Jubiläum in der Uckermark

Trompetenspektakel…Konzert am 13. Aug 2022 19 Uhr Ehemaliges Joachimsthalsches Gymnasium Templin

Berlin.

Berlin. Am 6. August starten die Uckermärkischen Musikwochen. Im Jahr 1992 gründeten musikbegeisterte Menschen aus der Uckermark ein regionales Musikfestival, mit dem sie die Region für die Menschen in der Uckermark lebenswerter und für Besucher attraktiver machen wollen. Also Jubiläum ist angesagt. Hier nun ein Interview mit Festivalorganisator Christoph Wichtmann.

Von Frank Bürger

Was erinnert an die Anfänge der Uckermärkischen Musikwochen vor 30 Jahren?


Die Zielsetzung, erstklassige Musik nicht nur in den uckermärkischen Städten zu bieten, sondern bis ins kleinste Dorf zu gehen, das stand am Anfang und ist geblieben. Drei der sieben Gründungsmitglieder sind noch immer im Verein aktiv. Von Anbeginn haben die Uckermärkischen Musikwochen das gleiche Logo, ein stark abstrahiertes regenbogenbuntes Paar mit einer fliegenden Gans und einem Schwan. Inhaltlich nicht naheliegend für ein Musikfest, aber mit hohem Wiedererkennungswert.

Wer sind außer Ihnen die prägenden Gestalten der Konzertreihe?

Erstens die Mitglieder des Vereins. Anfangs sahen sich manche sicher eher als Initiatoren und weniger als Mitwirkende. Das hat sich jedoch positiv geändert. Der Trägerverein hat heute 30 Mitglieder, in der Gründungsphase waren es nur die notwendigen sieben. Außerdem sind für die Musikwochen die Gastgeber der Konzerte wichtig, da das Festival keine eigenen Konzertstätten hat. Die Uckermärkischen Musikwochen mieten sich nicht einfach bei Kirchengemeinden, Privateigentümern oder Kommunen ein, wir erwarten auch Interesse und Engagement auf Seiten der Hausherrinnen und -herren. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Nicht zuletzt sicher die Musiker, die gerne und engagiert in der Uckermark spielen.

Wie haben sich die Uckermärkischen Musikwochen entwickelt?

Auf den ersten Blick gibt es wenig sichtbare Änderungen. Meist waren es etwas über 20 Konzerte im Jahr, diese Konzerte waren über den ganzen Landkreis verteilt. Änderungen gab es eher inhaltlicher Art. Die Uckermärkischen Musikwochen haben sich zu einem Festival historisch informierter Aufführungspraxis entwickelt, das klingt fast abschreckend akademisch, meint aber nur, dass die meisten Musiker, die eingeladen werden, Spezialisten darin sind, Musik so aufzuführen, wie sie in der Entstehungszeit gespielt wurde. In den letzten Jahren kamen Konzerte mit Musik aus anderen Musikkulturen hinzu, oft gepaart mit Alter Musik in einem Konzert. Orgelmusik spielt keine große Rolle mehr, weil es seit zehn Jahren ein eigenes Orgelfestival in der Uckermark gibt. Außerdem haben wir uns von den ganz groß besetzten Konzerten verabschiedet, bei denen über hundert Musiker auf der Bühne standen. Das waren immer Ausnahmen im Programm und konnten von den Musikwochen wegen des großen finanziellen Risikos nicht alleine gestemmt werden.

Wer sind die wichtigsten Künstler, die immer noch mit den Musikwochen verbunden sind?

Wir versuchen immer, neue Musiker und Ensembles einzuladen. Trotzdem ist die Motivation nach besonders schönen Konzerten groß, eine Einladung für das nächste oder übernächste Jahr auszusprechen. So wird der Stammbesucher hin und wieder bekannte Namen im Festivalprogramm entdecken. Dazu gehören das Ensemble Polyharmonique, das seit vielen Jahren regelmäßig zu Gast ist und dabei eine erstaunliche Karriere gemacht hat, das gilt auch für eines der weltweit besten Renaissance-Ensembles, die Capella de la Torre, die dieses Jahr allerdings in der Uckermark pausiert. Aus Estland ist es das Ensemble Heinavanker, aus Slowenien das Frauenvokalensemble Gallina, aus Polen Musiker im Umfeld des Pianisten Marek Toporowski und verschiedene Ensembles der Akademie für Alte Musik Stettin, aus der Tschechischen Republik sind es die besten Barockorchester, aber auch kleinere Formationen wie die Cappella Mariana und Ensembles um die Pianistin Monika Knoblochová. Es sind uckermärkische Ensembles wie das Preußische Kammerorchester, der Chor Sequere Vocem oder auch Ensembles um den Herzfelder Fagottisten Adrian Rovatkay. Schließlich sind seit einigen Jahren regelmäßig Ensembles der Berliner Musikhochschulen im Programm, Sänger der Hochschule für Musik “Hanns Eisler“ und Holzbläser der Universität der Künste Berlin.

Woher kommen die Gelder der Musikwochen, wem muss man Dankeschön sagen?

Wichtigster Förderer ist die öffentliche Hand, die etwa die Hälfte der Ausgaben trägt. Dazu kommen private Spender, Stiftungen u.ä. Wichtig sind vor allem die Besucher, die für die Eintrittsgelder tolle Musik geboten bekommen und das auch gerne honorieren. Dabei sind die Kartenpreise moderat.

Was ist der Schwerpunkt der Jubiläumskonzertreihe?

Mit dem Programm bleiben wir uns treu. Festlich barock beginnt es mit einem Konzert mit Musik von Georg Friedrich Händel. Das ist ganz tolle Musik, Händel steht damit in diesem Jahr zum dritten Mal als einziger Komponist auf dem Programm eines Eröffnungskonzerts.

Was sind die Konzerte, die man besucht haben sollte?

Sicher das Eröffnungskonzert. Wer Vielfalt schätzt, kann am 7. August in Angermünde drei kurze Konzerte an drei Orten hintereinander besuchen. Wer literarisch-musikalische Programme schätzt, sollte nach Stützkow kommen, dort sind wir zum ersten Mal. Wer ein singendes Streichquartett erleben will, der hat die Chance dazu im Temmener Schafstall. Einen barocken tschechischen Liederzyklus gibt es in Bülowssiege, Schuberts „Schöne Müllerin“ in Boitzenburg. In Templin gibt es ein Trompetenspektakel, die Berliner lautten compagney treibt die historisch informierte Aufführungspraxis in Groß Fredenwalde so weit, dass die Sänger und Musiker wie zu John Dowlands Zeiten sich rund um einen Tisch platzieren.

Gibt es einen Festakt?

Nein, wir feiern die Musikwochen mit den Konzerten, davon haben die Besucher mehr.

Was verbinden Sie persönlich mit den Musikwochen?

28 Jahre meines Lebens! Bevor ich den Verein unterstützt habe, war mir die Uckermark nur
als die Region bekannt, durch die man auf dem Weg an die Ostsee fährt.

Was waren für Sie die Höhepunkte dieser Zeit, persönlich und auch künstlerisch?

Mein persönliches dreißigjähriges Jubiläum bei den Musikwochen kann ich erst 2024 feiern, aber auch so bleiben viele Momente in Erinnerung. Die meisten Eröffnungskonzerte hinterließen bei mir einen bleibenden Eindruck. In Templin das Eröffnungskonzert mit Werken Händels, dem Alsfelder Vokalensemble, dem Barockorchester Concerto Polacco, unter den Solisten die hervorragende Dorothee Mields. Händels Oratorium „La Resurrezzione“ mit dem Prager Collegium 1704 unter der Leitung von Václav Luks, u.a. mit der hinreißenden Hana Blažíková. Dann hörte ich in Templin erstmals eine Barockoper aus den Anden mit dem Ensemble Elyma. Aber auch Konzerte mit kleiner Besetzung: Stephen Stubbs und Paul O’Dette als Lautenduo, Nigel Rogers „Schöne Müllerin“ in der Salveymühle, Orgelkonzerte mit Ton Koopman, Gustav Leonhardt, Masaaki Suzuki und Liuwe Tamminga, Tangotänzer, die auf Musik vom Monteverdi den Temmener Schafstall verzauberten ….

Christoph Wichtmann, Foto: Frank Bürger

Sängerinnen und Sänger der HfM Hanns Eisler Berlin
Orbis Streichquartett

Die Bilder wurden uns von den Uckermärkischen Musikwochen zur Verfügung gestellt

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