
Berlin. Der Sängerbund Schwetzingen, Universitätschor aus Lublin, der „Chœur des Cordeliers Nancy“ und ein Orchester aus Metz treten für vier Konzerte 12. bis 15. Oktober 2023 in Strasbourg, Metz, Nancy und Reims auf. Sie realisieren das über Jahre geplante Epos zur „Jungfrau von Orleans. Es sind 160 Personen daran beteiligt. Damit wird ein trinationales Projekt im Sinne des Weimarer Dreiecks Realität. Hauptsächlich unterstützt wird es von der Region Grand Est Frankreich.
Von Frank Bürger
Sie wird in der römisch-katholischen Kirche als Jungfrau und Heilige verehrt. Während des Hundertjährigen Krieges verhalf sie bei Orléans dem Dauphin und späteren französischen König Karl VII. zu einem Sieg über Engländer und Burgunder, anschließend geleitete sie Karl zu seiner Königssalbung nach Reims. Nach der Niederlage der Franzosen in der Schlacht von Compiègne wurde Jeanne d’Arc am 23. Mai 1430 durch Johann II. von Luxemburg gefangen genommen, später an die Engländer ausgeliefert und schließlich in einem kirchlichen Verfahren des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchon, der pro-englisch eingestellt war, aufgrund verschiedener Anklagen verurteilt. Am 30. Mai 1431 wurde Jeanne d’Arc im Alter von 19 Jahren auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
24 Jahre später strengte die Kurie einen Revisionsprozess an, in dem das Urteil aufgehoben und Jeanne zur Märtyrin erklärt wurde. Im Jahr 1909 wurde sie von Papst Pius X. selig- und 1920 von Papst Benedikt XV. heiliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 30. Mai. An diesem Tag gedenkt man ihrer auch in der Church of England.
Der Hauch von Europa schwingt um die Gestalt mit. Deshalb hat sich Emmanuel Konstant musikalisch mit der Gestalt beschäftigt.
„Jeanne d’Arc ist in erster Linie ein junges Mädchen, das für eine gerechte Sache eintrat, eine Widerstandskämpferin, die persönlich nichts von ihrem Kampf zu gewinnen hatte und von „Kollaborateuren“ geopfert wurde, die ihrerseits ein Interesse daran hatten, der Ungerechtigkeit zu dienen. Die Jungfrau von Lothringen ist ein vollendetes Bild der Menschenwürde, die den Interessen der Mächtigen geopfert wird. Daher erschien es mir angebracht, ihr Martyrium im traditionellen Rahmen einer Messe zu erwähnen und sie den Psalm der Verzagtheit „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ vortragen zu lassen, denn auf kultureller Ebene bietet die christliche Messe als Gedächtnis der Passion den idealen Rahmen, um die Größe der Selbsthingabe im Dienste der Gerechtigkeit zu beschwören.
Jeanne d’Arc ist auch die große Inspiration von Charles de Gaulle, dem Mann der Résistance und der Versöhnung mit Deutschland. Daher ist es besonders sinnvoll, den sechzigsten Jahrestag des Elysée-Vertrags in Reims zu feiern, wo der französische Präsident und Bundeskanzler Adenauer als Auftakt zur Unterzeichnung ihres Freundschaftsvertrags an einer Friedensmesse teilnahmen. Denn wenn Frankreich Deutschland die Hand reichte, bedeutete dies mehr als nur Frieden zu schließen und sich zu verpflichten, sich nicht mehr zu bekämpfen, sondern Hand in Hand zu arbeiten, um gemeinsam am Aufbau einer brüderlichen Welt zu arbeiten, die des Besten unserer gemeinsamen Zivilisation würdig ist!, so Konstant gegenüber den Deutsch-Polnischen Nachrichten.
Anlass der Aufführungen: Das sechzigjährige Jubiläum des Elysees Vertrags zwischen De Gaulle und Adenauer, der in der Kathedrale von Reims 1963 zelebriert wurde. Aus ehemaligen Feinden sollten Freunde werden – das war das Ziel des Élysée-Vertrags von 1963. Keine Selbstverständlichkeit nur 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Am 22. Januar 1963 unterzeichneten Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast eine „Gemeinsame Erklärung“ und den „Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit“ – kurz Élysée-Vertrag.
Frankreich und Deutschland – es gibt in der Europäischen Union (EU) keine zwei Mitgliedstaaten, die für den europäischen Integrationsprozess derart wichtig waren und es auch zukünftig sein werden. Das Besondere dieser Beziehung erklärt sich durch die Aussöhnung zweier lange Zeit verfeindeter Länder nach 1945. Ein wesentliches institutionelles Fundament der deutsch-französischen Partnerschaft ist der Élysée-Vertrag von 1963, der einen qualitativen Sprung in der Annäherung beider Staaten darstellte und die nach dem Zweiten Weltkrieg begonnene Aussöhnung „krönte“.
Charles de Gaulle und Konrad Adenauer versicherten sich in dem heute auch als Jahrhundertvertrag gewerteten Abkommen ihrer gegenseitigen Überzeugung, „dass die Versöhnung zwischen dem deutschen und dem französischen Volk, die eine jahrhundertealte Rivalität beendet, ein geschichtliches Ereignis darstellt, das das Verhältnis der beiden Völker zueinander von Grund auf neugestaltet“. Hintergrund des Abkommens war die Erkenntnis auf beiden Seiten, dass nur durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland ein vereintes und damit friedliches Europa zu erreichen sei.
(Quelle: Landeszentrale für politische Bildung)
Die Mutter von Konstant ist Marie Viroux, die derzeit in Berlin weilt und am 6. Mai den Spargelsamstag in Schwetzingen auf Einladung von Oberbürgermeister der badischen Spargel- und Festspielstadt Schwetzingen besucht. Schwetzingen ist Partnerstadt von Lunéville, in der Marie Viroux waltet und wirkt und am Weimarer Dreieck arbeitet.
Der Bezug: Der in Lothringen geborene Nicolas de Pigage studierte in Paris an der Académie Royale d’Architecture. Nach Aufenthalten in Frankreich, England, Italien und den Niederlanden kehrte Pigage in seine Heimatstadt Lunéville zurück. Hier war er vermutlich für den polnischen Exilkönig Stanislaus I. Leszczynski tätig. Auf Empfehlung kam Pigage 1749 als „Intendant dero Gärthen und Wasserkünste“ in die Kurpfalz, um für Kurfürst Carl Theodor den Neubau von Schloss Schwetzingen zu planen.