Festkonzert in der Weihnachtskirche

Berlin. In der Spandauer Weihnachtskirche gibt es am Sonntag, den 11. Dezember, dritter Advent um 16 Uhr ein Festkonzert, unterstützt von der Spandauer Bezirksverordnetenversammlung.

Von Frank Bürger

Der Spandauer Abgeordnete Stephan Machulik besuchte auf meine Einladung vor gut einem Jahr die Evangelische Weihnachtskirche. Er war fasziniert, dass es in Spandau so ein „Kleinod“ wie die Reger-Orgel gibt und sagte Unterstützung für die Kirchenmusik der Gemeinde zu. So wird nun das „Sinfonische Weihnachtskonzert“ mitfinanziert.

Das Programm

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Klavierkonzert A-Dur, KV 414

Allegro

Andante

Rondeau

Joseph Gabriel Rheinberger (1839–1901)

Orgelkonzert Nr. 2 g-Moll, op. 177

Grave

Andante

Con moto

Ferdinand Schubert (1794–1859)

Hirtenmesse op. 13 für Soli, Chor und Orchester 

Kyrie

Gloria

Credo

Sanctus

Benedictus

Agnus Dei

Die Künstler

Ines Paschke · Sopran

Kwon Yongbeom · Altus

Christoph Leonhardt · Tenor

Detlev Hesse · Bass

Adriana von Franqué · Klavier

Daniel Seeger · Orgel

Haselhorster Kantorei

Apostel-Paulus-Chor (Detlev Hesse · Einstudierung)

Neue Philharmonie

Jürgen Trinkewitz · Leitung

Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert A-Dur, KV 414

In Wien wurde das Klavier zu Mozarts Hauptinstrument und die Gattung des Klavierkonzerts zu einem wichtigen Experimentierfeld seiner kompositorischen Tätigkeit – er schrieb insgesamt 23 eigenständige Konzerte für Clavier (darunter eines für zwei und eines für drei Klaviere). Das heute zu hörende Konzert in A-Dur KV 414 und seine Schwesterwerke KV 413 und 415 wurden zwischen 1782 und 1783 komponiert. Diese Triade eröffnet die bedeutende Serie von 15 Klavierkonzerten, die Mozart in den folgenden vier Jahren für seine Akademien, die für ihn finanziell sehr wichtig waren, komponierte und die zum Beispiel im Saal des Trattnerhofs, im städtischen Casino zur Mehlgrube oder im Burgtheater aufgeführt wurden. Der Erfolg gab Mozart in den ersten Jahren Recht, er traf den Geschmack des Publikums. Insgesamt gilt für das A-Dur-Konzert, was Mozart über alle drei Klavierkonzerte des Winters 1782/83 an seinen Vater geschrieben hat: „Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer, und zu leicht – sind sehr Brillant – angenehm in die ohren – Natürlich, ohne in das leere zu fallen – hie und da – können auch kenner allein satisfaction erhalten – doch so – daß die nicht-kenner damit zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen warum.“ (Brief vom 28. Dezember 1782)

Joseph Rheinberger: Orgelkonzert g-Moll Nr. 2, op. 177

Zeit seines Lebens hat sich Rheinberger als Virtuose und Komponist immer wieder der Orgel zugewandt. Die Uraufführung fand am 13.9.1894 in Baden-Baden statt und am 14.12. 1894 dirigierte kein Geringerer als Richard Strauss innerhalb eines Konzertes der Musikalischen Akademie in München die dortige Erstaufführung. Das bis heute geschätzte Werk erfuhr viele Aufführungen, unter anderem auch durch Albert Schweitzer 1899 in Strassburg an der Orgel. Eine zeitgenössische Kritik charakterisiert das Werk folgendermaßen: „Die erste Abtheilung brachte noch eine Neuheit, das Konzert für Orgel op. 177 mit Begleitung des Streichorchesters, zwei Hörnern, Trompeten, Pauken von Rheinberger. Der Komponist erzielt mit dieser Zusammenstellung bedeutende Wirkungen. […] Sowohl der erste wie der letzte Satz, die beide pathetisch gehalten sind, haben ihren Höhepunkt in einer Art triumphierenden Volksgesang; reizende Klangwirkungen bringt das anmuthige Andante.“

Ferdinand Schubert: Hirtenmesse

Ab 1810 arbeitete Schubert als Organist an der Lichtentaler Pfarrkirche, noch parallel zu seiner Tätigkeit als Hilfslehrer in einem Waisenhaus in Wien, die er im selben Jahr antrat. Vier Jahre später wurde er dort als richtiger Lehrer angestellt. 1816 heiratete er Anna Schüler. 1820 wurde Ferdinand Schubert Lehrer und Regens chori in Alt-Lerchenfeld, erhielt jedoch zwei Jahre später eine Berufung zum Lehrer an der Normal-Hauptschule bei St. Anna, wo er auch 1829 erster Repräsentant des Musikvereins St. Anna wurde. Nachdem seine erste Frau verstorben war, heiratete Schubert 1832 Therese Spazierer. Aus seinen beiden Ehen stammten insgesamt 29 Kinder, von denen jedoch nur 12 überlebten. Seine Ernennung zum Mitglied des Comités der Concert-Gesellschaft folgte 1834, und nur vier Jahre später (1838) erhielt er eine Honorar-Professur für Orgelspiel am Konservatorium. Da er in Fachkreisen für seine herausragende Tätigkeit als Schulrat bewundert wurde, erhielt er 1851 die Stelle des Direktors an der Normal-Hauptschule bei St. Anna. Obgleich Ferdinand Schubert Zeit seines Lebens beruflich durchaus erfolgreich war, lebte seine Familie in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen, so dass nach seinem Ableben „Aufrufe zur Unterstützung seiner Hinterbliebenen“ erschienen.

Ferdinand Schubert hat sich als getreuer Nachlassverwalter seines Bruders Franz Schubert einen Namen gemacht, aber er trat ebenfalls als Komponist mit immerhin 90 Werken, von denen viele im Druck erschienen sind, an die Öffentlichkeit. In der heute zu hörenden – sehr selten aufgeführten – Hirtenmesse gibt es viele Anklänge an Themen und an die Kompositionsweise Franz Schuberts, aber auch an Mozart. Die 1846 im Druck erschienene und am Weihnachtstag desselben Jahres uraufgeführte Hirten-Messe traf sofort den Geschmack des damaligen Publikums wegen der besonderen melodischen Schönheit, die uns auch heute noch erfreut.

Text: Jürgen Trinkewitz

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