Eine Kopie der Stalingradmadonna geht nach Moskau. Das wurde in einem Festkonzert mit den russischen „Meistern des Chorgesangs“ besiegelt. Viel Prominenz nahm an dem Festakt teil.
Von Frank Bürger
Mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation gab es im Rahmen des Programms des internationalen Kulturprojekts „Russische Jahreszeiten“ am 1. November 2019 in Deutschland, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, das Konzert „Märtyrer des XX Jahrhunderts“, das dem 155. Jahrestag der Geburt der Großfürstin Elisabeth Fjodorowna Romanowa, gebürtige deutsche Prinzessin von Hessen-Darmstadt, die in der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen wurde, und allen unschuldigen Opfern von Tyrannei, Gewalt und Kriegen des XX. Jahrhunderts gewidmet ist.
Hausherr Pfarrer Martin Germer durfte viel Prominenz dazu begrüßen.
Für die Völkerverständigungen warben unter anderem der Ministerpräsident a.D. der Russischen Föderation Sergej Stepaschin, dem Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland Sergeij Netschajew , Irmgard Fellner als Stellvertreterin des deutschen Außenministers Heiko Maas und dem Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland Dietrich Brauer sowie Barbara Deml, landeskirchliche Pfarrerin für Ökumene und Weltmission und stellvertretende Direktorin des Berliner Missionswerks.
Mit zugegen auch Justus Werdin, Osteuropareferent beim Berliner Missionswerk sowie Prinz Georg von Preußen als Vertreter des vormals regierenden Preußischen Königshauses
Nun kommt eine Kopie der Stalingradmadonna in die St. Peter und Paul Kathedrale nach Moskau. Sie ist die Hauptkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland und Predigtstätte ihres Erzbischofs.
Die Veranstaltung wird von der Wohltätigkeitsstiftung des Heiligen Gregors des Theologen in Zusammenarbeit mit der ANO „Land der Auferstehung“, der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands und der ANO Kreatives Zentrum „Gloria-Art“, mit Unterstützung der Präsidialverwaltung der Russischen Föderation, des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation, der Russischen Botschaft in Deutschland, des Internationalen Kulturprojekts „Russische Jahreszeiten“, der Evangelischen Kirche Deutschlands, der Kaiserlich-Orthodoxen Palästina-Gesellschaft, des Preußischen Königshauses getragen.
Großfürstin Elisabeth Fjodorowna Romanowa gilt als schillernde Gestalt der Völkerverständigung.
Elisabeth von Hessen-Darmstadt wurde am 1. November 1864 als zweite Tochter des großherzoglichen Paares Ludwig und Alice von Hessen-Darmstadt geboren. Mit vollem Namen hieß sie Elisabeth Alexandra Luise Alice Prinzessin von Hessen und bei Rhein, die Familie rief sie schlicht Ella. Vor ihrer Heirat wuchs Prinzessin Elisabeth in einer lutherischen Familie auf, die die kleine Ella die ersten Beispiele von Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Mitgefühl für die Bedürftigen lehrte.
Einen großen Einfluss auf die Erziehung der großherzoglichen Kinder übte auch Königin Viktoria von Großbritannien, die Großmutter mütterlicherseits, aus.
Nachdem sie Großherzog Sergej Alexandrowitsch Romanow geheiratet und nach Russland gezogen war, war Elisabeth weiterhin ein Beispiel für Askese, Barmherzigkeit und Tugend.
Im Gegensatz zu den meisten ausländischen Ehefrauen russischer Großfürsten war Elisabeth nicht vor der Hochzeit zur russisch-orthodoxen Kirche übergetreten. Im Oktober 1888 reiste Elisabeth gemeinsam mit Sergei nach Palästina und besuchte unter anderem die Maria-Magdalena-Kirche in Jerusalem. Auf dieser Reise fasste sie den Entschluss, der Konfession ihres Mannes beizutreten. Am 12. April 1891 trat sie in die russisch-orthodoxe Kirche ein und war fortan in Russland unter dem Namen Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna bekannt. Sie selbst behielt ihren alten Vornamen aber bei.
Nachdem ihr Mann 1905 durch die Bombe eines revolutionären Terroristen starb, widmete Elisabeth ihr Leben dem Herrn und gründete in Moskau das Martha-Maria-Kloster für Arbeit, Barmherzigkeit und Gebet.
Am 18. Juli 1918 erlitten die Großfürstin und ihre engste Gefährtin, die Nonne Barbara, den Märtyrertod durch die Hände der Bolschewiki, die sie lebendig in eine Mine bei Alapajewskoje warfen.
Die erhaltenen Gebäude des Kloster-Konvents an der Odrynka wurden 1992 der Kirche zurückgegeben. Nach langen Auseinandersetzungen um Grundstück und Gebäude konnten die ersten Schwestern im Mai 1994 den Konvent neu gründen; sie erhielten 1995 den Segen des Patriarchen Alexius II. Das Kloster ist heute eine Gedenkstätte für Elisabeth, aber auch ein Zentrum sozialer und karitativer Arbeit. Bereits 1949 gründete Elisabeths Nichte Alice von Battenberg, die Mutter von Prinz Philip, auf der griechischen Insel Tinos eine Maria-Martha-Schwesternschaft nach dem Vorbild ihrer Tante. Wie diese wurde auch sie später in Jerusalem beigesetzt.
Eine Statue Elisabeths und anderer Märtyrer des 20. Jahrhunderts befinden sich am Westportal von Westminster Abbey in London.
Im Mittelpunkt stand der große Chor „Meister des Chorgesangs“ unter Leitung von Professor Lew Kontorowitsch. Der große Akademische Chor wurde 1928 gegründet und arbeitete unter Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch, Ennio Morricone und Helmuth Rilling.
Das Repertoire beinhaltete an dem Abend Werke bekannter russischer und deutscher Komponisten.
In einem Gespräch zwischen Christoph Schneider und Bischof Brauer bekommt das Projekt „Erster deutscher Weihnachtsmarkt in Russland“ Rückenwind.

Hörbeispiel