Michael Succow macht „letzter Generation“ Mut

Alternativnobelpreisträger Michael Succow (3. v. l.) in der Blumberger Mühle. Foto: Uckermärker

Berlin. Der Naturschützer und Träger des alternativen Nobelpreises, Michael Succow, zeigt Verständnis für Klimaaktivisten der Letzten Generation.

Von Frank Bürger / dpa

Der Naturschützer und Träger des alternativen Nobelpreises, Michael Succow, zeigt Verständnis für Klimaaktivisten der Letzten Generation. «Ich bin angetreten, um diesen jungen Menschen Mut zu machen», sagte der 81-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Sie seien ganz wichtig, keine Außenseiter, und man müsse ihre Ängste ernst nehmen. Er verwehrte sich etwa gegen Kritik, die Aktivisten sollten erst einmal ihr Studium beenden oder sich in die Arbeitswelt integrieren.

«Ohne Bürgerbewegung geht es heute nicht mehr», sagte der gebürtige Brandenburger, der heute bei Greifswald lebt. Succow hat sich sein Leben lang für den Umwelt- und Naturschutz engagiert und war zu DDR-Zeiten selbst in Konflikt mit dem Staat gekommen. Er sieht auch Unterschiede zu seinem Engagement. «Dieses Festkleben, diese harte Auseinandersetzung, war seinerzeit überhaupt nicht denkbar. Heute geht diese Generation an die Grenze, weil sie spüren, dass das Wirkung hat.» Als Coup gilt, wie Succow und seine Mitstreiter in der Wendezeit große Gebiete in Ostdeutschland für den Naturschutz sicherten.

Ähnlich wie die jungen Aktivisten ist Succow davon überzeugt, dass beim Umwelt- und Klimaschutz höchste Eile geboten ist. «In vielen Entwicklungsländern des globalen Südens haben wir den Kipppunkt des Klimawandels bereits überschritten, so dass ganze Regionen vertrocknen und damit immer stärkere Migrationsbewegungen erzeugen», sagte der Wissenschaftler, der in der ganzen Welt unterwegs war. «Da kann man noch so hohe Zäune oder Mauern bauen.» Succow sagte: «Ich weiß etwas mehr über den Zustand der Erde als viele andere.»

Weltweit gibt es 727 Biosphärenreservate von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservate. Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin zählt seit September 1990 dazu und steht damit gleichberechtigt in einer Reihe mit so bekannten Schutzgebieten wie dem Yellowstone Nationalpark in den USA, den Hawaii-Inseln oder der Serengeti in Afrika.

Die UNESCO hat damit die Kulturlandschaft zwischen oberer Havel, der unteren Oder und dem Barnim im nordöstlichen Teil der Mark Brandenburg als so interessant und wichtig eingestuft, dass sie zu den wenigen besonders wertvollen Landschaften der Welt zählt und in das weltweite Forschungsprogramm „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) einbezogen ist.

Im Gegensatz zum Nationalpark, in dem die Natur weitestgehend sich selbst überlassen bleiben soll, werden im Biosphärenreservat die Möglichkeiten naturverträglichen Wirtschaftens ermittelt und erprobt. Es entsteht Schritt für Schritt eine beispielhafte nachhaltig arbeitende Wirtschaftsregion, die zeigt, wie sich die Menschen ihren Lebensunterhalt erarbeiten und zugleich die Landschaft für künftige Generationen erhalten können. Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen Schutz, Nutzung und Entwicklung gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Die eiszeitliche Landschaftsprägung vor ca. 15.000 Jahren, die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren und die Nutzungsgeschichte dieser Landschaft durch den Menschen über die Jahrhunderte ließ eine vielfältige, interessante Kulturlandschaft entstehen, die in Westeuropa ihresgleichen sucht. Diese Landschaft in ihrer Eigenart und Schönheit und ihre Prägung durch den Menschen als eine einzigartige historische Kulturlandschaft soll erhalten bleiben und weiter entwickelt werden. Die Region ist Lebensraum vieler, vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten, die ungestörte Lebensräume benötigen. In den naturnahen Wäldern brüten See-, Fisch- und Schreiadler, Kranich und Schwarzstorch. Biber und Fischotter sind über das ganze Schutzgebiet verbreitet. Hier finden sich noch ausgedehnte Wälder. Neben der Schorfheide mit ihren Kiefernwäldern und uralten Huteeichen, beherbergt das Biosphärenreservat große unzerschnittene Tiefland-Buchenwälder.

Nach der einzigen freien Wahl zur Volkskammer im März 1990 wurde Succow zum stellvertretenden Minister für Natur-, Umweltschutz und Wasserwirtschaft der DDR und für Ressourcenschutz und Landnutzungsplanung verantwortlich. Am 12. September 1990 wurde auf Betreiben Succows im Ministerrat der DDR – auf dessen letzter Sitzung vor seiner Auflösung – das Nationalpark-Programm beschlossen, mit dem sieben Prozent der Fläche der DDR als Nationalpark oder Biosphärenreservat unter strengen Naturschutz gestellt wurden.

Das Kloster Götschendorf liegt mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Auf Schloss Wartin hatte ich mehrere Begegnungen mit Michael Succow, was sich auch in meinem Buch widerspiegelt.

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