
Berlin. Es ist Spargelsamstag in Schwetzingen. Aus Berlin angereist ist Marie Viroux, ein Markstein für die Partnerschaft Schwetzingen – Lunéville. Sie spricht im Interview über die „Jumelage“ und auch die Beziehungen. Der Schwetzinger Spargel hat Breitenwirkung.
Von Frank Bürger
Interview mit Marie Viroux am Rande des Spargelsamstags in Schwetzingen
Frage: Wie entwickelt sich die Beziehung Schwetzingen Luneville?
Also, ja unsere Beziehungen Schwetzingen /Lunéville entwickeln sich ganz positiv. Seit 2008 bin ich Delegierte für Jumelage und Grenzüberschreitende Beziehungen mit dem gemeinsamen Ziel: Frieden, Brüderschaft, Kontakte mit den Bürgern, um ein großes vereintes Europa zu bilden.
Unsere Partnerschaft lebt und ist aktiv: Schüleraustausch, gemeinsame Reisen nach Israel, Paris, Vereine werden in Verbindung gebracht, Kulturprojekte, Weihnachtsmarkt, Spargelsamstag und viele andere Veranstaltungen, zum Beispiel feiern wir am 22. Juli das Pigage-Jubiläum in Schwetzingen.
2019 hatten wir in Lunéville das 50-jährige Jubiläum unserer Freundschaft mit einem jugendlichen Sport-Boom, Galaabend, Festessen usw. gefeiert.
Frage: Was sind die historischen Verbindungen?
„Nach dem „Traité de l’Elysée“ vom 22. Januar 1963, der durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle geschaffen wurde, zur Versöhnung der einstigen Kriegsgegner… haben sich Schwetzingen und Lunéville gefunden. Ich weiß nicht, wer zuerst den Kontakt geknüpft hat, aber eines ist klar, es gab zuerst eine ,längere Verlobung` und erst 1969 wurde die Partnerschaft offiziell unterzeichnet. (siehe Foto)
Die historischen Verbindungen laufen auch über den Philosophen Voltaire und Nicolas de Pigage.
Im Archiv von Lunéville finden wir nichts über Pigage, er ist in Lunéville geboren hat aber nicht in Lunéville gelebt. Er war später Régisseur im Schloss Schwetzingen und hat für seinen Karl Theodor nach dem Tode von Stanislas Statuen aus dem Luneviller Schlosspark gekauft… und noch andere Prachtstücke..
Voltaire war meines Erachtens ein Schmarotzer, er lebte überall an den Höfen der Könige und Königinnen in dem damaligen Europa (à sa façon..) wo es nichts kostete…“
Frage: Welche Rolle spielt der Spargel?
Der Spargel gehört zu Schwetzingen, sie ist eine Spargelhauptstadt, Spargel ist eine ,Delicatesse`.
Im letzten Sommer hatten wir in unserer Galerie des Rathauses 3 Monate lang eine wunderschöne Ausstellung von der Mannheimer Fotografin Marie Préaud, die den Spargel fokussierte. Eine prominente Delegation aus SCHWETZINGEN war zur Vernissage gekommen. Ein Erlebnis!
Was sagen Sie zur Entwicklung der Idee eines Spargelmuseums in Schwetzingen?
Ein Spargelmuseum??? Tolle Idee. Da gibt es so viele Gegenstände zu zeigen vom Pflanzen, Stechen bis auf den Tisch…

Im Juli 2022 führten wir ein Interview mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Olav Gutting:
„Trotz der Schwierigkeiten bei der geplanten Sanierung des Rothackerschen Hauses und der angepassten Planung und Finanzierung sehen die Pläne der Stadt weiterhin die Errichtung eines Spargelmuseums vor. Dieses Projekt hat eine hohe Bedeutung für Schwetzingen und wird, wenn auch in veränderter Form, realisiert… Ein Spargelmuseum in Schwetzingen würde der kulinarischen Tradition eine ganzjährige Anlaufstelle für interessierte Menschen geben und der vielfältigen Geschichte des Spargels Rechnung tragen. Mit dem Umbau des Rothackerschen Hauses besteht die Möglichkeit, ein kulturelles Zentrum zu schaffen, das viele verschiedene Informationen und Geschichten unter einem Dach vereint. Nach den Plänen der Stadt kann der Spargel, der sonst nur zur Saison gegessen wird, das ganze Jahr den Menschen in Form einer Dauerausstellung erhalten bleiben und somit würde ein Spargelmuseum ganzjährig für die Stadt Schwetzingen und die Region werben.“
Auch die Freien Wähler, die Grünen, die SPD und die CDU begrüßen eine Kostenreduzierung.
„Im Anschluss daran (vorige Diskussion) übernahm Stadtrat Karl Rupp den Part dem Auditorium den Sachstand des Vorhabens rund um das Rothackersche Haus näherzubringen und begann mit den Worten, dass es nach Ansicht der Schwetzinger Freien Wähler Zeit wird, dass sich dort was tut, damit die Planungen nicht zur unendlichen Geschichte verkommen. In seiner unnachahmlichen Art erläuterte Rupp zunächst die Geschichte geplanter Baumaßnahmen der letzten Jahre unter diversen Oberbürgermeistern, die von einer Stadthalle bis hin zu 4 Sterne Hotels ging. Froh, dass insbesondere die SFW maßgeblich zur Verhinderung solcher Pläne beigetragen haben, konstatierte Rupp jedoch, dass das Rothackersche Haus und der Platz darum mittlerweile zu einem Schandfleck verkommen sind und eine Zustandsänderung unabdingbar sei. Deshalb war auch die Ursprungsplanung der Stadtverwaltung zur Sanierung und Umbau des Hauses mit allem „Pi-Pa-Po“ grundsätzlich eine tolle Idee und deshalb auch mehrheitsfähig im Stadtrat. Da hier jedoch die geplanten Kosten völlig aus dem Ruder liefen und letztlich über 21 Mio. Euro prognostiziert wurden, zog der Stadtrat hier nicht mehr mit und auch die Verwaltung begann ernsthaft neu zu denken. In einer Sitzung von OB und BM mitsamt den Fraktionssprechern wurde übereingekommen, eine deutlich abgespeckte Version zu prüfen und Planungen dazu vorzulegen, so Rupp weiter. Dieses Kunststück gelang und so soll jetzt über eine Vorlage abgestimmt werden, die ohne hochwertige Gastronomie, ohne riesiges Museum, ohne „spinnerte High-Tech“, jedoch mit einer Tourist-Info und einem kleineren Museum auskommt, das alles barrierefrei. Die Gesamtfläche wurde von über 2000 qm auf gut und gerne 900 qm reduziert. Die ins Unendliche abgehobenen Kosten wurden wieder eingefangen und auf ein erträgliches Maß reduziert. Mittlerweile liegen Bundesförderzusagen von 2,5 Mio. Euro und Landesförderungen von 0,52 Mio. Euro vor. Dies mit den Kostenplanungen verrechnet, wird wohl dazu führen, dass die Gesamtkosten auf einen Betrag von unter 10 Mio. Euro reduziert werden.
Die SPD begrüßt eine Verknüpfung von Museum, Stadtinfo und Kulturamt, aber auch das Verhindern eine Kostenexplosion.
Auf Anfrage bei Staatssekretär André Baumann hier die ausführliche Stellungnahme von Dr. Martin Rittmann (Bündnis 90/ Die Grüne):
Im Dezember 2021 hatte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen ein Moratorium für das Rothacker’sche Haus gefordert. Eine galoppierende Kostensteigerung für den Um- und Neubau auf zuletzt 21 Mio. € und auf der anderen Seite ein defizitärer Haushalt waren nicht mehr zu vereinbaren.
Diese Einsicht reifte auch bei der Stadtverwaltung. Mit der neuen Planung wird das Projekt verschlankt und im Kern auf Stadtmuseum und Touristinformation beschränkt. Dadurch halbieren sich die kalkulierten Kosten nahezu. Die Zuschüsse von Bund und Land in Höhe von 2,5 Mio. € bleiben jedoch erhalten. Möglich wird die Kostenreduktion vor allem durch den Verzicht auf den ursprünglich vorgesehenen Anbau und die Gastronomie, durch reduzierten Ausbau von Keller- und Dachgeschoss und stark vereinfachte Klima-Technik.
Ginge es auch anders und vor allem: ginge es billiger?
Wahrscheinlich nicht. Ein Abriss des denkmalgeschützten Rothacker’schen Hauses wird weder von uns noch von der Bevölkerung gewollt und würde von der Denkmalschutzbehörde wohl kaum genehmigt. Auch wenn man das Gebäude nur vor dem Zerfall bewahrte, würden mehrere Mio. € für eine Grundsanierung fällig, ohne dass damit eine Nutzung verbunden wäre. Und das Thema Stadtmuseum wäre noch immer ungelöst. Ein anderer Museumsbau an gleichem oder alternativem Standort käme nicht billiger – das hat die Verwaltung dankenswerterweise detailliert geprüft.
Was bekommen wir nun für die 9 Mio. €, die nach aktueller Planung von der Stadt für Sanierung und Neunutzung des Rothacker’schen Hauses investiert werden sollen?
Zum einen ein Stadtmuseum, das sich auf seine Kernaufgaben beschränken wird. Verzichtet wird gegenüber der alten Planung auf Räume und teure Technik, die ambitionierte Ausstellungen mit überregionaler Ausstrahlung möglich gemacht hätten. Dieser Ehrgeiz ist aber schlicht und einfach nicht finanzierbar. Hinzu kommen neue Räumlichkeiten für die Touristinformation. Über den Mehrwert lässt sich streiten. Ein Standortvorteil im Vergleich zur Dreikönigstraße lässt sich nur für solche Besucher und Besuchergruppen erkennen, die mit dem Auto oder Bus anreisen und auf dem alten Messplatz parken.
Die Neugestaltung des Rothacker’schen Hauses wertet unstrittig das Bild der Innenstadt auf. Dort, wo sich heute eine Brache befindet, die nicht wenige als Schandfleck bezeichnen, wird der Anfang gemacht für ein künftiges attraktives Ensemble aus Museumsbau in denkmalgeschütztem historischem Gebäude, einem Wohnhaus in Holzbauweise und einem hoffentlich ökologisch gestalteten Platz mit viel Grün.
Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen stimmt der Vorlage zu. Wir plädieren für die projektierte Erhaltung und Neunutzung des Rothacker’schen Hauses. Die dafür vorgelegte Kostenplanung ist maßvoll und dem kulturellen und städtebaulichen Zugewinn angemessen.
Bei der Umsetzung der Planung sind uns aber mehrere Punkte wichtig, die wir beachtet wissen wollen: Sollte sich während der weiteren Planungsphase erneut eine Kostenexplosion abzeichnen, muss der Gemeinderat frühzeitig informiert werden, um notfalls das Projekt stoppen zu können.
In Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde muss erreicht werden, dass eine Photovoltaikanlage installiert wird. Bei der anstehenden Umgestaltung des Alten Messplatzes muss das Versprechen einer „ökologischen Verbesserung“ eingehalten werden. Das heißt: den Boden entsiegeln, die alten Bäume erhalten und neues Grün pflanzen.
Bei der Planung für den Bereich des Amts 40.3. – Kultur, Tourismus, Städtepartnerschaften – sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig einbezogen werden, um sicherzustellen, dass die Räume funktional und an ihren Bedarfen ausgerichtet gestaltet sind. Wir unterstützen ausdrücklich den Plan der Stadtverwaltung, auf einer Informationsveranstaltung die Bürgerschaft über den aktuellen Stand des Projekts zu unterrichten. Darüber hinaus regen wir an, das Rothacker’sche Haus erneut der Bevölkerung für eine Begehung zu öffnen, um für seine Sanierung und Neugestaltung zu werben. Eine möglichst breite Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger ist bei einem Projekt der geplanten Größenordnung wichtig.“
Irgendwie passend zu Spargelsamstag dem Thema ganz aktuell:
Nach über 30 Jahren Badischem Spargelessen in der Landesvertretung Baden Württemberg wird diese Traditionsveranstaltung nun von der grünen Hausspitze der Landesvertretung beerdigt. Der Bundestagsabgeordnete des sogenannten „Spargelwahlkreises“ Bruchsal-Schwetzingen, Olav Gutting, ist enttäuscht und kritisiert diese Entscheidung scharf.
„Das Spargelessen hat sich zum einem Highlight im politischen Kalender in Berlin entwickelt. Diese Tradition jetzt mit einem Federstrich zu beenden, ist ein Schlag ins Gesicht der badischen Spargelbauern und Winzer, die mit ihren Qualitätserzeugnissen ein Aushängeschild unseres Bundeslandes sind“, erklärt Olav Gutting.
Der langjährige Bundestagsabgeordnete Klaus Bühler hatte diese Tradition als Bruchsaler Spargelessen begründet und sie im Jahr 1998 von Bonn nach Berlin mitgebracht. Seit 2002 wurde die Veranstaltung von Olav Gutting mit wachsendem Erfolg fortgeführt. Jährlich waren bei dem Event bis zu 150 Hauptstadt-Journalisten anwesend und wurden mit Spargel aus der Region und passenden regionalen Weinen verköstigt. Regelmäßig nahmen die Spargelkönigin aus Schwetzingen und Vertreter der Kommunen und Geschäftsführer OGA Bruchsal und Winzerkeller Wiesloch, jetzt Winzer von Baden.
„Gemeinsam konnten wir in Berlin die Werbetrommel für die Region rühren und auf Bundesebene die Gelegenheit nutzen, um auf die Herausforderungen der Spargelbauern und Winzer hinzuweisen. Ich bin sehr enttäuscht, dass dieses Aushängeschild unserer Region in Berlin nun von der Grünen Spitze der Landesvertretung nach über 30 Jahren in die Tonne getreten wird. Ich kann nur hoffen, dass der Ministerpräsident hier im Interesse des badischen Landesteils eingreift und seine Mitarbeiter in Berlin zurückpfeift“, so Olav Gutting.
(Quelle: Homepage Olav Gutting)
Zum Museum äußert sich auch Aktivistin Raquel Rempp;
Den aufmerksamen Besuchern des Spargelsamstags aus Nah und Fern ist es nicht entgangen:
Es gibt noch immer kein Spargelmuseum in Schwetzingen.
Immer wieder fragen Befürworter des Spargelmuseums, was denn jetzt damit sei: Kommt es oder kommt es nicht? Still ruht das Rothacker´sche Haus, in dem unter anderem auch das Museum zu finden sein sollte. Es scheint auch kaum einer mehr darüber zu sprechen, zu lesen oder zu hören.
Wie in einem Dornröschenschlaf scheint das Thema „Sanierung Rothacker´sche Haus“ zu schlummern. Die prächtigen – allerdings doch etwas kostenintensiven und vielen mit Recht aufstoßenden – angedachten Umbaupläne, die aus der jetzigen Ruine ein kulturelles Begegnungszentrum für alle machen sollten: Wo sind sie denn geblieben?
Wäre es nicht an der Zeit die Bürgerschaft diesbezüglich zu informieren? Gerüchte würden so vielleicht gar nicht erst entstehen. Gibt es eine aktuelle abgespeckte Version der ursprünglichen viel zu teuren Sanierungsmaßnahmen oder ist das Thema für die weiteren Jahre wieder ganz vom Tisch?
Gerade jetzt war unsere Partnerstadt Schrobenhausen zu Besuch. Diese hatte es bereits 1985 geschafft, das sehr interessante, schöne und informative „Europäische Spargelmuseum“ zu errichten und steht ganz sicher mit Rat und Tat zur Seite, wenn es an die Einrichtung des Museums geht.
Die große Spargelstadt Schwetzingen mit ihrem famosen und immer wieder hoch gepriesenen Schwetzinger Spargel – der in den Augen vieler ein Museum verdient hätte – schafft es offenbar noch immer nicht, ihrem Spargel eine geeignete Stätte zu erbauen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies mit Sicherheit auf dem ein oder anderen Wahlprogramm der verschiedenen Fraktionen im kommenden Jahr stehen wird: Denn ja – die Kommunalwahlen 2024 stehen vor der Tür. Auch das entgeht dem aufmerksamen Beobachter nicht.
Einige erwachen langsam schon aus ihrem Schlummer und machen sich wieder in der Öffentlichkeit und Presse präsent(er). Die Bürger harren weiterhin der Dinge, die da mal mehr oder weniger kommen werden. Vielleicht wird ja das Schwetzinger Spargelmuseum mal an einem Spargelsamstag eröffnet?
Der Spargel – ähm, die Hoffnung – stirbt zum Schluss.