
Berlin. Am 12. Juni 1886 wurde König Ludwig II von Schloss Neuschwanstein von einer Kommission abgeholt. Ein Tag später kam er auf bis heute unerklärliche Weise ums Leben. Das Schloss ist gefüllt mit Bildern und Kunstwerken, die auch mit dem Schaffen des Bayreuther Meisters Richard Wagner zu tun haben.
Von Frank Bürger
Am 18. Juli 2020 hatte ich mir zu meinem Geburtstag einen Besuch auf Schloss Neuschwanstein gewünscht. Den bekam ich von meiner Frau Joanna erfüllt. Schloss Neuschwanstein, in seinem Innersten steht er in Zusammenhang mit dem Schaffenswerk Richard Wagners. Über den Richard-Wagner-Verband hatte ich schon während meiner Schulzeit die Möglichkeit, als Stipendiat in die Festspielstadt zu reisen, gemeinsam mit Musikdirektor Detlev Helmer. Ermöglicht hatte das der damalige Vorsitzende Werner Boll, der mir den Weg zu Journalismus nach meiner theologischen Ausbildung ermöglichte. Mein Bruder Roland und ich besuchten zahlreiche Veranstaltungen, im Europäischen Hof oder aber auch auf der Molkenkur.
Auch wenn es Jahrzehnte zurückliegt, es ist ein tolles Präludium zu diesem Besuch auf Schloss Neuschwanstein. Der Katalog von Julius Desing wirft einen besonderen, tiefgründigen Blick auf das Märchenschloss, über das Ludwig sein Ende fand.
Es bleibt auch in Verbundenheit mit der Gegenwart. Mein Bruder macht zu meinem Geburtstag eine Reise dorthin. Nicht selten besucht mein Freund Jürgen Lindner, Kantor des Evangelischen Johannesstifts, Füssen und das Musical zu Ludwig II.
Da ist die Beschäftigung mit Christian Jank.
Christian Jank lebte ursprünglich in München, wo er unter anderem an den Kulissen für die von Richard Wagner komponierte Oper Lohengrin beteiligt war. Seine Arbeiten weckten das Interesse des bayerischen Königs Ludwig II. von Bayern, der Jank mit Entwürfen für seine durch die Opern Richard Wagners inspirierten Bauprojekte beauftragte. Auf Christian Janks historistische Entwürfe geht so das durch Eduard Riedel und Georg Dollmann ab 1869 errichtete Schloss Neuschwanstein zurück.
Für König Ludwig II. von Bayern malte Wilhelm Hauschild die Deckenbilder für die Schlösser Linderhof und Herrenchiemsee, auf Schloss Neuschwanstein wurde ihm die malerische Ausgestaltung des Thronsaales und der Bilderreihen aus Lohengrin, der Sigurd- und der Gudrunsage übertragen.
Besonders der Thronsaal hat es mir angetan.
Warum?
An der Wand gegenüber an der Balkonseite ist Moses mit den Gesetzestafeln zu sehen. Ein Motiv, das auch im Religionsunterricht in der Grundschule eine große Rolle spielt. Der Apsis gegenüber ist im oberen Bogenfeld der Stern der Weisen mit den Heiligen drei Königen als Symbol der christlichen Moralgesetze zu sehen. Die Verbindung vom Alten und Neuen Testament ist geschaffen, theologisch sehr interessant.
Darunter der Sieg des Erzengels Michaelüber Luzifer und dessen Höllensturz.
Jetzt wird es interessant: Darunter zu sehen ist der Kampf des Heiligen Georg gegen das Böse.
Das bedeutet für mich einen Zeiten- und Ortwechsel zum Kloster St. Georg in Götschendorf und damit die Verbundenheit zur russischen Kultur. Derer Geschichten sind bei den Deutsch-Polnischen Nachrichten genug und ausreichend erzählt.
Ein weiteres sehr interessantes Motiv: Links neben der Tür zum Söller ist die Heilige Elisabeth zu sehen.
Sie ist eine Gestalt, mit der sich die Zeitschrift „Frohe Botschaft“ intensiv über eine Leserreise auseinandergesetzt hat. Zudem spielt sie ja in der Oper „Tannhäuser“ eine entscheidende Rolle.
Und das hat natürlich historisch Beziehungen zu Polen:
Vor 800 Jahren heirateten Ludwig von Thüringen und Elisabeth von Ungarn -die später heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen- in der Eisenacher Georgenkirche (Luther & Bach waren auch da).
Das „Rosenwunder“ ist populäre Legende und wird eher der Elisabeth von Portugal (Elisabeth Thüringen ist ihre Großtante) zugeschrieben.
Dass die Hochzeitskirche (1196 erstmals urkundlich erwähnt) nach dem Hlg. Georg benannt ist, beruht auf folgender Legende:
„Der Sage nach flog laut dem Historiker Adam Ursinus (1524–90) das Banner des heiligen Georg, unter dem Landgraf Ludwig III. von Thüringen im Dritten Kreuzzug kämpfte und starb, bei einem Brand 1190 aus dem Fenster der Burg Tharandt und verschwand. Zum Gedenken an dieses Ereignis sei die Georgenkirche Eisenach erbaut worden.“
Allerdings wurde die Tharandter Burg erst nach 1206 von Markgraf Dietrich der Bedrängte erbaut. Es gab aber in der Nähe (10 km) noch die Burg Thorun.
„Die Burg Thorun war 1206 Gegenstand einer Gerichtsverhandlung zwischen dem Bischof von Meißen und den Burggrafen von Dohna. Nach dem Willen des Bischofs sollte die Burg geschleift werden. Dietrich der Bedrängte schlichtete als Markgraf von Meißen unter den Streitparteien und ordnete die Zerstörung der Burg an. Die Urkunde, in der dieser Rechtsakt überliefert ist, gilt heute als erstmalige schriftliche Erwähnung Dresdens … Im selben Jahr begann Dietrich der Bedrängte in der Nachbarschaft mit der Errichtung seiner eigenen Burg Tharandt.“
Eines der Bilder, die sich im Saal befinden, ist zudem das Motiv „Kasimir von Polen im Gebet“.
Der heilige Kasimir von Litauen (litauisch Šventasis Kazimieras, polnisch Święty Kazimierz) (* 3. Oktober 1458 in Krakau, Polen; † 4. März 1484 in Grodno, damals Großfürstentum Litauen) war der zweite Sohn des polnischen Königs Kasimir IV. (1427–1492) und dessen Frau Elisabeth von Habsburg (1437–1505).
Bereits der junge Kasimir wurde am königlichen Hof in Krakau weithin bewundert als außerordentlich intelligent und gleichzeitig bescheiden und barmherzig. Im Alter von 13 Jahren schickte ihn sein Vater mit einem militärischen Trupp nach Ungarn, wo er gegen Matthias Corvinus die ungarische Königskrone erstreiten sollte. Von diesem erfolglosen Feldzug zurückgekehrt rückte er in der Erbfolge an die erste Stelle, nachdem sein älterer Bruder Wladislaw 1472 zum König von Böhmen ausgerufen worden war. Sein Vater baute ihn in der Folgezeit zu seinem Nachfolger als polnischer König auf. 1481–83 vertrat Kasimir seinen Vater zwei Jahre lang in Krakau, als letzterer sich in Litauen aufhielt. Er erlangte durch seinen sparsamen Regierungsstil, sein Vorgehen gegen das Räubertum und gegen korrupte Hofbeamte das Ansehen weiter Teile der Bevölkerung, der vor allem sein bescheidener Lebensstil und seine Barmherzigkeit gegenüber Armen imponierte. An dieser streng christlichen Lebensweise scheiterte allerdings auch ein Versuch seines Vaters, ihn mit der Tochter Friedrichs III. zu verheiraten, da Kasimir ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte. Durch seine asketische Lebensweise war er körperlich geschwächt und erkrankte an Tuberkulose. 1483 folgte er seinem Vater nach Litauen und übernahm dort die Kanzlerschaft, während Kasimir IV. nach Polen zurückkehrte. Er starb am 4. März 1484 im Alter von nur 25 Jahren in Grodno.
Besonders auffällig: Die Kuppel im Thronsaal symbolisiert den Himmel mit der Sonne und den Sternen. Der Kronleuchter hat die Form einer byzantinischen Krone.
Viele Quellen bestätigen: Ludwig war ein tieffrommer Mensch. So befindet sich am Bett im Schlafzimmer des Königs eine Schnitzerei, die die Auferstehung Jesu:
Bemerkenswert, wenn viele vom Suizid des Königs im Starnberger See reden.
Das sind nur einige Impulse der Schrift.
Bemerkenswert sind die Darstellungen der verschiedenen Erzählungen und Legenden, die letztendlich zu dem umfangreichen Werk Wagners führte.
Sehr zu empfehlen!!!!!