Auf den Spuren von Manfred Pietsch

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Jürgen Schneider bewahrt das Erbe des Künstlers Manfred Pietsch. Foto: Frank Bürger

 

Heute inmitten einer „entzauberten“, profanisierten Welt, die durch die moderne
Zivilisation immer mehr und mehr ihres transzendenten Hintergrundes beraubt wird,
sieht sich die Malerei , Musik und die Kunst überhaupt vielfach auf verlorenem
Posten. Die Arbeiten des international renommierten Künstlers Manfred Pietsch laden ein, sinnstiftende Inhalte in Mythos und Musik wieder zu entdecken. Harmonie und Erhabenheit als Energiespender in einer immer unruhiger werdenden Welt zu finden.

Das bürgerliche Bildungsideal war ein fundamentaler Wert für Manfred
Pietsch. Nicht retrospektiv rückschauend, sondern liebevoll bewahrend und in die
Zukunft schauend, ging es dem Maler darum, beglückende Momente der
künstlerischen Anregung sichtbar und für den Betrachter erlebbar zu machen. So
sind es meist die kleinen Momente, von denen wir lang zehren.

Ähnlich Felix Mendelssohn, der 1811 mit der Familie vor dem Napoleonische Truppen
fliehend aus Hamburg nach Berlin kam, war die Flucht 1945 aus Schlesien nach
Thüringen und später Brandenburg für den neunjährigen Pietsch ein prägendes
Erlebnis. Den Verlust von Heimat und Freunden musste der heranwachsende Pietsch
kompensieren. Eine Flucht aus den kleinbürgerlichen Familienverhältnissen, der
väterlichen Fleischerei, hin zu Literatur, Malerei und Musik. Pietsch spielte Geige,
nicht professionell, aber die Strukturen und Mühsale des kreativen Musizierens
waren ihm sehr vertraut.

Karl Marx formuliert im ersten Band des Kapitals frei“ der
Mensch muß zuerst an Essen, Kleidung und Wohnen denken, bevor er sich um Kunst
und Literatur kümmern kann“. Pietsch ging es nicht anders. Zunächst als
Bauingenieur einen Brotberuf ausübend, kam er in den sechziger Jahren durch seinen
Mentor Prof. Ernst Hassebrauk zur Malerei.

Seit 1977 erfolgreich freischaffend tätig,
arbeitete der Maler mit verschieden Sujets- Collagen, Kaligrafien, Stadt- und

Naturlandschaften, Abstraktes entstand. Mehr als einhundert Ausstellungen im In-
und Ausland zeigten seine Arbeiten, zahlreiche namhafte Museen erwarben seine
Bilder.
Die großen Themen aus Musik, Literatur und Menschheitsgeschichte finden sich in
vielen Arbeiten wieder. Medea, Stella, Salome, Prometheus heißen des Malers
Protagonisten. Nicht illustrativ, sondern am Schaffensmoment orientiert, entstehen
Stimmungen für uns als Betrachter nachvollziehbar. Legendäre Augenblicke werden von Pietsch im Bild festgehalten. Die wegweisende Ballettinszenierung „Ein neuer Sommernachtstraum“ von Tom Schilling an der Komischen Oper Berlin von 1981. Cosi van tutte im Apollosaal der Staatsoper ( Suitner, Büchner, Hoff, Tomowa-Sintow) von 1973 oder auch die fulminante Nina Corti mit ihren Flamencos.
Ein Mann der lauten Geste war Pietsch nie. Die kleine Form ausloten und dabei das
Feine erarbeiten war ihm immer wichtig. Die bevorzugte Maltechnik des Künstlers
war stets die Arbeit auf Papier in Aquarell, Gouache oder Tempera. Dazu sagte er
selbst: „es ist die ehrlichste Form des Malens, da kannst du nicht blenden,
Korrekturen werden direkt sichtbar“. Insofern steht er William Turner, Paul Cezanne
und Emil Nolde nahe. Meist arbeitete Pietsch trocken, das heißt er- trägt die wässrige
Farbe direkt auf den trockenen Untergrund auf. Das Ergebnis ist kontrolliert und nicht
schwammig. Es hat seine gebaute Ordnung und Dramaturgie. Auch die Maskenbilder
sind kompositorisches Ergebnisse, aber auch spontane Farbfindungen.

Über Manfred Pietsch formulierte der renommierte Kunstwissenschaftler Dr.
Nimmich einmal „Mit malerischer Unbeschwertheit und dennoch implizierter Präzision der Pinselzüge erlangt Manfred Pietsch die Unvermittelbarkeit jenes ästhetischen Wohlwollens, das seinen Bildern eine in Form und Farbe formulierte Authentizität des Erfassten verleiht.
Es ist das Unprätentiöse, das seinen Arbeiten etwas von der Erhabenheit unseres
Gewordenseins im Kontext zum jeweiligen Zeitgeist vermittelt. Ob in kontemplativer oder expressiver Form vorgetragen, so bleiben die Bilder des Manfred Pietsch stets in ihrem eigenen und unverkennbaren ästhetischen Kosmos verhaftet, in Farbe und Licht so anmutig und melancholisch, aber nicht traurig, eher besinnlich in ihrer Wirkung kultivierend und doch stets leise mahnend auf Vergängliches verweisend.“

Ein Blick voraus:

Pünktlich zum September 2018 erscheint der große repräsentative Fontanekalender (Format 45×60 cm)  zum 200.Geburtstag Theodor Fontanes im Jahr 2019. Mit einer Bildtextcollage von Landschaftsaquarellen von Manfred Pietsch und Texten aus Fontanes „Wanderungen durch die Mark….“

Zudem gibt es vom 10.11.2018-24.3.2019 im Spreewaldmuseum Lübbenau die Ausstellung „Pietsch trifft Fontane“.

Weitere Bilder hier klicken

Hier das Interview mit Jürgen Schneider, der das Erbe von Manfred Pietsch bewahrt

 

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