
Berlin (fb) Gerade mit Blick auf die Shoa wird überall in Deutschland deutlich, wie wichtig das eine ist: Flagge zeigen gegen rechte Gewalt.
Erinnerungskultur ist ein Leitbegriff unserer Gesellschaft geworden, grenzüberschreitend. Unvergesslich bleibt es mir, als sich der einstige EKD-Vorsitzende Wolfgang Huber in der historisch geprägten Friedenskirche von Jauer mit einer fulminanten Predigt zum „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ verabschiedete. Der Genozid an den jüdischen Mitbürgern im Dritten Reich prägt immer noch das Verhältnis zu Israel, den Vereinigten Staaten, Russland und der Welt.
Und deshalb ist es immer wichtig diese Flagge im Wind neonazistischer Tendenzen wehen zu lassen.
Mit dem Film „Einer von uns“ trat der Uckermärker Kevin Müller als Aussteiger aus der rechten Szene in das Rampenlicht. Der Verein „Polnisch-Deutsche Standortentwicklung“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihm einen Weg aus dem Grauen zu bahnen. Inzwischen setzt er erfolgreich in der Band „Herzblut“ diesen Weg fort.
Die junge Band aus Berlin ist bekannt für laute und vor allem wilde Konzerte.
Gegründet haben sich die 5 jungen Männer zwar erst im Jahr 2015, doch bereits jetzt besitzen sie eine stetig wachsen und stabile Fanbase. Sogar ein Fanclub hat sich gegründet Namens „Herzblut-Streetcrew“!
Ihr Debüt Album „eigene Helden“, welches überall seit dem September 2017 erhältlich ist, wurde ein unerwarteter Erfolg!
Nun Produziert die Band ihr 2. Album.
Mit einem Intro soll es eröffnet werden, das aus allen Songs einzelne
Textpassagen enthält und von einem Seniorenchor ganz neu Interpretiert wird,
begleitet auf einer Historischen Kirchenorgel.
Als Kooperationspartner konnte Pfarrer Ralf Schwieger gewonnen werden, der vor neun Jahren den damaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck in der historischen Kirche von Ringenwalde traute.
Der Film „Einer von uns“, den der Schwedter Verein „Polnisch-Deutsche Standortentwicklung PoDeSt“ mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ realisiert hat, schildert den Weg des Jugendlichen Kevin Müller in die Neonazi-Szene und seinen späteren Ausstieg. Er zeigt auch einen gemeinsamen Besuch des Jugendkonzentrationslagers Ravensbrück, bei dem sich Kevin Müller den Fragen von deutschen und polnischen Jugendlichen stellte. Die Idee zum Film stammt von dem Vereinsvorsitzenden Frank Bürger, Projektverantwortlicher ist der Bielefelder Politologe Nicolaus Raßloff. Umgesetzt wurde der Film von den Berliner Filmemachern Karoline Hugler und Julian Tyrasa.
Auch in Sachsen-Anhalt in Genthin-Wald gibt es ein Mahnmal, das auf das Grauen in Ravensbrück hinweist. Mit all den Schwierigkeiten ein Zeichen dafür, Flagge gegen rechte Gewalt zu zeigen.
Brandenburg setzt Zeichen
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke wird am 13. April erneut die Gedenkstätte Auschwitz besuchen. Woidke, der auch Polen-Koordinator im Auftrag des Auswärtigen Amtes ist, wird dort die Ausstellung „Ordnung und Vernichtung“ zur Rolle der deutschen Polizei in der Besatzungszeit eröffnen. Auf seine Initiative hin wird diese Ausstellung nun erstmals in Polen gezeigt werden.
Mit Blick auf die aktuelle Debatte über die Holocaust-Gesetzgebung in Polen sagte Woidke: „In Deutschland stellt niemand in Zweifel, dass es deutsche Konzentrationslager waren, in denen Deutsche schreckliche millionenfache Verbrechen verübt haben. Für diese Verbrechen kann es keine Wiedergutmachung geben. Deutschland wird aber auch weiterhin alles tun, um seiner Verantwortung gerecht zu werden und die mahnende Erinnerung daran wach zu halten. Ein Beispiel ist das klare Bekenntnis im jetzt ausgehandelten Koalitionsvertrag, die Internationale Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz in ihrer Arbeit zu stärken.
Ebenfalls sei dort festgelegt, in Berlin das Gedenken an die Opfer des deutschen Vernichtungskrieges im Osten im Dialog mit den osteuropäischen Nachbarn zu stärken. Woidke: „Ich unterstütze die aktuelle Initiative zur Errichtung eines Denkmals im Zentrum unserer Hauptstadt, das an die polnischen Opfer der deutschen Besetzung Polens 1939-1945 erinnern soll.“
Woidke wird in Auschwitz vor der Eröffnung der Ausstellung in Block 12 einen Kranz an der sogenannten Todeswand niederlegen und ein Gespräch mit dem Direktor der Gedenkstätte, Piotr Cywiński, führen. Nach der Eröffnung wird Woidke mit Vertretern der Stadt Oświęcim und der Region Kleinpolen zusammentreffen.
Ein klares Zeichen in Baden-Württemberg
Die Landesregierung in Baden-Württemberg zeigt gerade klare Kante gegen Antisemitismus. Im Landtag hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann deutlich gemacht, dass der Schutz der Jüdinnen und Juden und des jüdischen Lebens in Baden-Württemberg zur Staatsräson gehören.
„Niemand gibt heutigen Generationen die Schuld an den Verbrechen der Nazis. Aber wir alle tragen eine Verantwortung für unsere Geschichte und dafür, dass sich so etwas niemals wiederholt. Unsere ganze Geschichte ist Teil unseres nationalen Erbes und unserer Selbstvergewisserung. Und zwar die dunklen Kapitel ebenso wie die hellen.“
Schülerpartnerschaften als Zeichen
Aus dem badischen Ländchen heraus werden bewusst Zeichen gesetzt. Im Oktober besuchte der Schwetzinger Oberbürgermeister René Pöltl Israel und setzte dabei auch auf deutsch-französische Partnerschaft.
„Ich habe das große Glück und die Freude, gemeinsam mit einer 26köpfigen Gruppe aus unserer französischen Partnerstadt Lunéville gerade in Israel sein zu dürfen. Mit dabei sind u. A. mein Bürgermeister-Kollege Jacques Lamblin, die Beigeordnete Marie Viroux, Jean-Yves Sebban von der jüdischen Gemeinde (der die Reise maßgeblich mit organisiert hat) und viele Lunéviller Bürger/innen – eine tolle Reisegruppe. Unser Reiseziel ist die Wüstenstadt Mitzpe Ramon, weil Lunéville und Schwetzingen gemeinsam für unsere Jugend und interessierte Bürger/innen einen Austausch aufbauen wollen. Auch unsere ungarische Partnerstadt Pápa will mitmachen. Wir wollen damit die besondere und sehr unterschiedliche Geschichte des jüdischen Lebens in unseren Städten würdigen und lebendig halten, und unseren Bürger/innen die Chance geben, auf eigene Weise jüdische und christliche Geschichte hautnah zu erleben. Der Schwetzinger Gemeinderat hat diesem Austausch bereits zugestimmt und wir hoffen, dass wir bei unseren Gesprächen in Mitzpe Ramon eine gute Kooperation auf den Weg bringen können. Vielen Dank von mir an unsere Freunde in Lunéville, dass ich bei dieser außergewöhnlichen gemeinsamen Reise dabei sein kann. Das ist gelebte Freundschaft“, schreibt der Oberbürgermeister auf seiner Facebook-Seite.
So steht nun Anfang Juli ein weiterer Besuch an. Eine Delegation aus Schwetzingen und Lunéville weilt in Israel, um die Schulpartnerschaft vorzubereiten. Mit dabei auch Stadtpfarrer Steffen Groß. In der evangelischen Kirchengemeinde in Schwetzingen hat die Auseinandersetzung mit der jüdischen Vergangenheit Tradition.
Auch in Schwetzingen wurde 2011 der Film „Einer von uns“ im Lutherhaus gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer Thomas Müller, Kevin Müller und Ibraimo Alberto, dem ehemaligen Ausländerbeauftragten der Stadt Schwedt, präsentiert.
Am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar 2013 wurde eine neue Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus – „Spiegel der Geschichte“ – auf dem Platz zwischen Rathaus und „Hotel Adler Post“ eingeweiht. An dieser Stelle stand ehemals das Wohnhaus der beiden jüdischen Familien Levi. An dem im Blick auf die neue Gedenkstätte ausgeschriebenen Wettbewerb hatten sch 72 Künstler beteiligt. Den 1. Preis erhielt Architekt Matthias Braun. Die Gedenkstätte besteht aus einer Gruppe von vier lebensgroßen Menschensilhouetten, die eine Familie darstellen. Die Figuren stehen symbolisch für die Opfer des Nationalsozialismus in Schwetzingen. Die Silhouetten sind aus spiegelpoliertem Edelstahl angefertigt worden. Vor den Figuren befindet sich ein Hinweisschild aus Edelstahl, auf dem sich eine Gedenkinschrift befindet: „Im Gedenken an die Schwetzinger Opfer des Nationalsozialismus und zur Mahnung an die Wahrung der Demokratie, der Menschenrechte und der Grundrechte.“
Auf den Spuren spiegeln sich die Details der Umgebung wider, also Schwetzingen, wo das Unrecht geschehen ist. Zugleich erkennt der Betrachter auch sein Spiegelbild auf den Figuren. Der Betrachter fragt sich, ob nicht auch er hätte damals ein Opfer des Unrechts sein können. Somit wird ein Bezug zwischen Betrachter, Denkmal und Umgebung hergestellt.
Vor allem der ehemalige Dekan Werner Schellenberg und Schuldekan Kurt Glöckler beschäftigten sich intensiv mit dem jüdischen Leben in Schwetzingen.
Beitrag: Frank Bürger