Berlin in besonderem Fokus

Berlin. Jürgen Schneider, der sich intensiv für das Erbe des Berliner Künstlers Manfred Pietsch einsetzt, hat gemeinsam mit Christina Baum einen Berliner Wandkalender entwickelt und produziert. Den Liebhaber erwarten besondere Bilder

Von Frank Bürger

Die Deutsch-Polnischen Nachrichten haben sich immer wieder mit dem Maler Manfred Pietsch beschäftigt.

Manfred Pietsch (1936-2015) zählt zu den wichtigen Malern und Grafikern unserer Zeit. Seine Werke sind u.a. in der Nationalgalerie Berlin, dem Kupferstichkabinett zu sehen. Der künstlerische Zugriff und die Sicht auf die Stadt Berlin weisen Manfred Pietsch als exzellenten Beherrscher seines Metiers aus. Mit dem Kalender für das Jahr 2022 begleiten Sie den Künstler auf einem Spaziergang an typische Orte in Berlin. Der Kalender ist für Berliner und Ex-Berliner, die ihre Stadt einmal anders sehen möchten. Er ist ein gutes Geschenk für Freunde der Stadt in nah und fern.

So ist es auf der Homepage von Christina Baum zu lesen.

Für mich besonders in den Fokus gerät die Allegorie auf die Musik „Staatsoper“ auf dem Dezemberbild.

Hier klingen Zitate zum Beispiel aus der „Zauberflöte“, „Don Giovanni“, „Carmen“ und „Orpheo“ an.

Den Auftrag zum Bau des »Zauberschlosses« gab Friedrich II. dem ihm nahe stehenden Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Dieser begann im Juli 1741 mit der Errichtung des Opernhauses, die den Auftakt für ein geplantes »Forum Fridericianum« bilden sollte. Am 7. Dezember 1742 – zehn Monate vor der Fertigstellung des Baus – wurde die Hofoper auf Befehl des ungeduldigen Königs mit Carl Heinrich Grauns »Cleopatra e Cesare« festlich eröffnet. Dies war gleichzeitig der Anfang der über 250-jährigen erfolgreichen Zusammenarbeit von Staatsoper und Staatskapelle.

Im Gegensatz zum Staatsopernchor, der erst 1821 fest engagiert wurde und die bis dahin aus Schülern der Berliner Gymnasien bestehenden Laienchöre ersetzte, bestand die damalige »Königliche Kapelle« zum Zeitpunkt der Einweihung bereits seit mehr als zwei Jahrhunderten. Ihre Wurzeln reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, 1570 wurde sie erstmals urkundlich als »Kurfürstliche Hofkapelle« erwähnt. 1842 begründete Gottfried Wilhelm Taubert die bis heute andauernde Tradition selbstständiger und regelmäßiger Sinfoniekonzerte. Im selben Jahr wurde Giacomo Meyerbeer als Nachfolger von Gaspare Spontini zum Generalmusikdirektor berufen und Felix Mendelssohn Bartholdy leitete für ein Jahr die Sinfoniekonzerte.

In der Nacht vom 18. zum 19. August 1843 brannte die Lindenoper – inzwischen mit dem Nationaltheater zu den »Königlichen Schauspielen« vereinigt – nach einer Aufführung des Militärballetts »Der Schweizersoldat« bis auf die Grundmauern ab. Sie wurde von Carl Ferdinand Langhans neu errichtet und im Herbst des darauffolgenden Jahres mit Meyerbeers »Ein Feldlager in Schlesien« wieder eröffnet, also eine deutsch-polnische Note.

Zu den Höhepunkten in der Berliner Operngeschichte im 19. Jahrhundert zählt die Uraufführung von Webers »Der Freischütz« 1821 im von Karl Friedrich Schinkel neuerbauten Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Otto Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« ging 1849 in der Lindenoper unter der Leitung des Komponisten erstmals in Szene.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlangte das Opernhaus durch Dirigenten wie Joseph Sucher, Felix von Weingartner und Karl Muck sowie später dann Richard Strauss und Leo Blech internationalen Ruhm. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches wurde die Oper 1918 in »Staatsoper Unter den Linden« umbenannt, aus der »Königlichen Kapelle« wurde die »Kapelle der Staatsoper«. In den zwanziger Jahren standen unter anderem Dirigenten wie Wilhelm Furtwängler, Erich Kleiber, Otto Klemperer, Alexander von Zemlinsky und Bruno Walter am Pult.

Im April 1928 eröffnete die Lindenoper nach einem völligen Umbau des Bühnenhauses, bei dem eine Drehbühne sowie Unter- und Seitenbühnen eingebaut wurden, das Haus mit einer Neuinszenierung der »Zauberflöte«. Im selben Jahr gaben Fjodor Schaljapin und das Diaghilew-Ballett unter Ernest Ansermet Gastspiele in der Staatsoper.

Nach der Machtergreifung Hitlers wurden alle Juden aus dem Ensemble entlassen; Otto Klemperer, Fritz Busch und viele Spitzensolisten gingen ins Exil. Staatskapellmeister während des Dritten Reiches waren Robert Heger, Johannes Schüler und Herbert von Karajan, unter dessen Leitung 1944 die erste Stereoaufnahme entstand. Schon seit dem Ende des Wilhelminischen Kaiserreiches widmete sich die Lindenoper verstärkt zeitgenössischen Komponisten. So wurde 1925 Alban Bergs »Wozzeck« in Anwesenheit des Komponisten unter der Leitung von Erich Kleiber uraufgeführt. Letzterer leitete 1930 auch die Uraufführung von Darius Milhauds »Christoph Kolumbus« und 1934 der sinfonischen Stücke aus Alban Bergs »Lulu«, woraufhin die Nazis jedoch einen Skandal inszenierten und Erich Kleiber ebenfalls ins Exil trieben. 1938 folgte die Uraufführung von Werner Egks »Peer Gynt«, die der Komponist selbst dirigierte.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Opernhaus zweimal durch Bomben komplett zerstört. Während es beim ersten Mal rasch wieder aufgebaut wurde, zog sich die Neuerrichtung nach der zweiten Zerstörung hin. Beide Male, 1942 wie 1955, wurde die Deutsche Staatsoper Berlin, wie sie sich seit 1945 nennt, mit Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« wieder eröffnet.

Trotz des Mauerbaus 1961 und den damit verbundenen Beschränkungen gelang es der Staatsoper unter den Intendanten Hans Pischner und Günter Rimkus in den folgenden Jahrzehnten, ihren internationalen Ruf zu erhalten und ein breit gefächertes Repertoire aus Klassik und Romantik sowie aus zeitgenössischen Opern- und Ballettwerken aufzubauen. Die Reihe der Uraufführungen wurde u. a. mit »Das Verhör des Lukullus« (1951), »Einstein« (1974) und »Leonce und Lena« (1979) von Paul Dessau fortgesetzt.

Nach der Wiedervereinigung hat sich die Lindenoper nicht nur fest im Berliner Musikleben etabliert, sondern zählt auch wieder zu den führenden Opernhäusern der Welt. Unter dem Intendanten Georg Quander wurden neben den großen Werken des Repertoires neue inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. Wichtige Werke, die in der Vergangenheit ihre Uraufführung erlebt hatten, wurden im Rahmen einer »Berliner Dramaturgie« erneut zur Diskussion gestellt. Eine besondere Bedeutung kam Barockopern zu, die unter der Leitung von René Jacobs mit Spezialensembles wie der Akademie für Alte Musik Berlin und dem Freiburger Barockorchester auf historischen Instrumenten aufgeführt wurden. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit währt mittlerweile ein Vierteljahrhundert und umfasst rund zwei Dutzend verschiedener Produktionen mit Werken italienischer, deutscher und englischer Komponisten wie Monteverdi, Cavalieri, Scarlatti, Steffani, Graun, Händel, Telemann und Purcell.

Mit Daniel Barenboim wurde 1992 erneut ein Musiker mit langjähriger internationaler Erfahrung als Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor gewonnen. Er brachte mit der Staatskapelle Berlin, die ihn im Herbst 2000 zum Chefdirigenten auf Lebenszeit wählte, den Zyklus mit sämtlichen Sinfonien und Klavierkonzerten Beethovens (als Solist und Dirigent) zur Aufführung und präsentierte bei den Festtagen 2002 auch erstmals den zehnteiligen Wagner-Zyklus, der zwischen 1992 und 2002 mit Harry Kupfer erarbeitet wurde. Zu weiteren Großprojekten zählten der zehnteilige Mahler-Zyklus 2007, der neunteilige Bruckner-Zyklus (seit 2012 mehrfach auf Gastspielreisen präsentiert) sowie ein breit gefächertes Spektrum von Musiktheaterproduktionen, u. a. mit Werken von Gluck, Beethoven, Strauss, Busoni, Rimsky-Korsakow und Martinu. Im Zentrum der vergangenen Jahre steht auch weiterhin die Auseinandersetzung mit den Opern und Musikdramen Wagners sowie eine sich weiter intensivierende Verdi-Pflege. Im Konzertbereich finden Werke von Mozart, Beethoven, Brahms und Bruckner ebenso Aufmerksamkeit wie Kompositionen von Schönberg, Berg, Debussy, Ravel, Strawinsky, Boulez, Carter und Widmann.

Prägend für die Zeit Peter Mussbachs Intendanz und künstlerische Leitung, die er 2002 von Daniel Barenboim übernommen hat, wurde neben der Pflege des Konzert- und Opernrepertoires die Arbeit an neuen Formaten des Musiktheaters: Zahlreiche Uraufführungen und Werke des 20. Jahrhunderts wurden als interdisziplinäre Projekte mit bildenden Künstlern, Architekten oder Choreografen sowohl im Großen Haus als auch in dem als experimentelles Labor für Grenzen übergreifende Projekte etablierten Magazingebäude der Staatsoper realisiert.

Im April 2008 übernahm der Operndirektor Ronald H. Adler kommissarisch die Leitung der Staatsoper. Während dieser Zeit wurde der Umzug in das Schiller Theater im Bezirk Charlottenburg vorbereitet, das während der Sanierung des Hauses Unter den Linden als Ausweichspielstätte fungierte. Abweichend von den ursprünglichen Planungen, die einen Wiedereinzug bereits 2013 in Aussicht stellten, war die Staatsoper bis zum Ende der Spielzeit 2016/17 im Schiller Theater beheimatet.

Im September 2010 übernahm mit Jürgen Flimm ein weltweit erfolgreicher Opern- und Schauspielregisseur sowie langjähriger Intendant renommierter Häuser und Festivals die künstlerische und administrative Leitung der Berliner Staatsoper. In den Jahren seiner Intendanz wurde im Schiller Theater und an anderen Spielstätten eine große Anzahl von Opern- und Konzertaufführungen realisiert, die von Barockproduktionen bis hin zu Uraufführungen reichen. Neben den Klassikern des Repertoires gelangten dabei auch selten gespielte Werke sowie eigens entwickelte, neue Akzente setzende Musiktheaterprojekte auf den Spielplan. Zu den Höhepunkten zählten dabei u. a. Luigi Nonos »Al gran sole carico d’amore«, Frank Martins »Le vin herbé«, Toshio Hosokawas »Matsukaze« sowie die Abende »AscheMOND oder The Fairy Queen« und »Rein Gold«. Ein besonderes Gewicht lag auf der Pflege zeitgenössischer Werke, die vielfach im Rahmen des Festivals »Infektion!«, das jährlich gegen Ende der Spielzeit stattfand, zur Aufführung kamen. In der Werkstatt des Schiller Theaters, die ab 2010 als »kleine Bühne« für zeitgenössische Werke im Kammerformat und Kinder- sowie Jugendoper reaktiviert wurde, entwickelte sich desgleichen ein Ort für ein anregend-lebendiges Musiktheater. In den vergangenen Jahren ist Jürgen Flimm auch verstärkt selbst als Regisseur an der Staatsoper in Erscheinung treten, u. a. mit Inszenierungen von Mozarts »Le nozze di Figaro«, Glucks »Orfeo ed Euridice«, Puccinis »Manon Lescaut« oder Sciarrinos »Luci mie traditrici«.

Auch im Schiller Theater setzte die Staatsoper ihre einzigartige Programmatik fort, von der Barockoper in historisch informierter Aufführungspraxis über die zentralen Werke der klassischen und romantischen und modernen Literatur bis zu Stücken aus dem 20. und 21. Jahrhundert die gesamte Bandbreite des Musiktheaters ihrem Publikum zu bieten, auf höchstem musikalischem und szenischem Niveau. Dafür bürgen Generalmusikdirektor Daniel Barenboim, der pro Saison im Schnitt drei Opernpremieren sowie ca. 15 Sinfoniekonzerte dirigiert, die national wie international hoch angesehene Staatskapelle Berlin, der Staatsopernchor, ein hervorragendes Solistenensemble sowie weltweit führende Gast-Sängerinnen und Sänger. Die Operninszenierungen reflektieren die Auseinandersetzung mit den Werken aus heutiger Perspektive, geben neue Impulse zu herkömmlichen Sehgewohnheiten und bleiben dabei dennoch dem Werkgehalt treu.

Seit Herbst 2017 sind alle diese Künstlerinnen und Künstler wieder im Stammhaus Unter den Linden, das nach siebenjähriger Rekonstruktion wieder in Betrieb genommen wurde, zu erleben. Auch dort erwartet die Besucherinnen und Besucher wieder ein spannendes, attraktives Programm, für das seit 1. April 2017 Matthias Schulz verantwortlich zeichnet, der damit Jürgen Flimm als Intendant der Staatsoper Unter den Linden nachfolgt.

Was für eine Geschichte…Manfred Pietsch fokussiert sie auf seine Weise

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