
Berlin Am Neujahrstag um 18 Uhr wirft Pfarrer Martin Stoelzel-Rhoden mit der Jahreslosung ein Blick auf das Gnadenbild „Mariahilf“ von Lucas Cranach dem Älteren. Dafür komponierte Enjott Schneider eine Elegie für Orgel und Oboe, die im Gottesdienst erklingen wird.
Von Frank Bürger
Jesus Christus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lukas 6,36). Das ist die Jahreslosung für das kommende Jahr. Pfarrer Martin Stoelzel-Rhoden predigt dazu am 1. Januar um 10 Uhr in der Stiftskirche und wirft einen Blick auf das Gnadenbild „Mariahilf“. Inspiriert von dem berühmten „Gnadenbild Mariahilf“ des Malers Lucas Cranach d.Ä., im Hochaltar des Innsbrucker Domes, das in unzähligen Kopien existiert, komponierte Enjott Schneider eine Elegie für Oboe und Orgel, die im Gottesdienst erklingen wird.
Das Bild wurde zum Inbegriff von „Maria, Hilfe der Christen“. Maria ist als Frau von zarter Schönheit dargestellt, die ein nacktes Kind an sich schmiegt.
Das Motiv wurde zu einem der am weitesten verbreiteten Marienbilder in Tirol, Süddeutschland und im Alpenraum.
Das Madonnenbild zeigt eine in der Art der einfachen Bevölkerung gekleidete, nach halblinks gewandt sitzende junge Frau in Dreiviertelfigur vor dunklem Hintergrund, die ein nacktes Kind auf ihrem Schoß hält. Die Frau trägt ein blaues Unterkleid und einen roten Überwurf, ihr langes blondes Haar ist nach hinten gekämmt und wird von einem Haarreif gehalten. Ihr Kopf ist von einem dünnen transparenten Schleier bedeckt, der auch über den Kopf des Kindes fällt, das aufgerichtet und zur Mutter gewandt ist und mit der Rechten nach deren Wange greift. Bis auf die für Mariendarstellungen typische rot-blaue Farbenkombination ihrer Kleidung hat die Frau kein erkennbares Marien- oder Heiligenattribut. Der Bildtypus geht jedoch auf die byzantinische Eleousa (Glykophilousa) zurück, einer Darstellungsform von Maria mit dem Kind, wobei dieses sich an das Gesicht der Mutter schmiegt.
Lucas Cranach, kursächsischer Hofmaler und Freund Martin Luthers, hatte das Bild für den sächsischen Hof in Dresden gemalt. Erzherzog Leopold V. wählte es als Gastgeschenk bei einem Besuch und brachte das Bild aus Dresden zuerst nach Passau, wo er Bischof war, und dann nach Innsbruck, wo er Regent war. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es bei Marienandachten öffentlich verehrt, und um 1650 erhielten es die Innsbrucker für ihre Pfarrkirche, den heutigen Dom.
Das Bild wurde zum Inbegriff der Maria, Hilfe der Christen und hat sich in unzähligen Kopien und Variationen vor allem im Alpenraum sehr weit verbreitet als Altarbild in Kirchen und Kapellen, als religiöse Fassadenmalerei und als privates Andachtsbild. Zu den frühen Kopien zählen die 1660 gestiftete Kopie für die Wiener Mariahilf-Kirche oder die 1671 gemalte Kopie in der Kirche St. Dionysus in Neunkirchen. Außerdem fand das Motiv auch Eingang in Votivbilder und andere Darstellungen mit erweitertem Kontext.
1989 war das Bild Briefmarkenmotiv der Österreichischen Post für das Motiv 25 Jahre Diözese Innsbruck.
Enjott Schneider ist ein deutscher Komponist für Konzertsaal, Bühne, Film und Geistliche Musik. Enjott träumt von einem universalen Erfassen von Welt und Menschen: Musik ist die Sprache des Universums und der Freiheit! Musik ist Kunst – gegen Kommerz und Kapitalismus gerichtet. In vielen Gremien – etwa als Präsident des Deutschen Komponistenverbandes DKV – setzt er sich für kulturelle Vielfalt, Nische und gegen die Dominanz des Mainstreams ein.
Enjott Schneider ist zudem Präsident des Deutschen Komponistenverbandes DKV, Mitglied im Aufsichtsrates der GEMA
Geboren ist er am 25.5.1950 in Weil am Rhein. Er studierte Musik, Musikwissenschaft, Germanistik, Linguistik in Freiburg i. Br. (Promotion Dr. phil. 1977).
Nach Lehraufträgen (Musikhochschule und Universität Freiburg) war er 1979-2012 Lehrer an der Hochschule für Musik München (Professor für Musiktheorie, seit 1996 für Komposition).
Er komponierte Orgelwerke, (u.a. 16 Orgelsinfonien, Orgelkonzerte) Liederzyklen, Kammermusik, Orchester- und Bühnenwerke (neun abendfüllende Opern).
Er schrieb die Musik zu über 500 Filmen, neben Kinofilmen wie „Herbstmilch“, „Stalingrad“, „Schlafes Bruder“, „Wildfeuer“, „Leise Schatten“, „Das Mädchen Rosemarie“ und „23 – Nichts ist so wie es scheint“ auch TV-Movies wie Stauffenberg, Die Flucht, Laconia, Schwabenkinder, Jahrestage, Nicht alle waren Mörder TV-Serien wie „City Eypress“, „Marienhof“ , „Jede Menge Leben“, oder „Weißblaue Geschichten“ und viele TV-Filme, vom „Tatort“ bis zu zahlreichen Dokufilmen („Wunder von Leipzig“, „Drama von Dresden“, „Vatikan – Die Verborgene Welt“).
1990 erhielt er den bayerischen Filmpreis für Filmmusik; 1991 Bundesfilmband in Gold für Filmmusik. Erhielt 2001 in Biarritz den „Fipa d’or“ (beste europaeische Filmmusik „series et feuilletons“) für den Soundtrack zum ARD-Vierteiler „Jahrestage“ (Regie: Margarethe von Trotta), 2009 Deutscher Fernsehpreis für „Die Flucht“ und „Nicht alle waren Mörder“, er erhielt den Preis für das Lebenswerk beim Filmfestival Soundtrack Cologne 2015.
Sein Werk ist u.a. in CDs dokumentiert beim Label WERGO/ Schott Music (Orchesterwerke) und beim Label Ambiente audio (Geistliche Musik).
Seit 2003 ist er Mitglied im Aufsichtsrat der Verwertungsgesellschaft GEMA, von 2012-2017 war er Aufsichtsratsvorsitzender, seit 2013 ist er Präsident des Deutschen Komponistenverbandes DKV
Typisch für das Schaffen ist eine extreme Vielseitigkeit von Avantgarde bis Film und das Charakteristikum, aus Gegensätzlichem kreatives Potential zu schlagen. Die kreative Arbeit geht dabei immer parallel mit schriftstellerischer Reflexion und kritischer Standortbestimmung ihres kulturpsychologischen und soziologischen Stellenwertes.
Ein Blick voraus:
Am Freitag, den 22.1.2021 um 19:30 in Regensburg St. Andreas findet statt: Uraufführung von MAYIM CHAIM – WASSER DES LEBENS für Chor a capella im gleichnamigen Konzert EN12 mit zeitgenössischer Kirchenmusik. Das Werk wird zweimal musiziert: zu Beginn mit dem Neuen Kammerchor Regensburg Ltg. Kunibert Schäfer, und am Ende gemeinsam mit der zusätzlichen Mädchen-Kantorei Regensburg Ltg. Eva-Maria Leeb. Dazwischen erklingen weitere Werke von Wolfgang Rihm, Elena Kats-Chernin, Daniel Toledo Guillén, Thomas Buchholz, Mary Goetze, Richard Kidd.
Am 1. Januar nimmt Dr. Martin Kückes an der Orgel Platz. Er ist mit dem Komponisten der Elegie bekannt. An der Oboe Kim Witt.