
Berlin. Mit einem Beschluss des Schwetzinger Gemeinderates wurde die Verwaltung im April 2018 beauftragt, die Einrichtung eines Spargel- und Schwetzingen-Museums zu untersuchen, ein historischer, europäischer Moment bei der Entwicklung des Weimarer Dreiecks. 2 Millionen Euro aus Berlin für Schwetzingen! Das Geld stammt aus dem Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur und ist für die Renovierung des Rothacker’schen Hauses vorgesehen. Das teilte der Bundestagsabgeordnete Olav Gutting auf seinem Facebook-Account mit.
Von Frank Bürger
Neben dem Parkplatz auf dem Alten Messplatz soll ein regionales Kulturzentrum/Museum entstehen, was das soziale Leben der Region wie auch der Stadt befördert und den Tourismus stärken soll.
„Für diese außerordentlich hohe Summe habe ich mich zusammen mit Mitgliedern des Haushaltsausschusses und dem Oberbürgermeister der Stadt Schwetzingen, Dr. René Pöltl intensiv in Berlin eingesetzt. So konnten wir die ursprünglich vorgesehene Summe sogar noch einmal verdoppeln“, sagt Gutting. Er freue sich sehr über diesen Erfolg für dieses tolle Projekt.
Olav Gutting übergab des Öfteren Spargel aus Schwetzingen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aber die Epidemie gestaltete den Prozess sehr schwierig. Dennoch gibt es Optionen, über die wir hier berichten.
Platz der Freundschaft
„Die Überbauung des Parkplatzes auf dem Alten Messplatz wurde einstimmig abgelehnt, ebenso wurde die Verwaltung einstimmig beauftragt, die Einrichtung eines Spargel- und Schwetzingen-Museums im Rothackerschen Haus zu untersuchen und dem Gemeinderat entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Der Gemeinderat ist damit meinem Vorschlag einstimmig gefolgt“, sagte der Schwetzinger Oberbürgermeister René Pöltl vor drei Jahren nach der Sitzung des Gemeinderates gegenüber den Deutsch-Polnischen Nachrichten.
Das ist so auch ein Gewinn für die wachsende internationale Städtepartnerschaft.
Auf der letzten Sitzung des Gemeinderates stand das Thema „Platz der Freundschaft“ wieder auf der Tagesordnung.
Die Stadt schlug vor, den Platz der Freundschaft im Sinne der Städtepartnerschaften umzugestalten. Mittels typischer und historisch verankerter Kulturpflanzen aus den Partnerstädten sollte dem Besucher ein neuer Zugang zur „Erlebniswelt Partnerstädte“ ermöglicht werden.
Die Umgestaltung wäre weitgehend kostenneutral durch den städtischen Bauhof und die Stadtgärtnerei erfolgt. Für Materialkosten waren maximal 50.000 EUR veranschlagt.
Der Gemeinderat lehnte den Vorschlag der Verwaltung bei Stimmengleichheit von 12 Ja- zu 12 Nein-Stimmen bei 2 Enthaltungen ab.
Johann Peter Hebel
Der „Platz der Freundschaft“ neben dem berühmten Grab von Johann Peter Hebel ist das neue Symbol eines gewachsenen und wachsenden Miteinanders der Menschen in der badischen Perle Schwetzingen und in den bisherigen und zukünftigen Partnerstädten.
Der Gemeinderat der Stadt Schwetzingen hat in seiner Sitzung am 14.04.16 beschlossen, den Hebelplatz in Hebelpark umzubenennen und dort einen „Platz der Freundschaft“ einzurichten.
Heute war Johann Peter Hebel und sein Schaffen auch Thema bei Klassikradio.
Als Symbol für die städtefreundschaftlichen Beziehungen zu Lunéville/Frankreich, Pápa/Ungarn, Spoleto/Italien, Fredericksburg (VA)/USA, Wachenheim an der Weinstraße, Schrobenhausen und Karlshuld-Neuschwetzingen wurden dort bereits Städtepartnerschaftsbäume gepflanzt. Im Rahmen des Projekts „Motivbänke“ anlässlich der 1250-Jahr-Feier haben die Sponsoren Förderverein für Städtepartnerschaften Schwetzingen e.V. und Stadtwerke Schwetzingen an dieser Stelle das Aufstellen dieser wirklich außergewöhnlichen Bänke für die Paten- und Partnerstädte ermöglicht.
So war auch die Unterstützung aus der Partnerstadt Schrobenhausen für das Projekt groß. In einem Turm der Stadtmauer, dem früheren Gefängnis- und Amtsturm, befindet sich seit 1991 das Europäische Spargelmuseum, in seiner Art immer noch einmalig in Europa. Bereits einige Jahre vorher war hier in Schrobenhausen, im Zentrum des bekanntesten bayerischen Spargelanbaugebiets, die erste deutsche Spezialsammlung zum Thema Spargel eingerichtet worden. Das Europäische Spargelmuseum zeigt alles rund um das Thema Spargel: Geschichte, Botanik, Anbau, Kunst und Kuriositäten.
Doch der Schwetzinger Spargel hat Weltruhm. Der einstige US-Präsident Barack Obama, Königin Silvia von Schweden, die Bundeskanzler Helmut Kohl und Angela Merkel sind nur einige, die sich das weiße Gold aus Schwetzingen schmecken ließen.
Die Homepage der Stadt Schwetzingen erzählt von der interessanten Geschichte.
Von Ende April bis Johannis (24. Juni) locken die lokalen Restaurants mit Köstlichkeiten rund um den berühmten Schwetzinger Spargel. Leider machte Corona ein Strich durch die Rechnung.
Das königliche Gemüse, Mitte des 17. Jahrhunderts erstmals im Schwetzinger Schlossgarten angebaut und einst der kurfürstlichen Tafel vorbehalten, kann heute täglich frisch vom Feld, auf dem Spargelmarkt, in den Hinterhöfen der Schwetzinger Altstadt oder direkt von den Spargelhöfen erworben werden. Erwähnt werden muss hier der Hof vom Spargelhof Fackel-Kretz. Elfriede Fackel-Kretz-Keller ist politisch sehr engagiert. Sie ist nicht nur Vorsitzende der Freien Wähler in Schwetzingen, Mitglied des Stadtrates, sondern auch Vorsitzende des Ältestenkreises der evangelischen Kirche. Hier kaufen viele Schwetzinger ihre Spargel, die schmecken vorzüglich.
Geschichte des Spargelanbaus
König Ludwig XIV. auf dem Gebiet des Spargelanbaus den grundlegenden Impuls.
Er ließ in Versailles Spargel anpflanzen, um fortan die königliche Tafel mit dem Gemüse zu veredeln, das schon in der Antike als besonderer Leckerbissen galt. Der Pfälzer Kurfürst Karl Ludwig wollte dieser Liebhaberei nicht nachstehen, und ließ ab 1668 das „weiße Gold“ in seinem Gemüsegarten auf dem Areal des Jagdschlosses in Schwetzingen anbauen. Kurfürst Carl Theodor, der das Schloss in eine prachtvolle Sommerresidenz verwandelt hatte, ließ den Spargel um die Mitte des 18. Jahrhundert bis zu seinem Wegzug nach München (1778) kultivieren.
Renaissance des Spargelanbaus
Es sollte einige Jahrzehnte dauern, bis Gartendirektor Johann Michael Zeyher im Jahre 1820 den Anbau von Spargel im Schwetzinger Schlossgarten wieder aufleben ließ. Von nun an folgte die zweite Blüte des Spargels in Schwetzingen, die bis heute fortwährt. Zeyher und seine Nachfolger verfeinerten zunehmend die Qualität. Nachdem bereits 1853 die weltweit erste Spargelgenossenschaft gegründet worden war, wurden ab 1870 Großkulturen angelegt, zeitgleich begann das Exportgeschäft.
Spargel als Konserve
Max Bassermann gründete 1875 die gleichnamige Konservenfabrik, die sich auf das Konservieren von Spargel spezialisiert hatte. Damit war der ganzjährige Genuss des königlichen Gemüses für weite Bevölkerungsschichten garantiert. 1894 fand der erste Spargelmarkt statt und die erste Spargel-Ordnung wurde niedergeschrieben.
Neuzüchtungen und Siegeszug zu Anfang des 20. Jahrhunderts
Dem Hofgärtner des Schwetzinger Schlossgartens, Gustav A. Unselt, und seinem Nachfolger Franz Böhne gelangen ab 1899 die geschmackreichen Züchtungen „Schwetzinger Meisterschuss“ und „Lucullus“. Nach Kurfürst Karl Ludwig im 17. Jahrhundert, Kurfürst Carl Theodor im 18. Jahrhundert und Johann Michael Zeyher im 19. Jahrhundert führten Bassermann, Unselt und Böhne Schwetzingen im beginnenden 20. Jahrhundert zu einer weltweiten Geltung, die sich in den Bezeichnungen „Hauptstadt des Spargels“ und „Spargelmetropole“ widerspiegelt.
Hier alle Infos zu 350 Jahre Spargelstadt Schwetzingen
Erinnerung
Oft saßen Wilhelm Rinklef und ich vor 2018 im Lokal „El Greco“ zusammen und haben uns über dieses Thema ausgetauscht. Auch die langjährige Stadträtin und Aktivistin Raquel Rempp hat sich im Rahmen der Städtepartnerschaft sehr für das Kulturzentrum stark gemacht. „Nichts ist unmöglich, sogar ein Spargelmuseum in Schwetzingen wird wahr, das ist wunderbar“, sagt sie.



