkverbund. Im Europäischen Parkverbund Lausitz haben sich die Parkanlagen Fürst-Pückler-Park Branitz, Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, Park Mużakowski, der Ostdeutsche Rosengarten Forst (Lausitz) und der Schlosspark Brody zusammengeschlossen, begründet durch die jeweils zuständigen Städte Cottbus, Bad Muskau, Forst sowie die Gemeinden Łęknica und Brody. Die beiden für die Lausitz prägenden Persönlichkeiten Fürst Pückler und Graf Brühl bilden das kulturhistorische Bindeglied zwischen den im Parkverbund zusammengeschlossenen Anlagen innerhalb des deutsch-polnischen Grenzgebietes.
„Am 24. Februar 2018 werden wir in Bad Muskau eine Erweiterung des Verbundes besiegeln“, durfte diesbezüglich Gert Streidt verkünden.

Auf den Spuren von Fürst Pückler
Der Park von Branitz in Cottbus ist das Alterswerk des Gartenkünstlers, Weltreisenden und Reiseschriftstellers Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871). Nach dem Verkauf seiner Standesherrschaft Muskau 1845 bezog der Fürst das Schloss seiner Vorfahren in Branitz und legte einen Landschaftsgarten an. Da das Branitzer Schloss bis 1945 von Pücklers Erben bewohnt wurde, danach städtisches Museum und Bezirksmuseum war und die Branitzer Anlage bereits 1952 unter Denkmalschutz gestellt wurde, konnten Schlossbau und Teile des originalen Interieurs erhalten werden.
In der Anlage spiegelt sich noch heute die Arbeits- und Lebenswelt des Fürsten in repräsentativen Räumen wider. Es wurden zudem nach 1990 weitere Teile des erhaltenen Pückler-Erbes durch das Engagement von Mitgliedern der Erbengemeinschaft im Zusammenwirken mit dem Land in Branitz zusammengeführt, so zum Beispiel die national bedeutsame Pückler-Callenberg-Bibliothek, Brandenburgs wichtigste Adelsbibliothek. Zur umfassenden Museumssammlung gehören persönliche Objekte des Fürsten, Kunst- und Buchbesitz sowie Schriftzeugnisse. Forschungsbibliothek, Bildsammlung und Archivüberlieferung ermöglichen national wie international Austausch und Forschung zu Pückler.
Für die Geschichte der europäischen Gartenkunst stellen Pücklers größte und bekannteste Parkschöpfungen in Bad Muskau, Branitz und Potsdam-Babelsberg herausragende Höhepunkte dar. Der Park Babelsberg ist seit 1990 Teil der Welterbestätte ‘Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin‘. Der Muskauer Park/Park Mużakowski wurde im Juli 2004 als beispielhaftes gemeinsames polnisch-deutsches Kulturerbe in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. In der Gartendenkmalpflege und der Fachliteratur gilt der Park Branitz als letzter großer Landschaftspark des 19. Jahrhunderts von internationaler Bedeutung.
Die Orientreise

Viele seine Ideen sammelte Pückler auf seiner Orientreise von 1834 bis 1840. Stationen waren unter anderem Nordafrika und Konstantinopel. 1837 bereiste er Ägypten auf Einladung des damaligen osmanischen Vizekönigs für Ägypten Muhammad Ali Pascha. Seine Erlebnisse fasste er in seinen Reiseberichten „Aus Mehemed Alis Reich“ zusammen. Die Urania Potsdam bietet vom 17-25. Februar eine Reise auf den Spuren des Fürsten Pückler aus dem Jahre 1837 an, eine lohnenswerte Vertiefung gerade im Hinblick die Hauptattraktion im Branitzer Park. Mitten im See befindet sich die ursprünglich 13,5 Meter hohe Erdpyramide, in der sich Fürst Pückler beisetzen ließ. Nach einer Restaurierung vor einigen Jahren behält Fürst Pückler wohl doch recht, der seinem Grabmal vorausgesagt hatte, es werde „wahrscheinlich alle Monumente jetziger Herrscher überdauern, wie die sieben Weltwunder alle verschwunden sind und die (…) Pyramiden Ägyptens noch jugendlich ihre Häupter erheben“.
Weltweit einzigartiges Museum
Gert Streidt betonte, das Pückler-Museum sei weltweit einzigartig. Im neu gestalteten Besucherzentrum auf dem Gutshof Branitz begegnen sich in der neuen Willkommens-Ausstellung für Branitz-Besucher der „Natur-Maler“ und Parkschöpfer Hermann Fürst von Pückler-Muskau und der in Cottbus geborene Maler Carl Blechen. Beide gestalteten Landschaften auf eine ganz eigene Weise. In ihrer schöpferischen und intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema waren sie vor allem Romantiker. Die Geschichte der fürstlichen Parkschöpfungen, die Verbindungen der Gartenkunst zur Malerei und die Eigenheiten beider „Meister der Landschaft“ stehen im Zentrum der neuen Dauerausstellung. Das schlägt dann auch den Bogen zum Fontane-Jahr 2019. Das Werk Carl Blechens steht in Deutschland zwischen Caspar David Friedrich und Adolf Menzel. Blechen gilt als Begründer der Freilichtmalerei und als Vorläufer des Impressionimus. Zu seinen Lebzeiten blieb ihm die Anerkennung versagt. Bettina von Arnim und schließlich Theodor Fontane gehörten zu den großen Bewunderern seiner Kunst. Letzerer versuchte sich an einer Biografie, ein guter Anknüpfungspunkt.
Fürst Pückler und Josef Lenné – Schwetzingen
Fast zeitgleich begann die gartenkünstlerische Karriere der Zeitgenossen Hermann von Pückler-Muskau und Peter Joseph Lenné. Während Pückler ein gartenkünstlerischer Autodidakt war, absolvierte Lenné eine Ausbildung als Gärtner und erweiterte sein gärtnerisches Wissen bei Studienaufenthalten in Süddeutschland und Paris. Er arbeitete dazu in Schönbrunn und Laxenburg bei Wien und schlussendlich in München bei dem Hofgartenintendanten Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823), dem Schöpfer der Schlossparks von Schwetzingen.
Von 1981 bis November 2017 war Andreas Falz der „Schlossherr in Schwetzingen“ und füllte das wunderbare Sckell-Ensemble immer wieder neu mit Leben und schuf dort auch die Voraussetzung für die Bewerbung auf den Titel „Weltkulturerbe“. Falz hat seinen Wohnsitz weiter im wunderbaren Park Schwetzingen, mit dem die Namen Sckell und Lenné verbunden sind.
1816 kam Lenné an den preußischen Hof, um die königlichen Gärten zu modernisieren, umzugestalten und zu „verschönern“. Im Herbst 1816 legte er für den künftigen Schwiegervater Pücklers, Fürst Karl August von Hardenberg, den “Pleasureground” auf dessen Landsitz Klein-Glienicke an.
Zu dem Konkurrenzobjekt wurde der wunderbare Park Babelsberg. Lenné machte den Anfang und Fürst Pückler löste ihn bei der Gestaltung ab.
Deshalb war es in diesem Sinne gut, in der Landeshauptstadt Potsdam das neue Stiftungsprojekt vorzustellen und so läuft „Pückler Lenné den Rang vielleicht mal ab“, wie Gert Streidt zu formuieren pflegt.

Beitrag: Frank Bürger