Spargel bis St. Johann…?

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Spargel. Foto: Frank Bürger

Berlin. Heute in Schwetzingen. Spargel werden eingekauft. Die Aussage einiger Spargelanbauer: Das sind die letzten…Zu früh habe die Saison begonnen.

Der eigentliche Schlusspunkt wird ja am Johannistag gesetzt.

„Das schöne Fest, Johannistag, Ihr wisst, begeh’n wir morgen.

Auf grüner Au‘, am Blumenhang, bei Spiel und Tanz im Lustgelag“, so singt es Veit Pogner in der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ des Bayreuther Künstlers Richard Wagner.

Eine Herausforderung ist es, sich in dem Johannesstift im Juni Gedanken über den Johannistag zu machen.

Von Frank Bürger

Bei einem Blick in den evangelischen liturgischen Kalender fällt auf, dass in der festlosen Zeit der Trinitätszeit ein rot markierter Gedenktag dazugekommen ist: Der Johannistag.

Er wird als der Geburtstag von Johannes dem Täufer seit Jahrhunderten am 24. Juni gefeiert. Die liturgische Farbe ist weiß.

Johannes der Täufer ist nach dem Lukasevangelium, in dem der Sohn einer Verwandten von Maria, der Mutter Jesu. Als Maria schwanger wird, ist ihre Verwandte Elisabeth mit ihrem Sohn gerade im sechsten Monat. Das lässt sich im ersten Kapitel des Evangeliums nachlesen. Das Lukasevangelium ist ja bekannt für die historischen Noten, die gesetzt werden. Nicht umsonst wird ja zur Heligabend die Textstelle zur Geburt Jesu aus dem Lukasevangelium gelesen.

Johannes gilt in der evangelischen wie in der katholischen Kirche als der direkte Vorläufer Jesu. Er hat ihn angekündigt und schließlich getauft. Darum gebührt ihm ein großer Festtag, selbst wenn der in der Regel nicht so groß gefeiert wird.

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Johann Hinrich Wichern Quelle: Wikipedia

Warum trägt das evangelische Johannesstift in Berlin nun diesen Namen? Ad Fontes heißt hier die Devise. Wir gehen zu den Quellen zurück.

Am 25. April 1858 wurde das Evangelische Johannesstift von Johann Hinrich Wichern gegründet. Wichern benannte das Stift nach dem Evangelisten Johannes, dessen Evangelium er besonders schätzte, und in dessen legendären Gestalt er das Anliegen des neuen Stifts verkörpert sah.
Zu dem Täufer „Johannes“ besteht dem Namen nach der Bezug.

Wichern gehört zu den bedeutendsten Gestalten der modernen Diakonie. 1833 gründete er das Rauhe Haus in Hamburg. 1848 gab er den entscheidenden Anstoß zur Gründung des Centralausschusses für die Innere Mission, dem Vorläufer des heutigen Diakonischen Werks der EKD.

So ist der Tag fest verbunden mit dem Johannisempfang der Evangelischen Kirche in Deutschland. Einmal im Jahr lädt die evangelische Kirche Vertreter von Politik und Gesellschaft zu einem Fest in Berlin ein.

Auch in der Natur hat St. Johann eine wichtige Bedeutung.

„Stich den Spargel nie nach Johanni“ – so lautet eine alte Bauernregel. „Johanni“ bezeichnet in diesem Fall den Johannistag.

Ab diesem Zeitpunkt sollte man Spargelpflanzen eine Regenerationsphase gönnen, die sie benötigen, um bis zur neuen Saison wieder Kraft zu tanken. Um dies zu gewährleisten, dürfen aus einer Spargelpflanze nur sechs Spargelstangen entfernt werden – die siebte muss für das Folgejahr bestehen bleiben.

Grundsätzlich gilt: Wer nach dem 24. Juni noch Spargel sticht, riskiert für das nächste Jahr eine schlechte Ernte.

In Berlin ist in diesem Jahr der Johannistag letzter Schultag vor den Sommerferien, hat also auch für Kinder und Jugendliche eine Bedeutung, mit einem Blick auf die Zeugnisse.

So lassen wir uns nun in Schwetzingen die letzten Spargel unseres Spargelbauern schmecken.

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Spargelhoheiten in Hohenseeden. Foto: Frank Bürger

 

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