
Foto: Frank Bürger
Berlin. Die Angst vor der rechten Gewalt wächst. Das sieht auch das Team der Weihnachtskirchengemeinde so. Deshalb laden die Deutsch-Polnischen Nachrichten am 21. April zu einer weiteren Filmpräsentation und zum Nachgespräch in die Weihnachtskirchen gemeinde, Haselhorster Damm, 54-58, 13599 Berlin ein. Zugesagt haben Spandaus stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Dr. Carola Brückner, Gemeindeglied Kenneth Eze, Ibraimo Alberto, der selbst in Brandenburg Erfahrungen mit Rassismus erlebt hat, und Lothar Priewe, ehemaliger Ausländerbeauftragter des Landkreises Uckermark und Mitwirkender bei dem Stück „Mit Tötungsdelikten ist zu rechnen“. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr, die Filmpräsentation samt Diskussion findet im Anschluss ab 11 Uhr statt.
Von Frank Bürger
Auschwitz, das ist ein Mahnmal für alle Zeiten.
In Deutschland werden solche Mahnmale für Millionen Gewinne angegriffen. So wird in Pirna-Sonnenstein die Busgarage für die Euthanasie -Tötungsaktion im Dritten Reich zerstört, um dort Luxuswohnungen zu bauen.
Ich stehe vor dem Krematorium in der Gedenkstätte Auschwitz. Der Geruch des Todes, ja des grauenhaften Mordes, der Shoa, er ist spürbar hier an diesem Ort, in Erinnerung an die tiefste Hölle menschlichen Seins. Fragen, ja Fragen quälen…wie konnte es passieren…Und wie kann es sein, dass heute wieder Menschen in Deutschland, ja auch Polen, die rechte Hand zum Gruß…ja, es ist Anbetung erheben.
Ich stehe vor der „Schwarzen Wand“ im ehemaligen Stammlager des KZ Auschwitz.
Als Schwarze Wand (auch Todeswand) wurde im Stammlager des KZ Auschwitz in der Lagersprache ein Kugelfang „aus schwarzen Isolierplatten“ bezeichnet, der sich an der Steinmauer im Hof zwischen Block 10 und Block 11 (Lagergefängnis) befand. Von 1941 bis 1943 wurden an der Schwarzen Wand Todesurteile gegen Zivilisten, Widerstandskämpfer und KZ-Häftlinge vollstreckt
In der Auseinandersetzung mit dem jungen Neonazi-Aussteiger Kevin Müller, in den vielen Gesprächen ist mir einst vieles deutlich, verständlich geworden. Die Dokumentation „Einer von uns“., die wir fast vor einem Jahrzehnt produzierten, hat mir die rechte Gefahr transparent vor Augen geführt, aber auch die Möglichkeit, diesem Wahn ein Ende zu machen.
In bildender Kunst, Literatur und Theater steht die Schwarze Wand als Symbol für „Bedrohung und Unheil“. Der polnische Schriftsteller Tadeusz Różewicz nutzte u. a. die schwarze Wand als szenisches Element in einem Theaterstück. Peter Weiss verarbeitete die Thematik in seinem Dokumentarstück Die Ermittlung, in dem während des „Gesangs von der Schwarzen Wand“ Zeugenaussagen von Auschwitzüberlebenden zu den Hinrichtungen berichtet werden. Der Auschwitzüberlebende Józef Szajna, der im Todesblock 11 überlebte, fertigte nach seiner Überstellung in das KZ Buchenwald Anfang 1945 eine Bleistiftzeichnung mit dem Titel „Block 11 – zur Exekution angetreten“ an. Auf dieser Zeichnung ist ein Häftling zu sehen, der mit dem Gesicht abgewandt zur Schwarzen Wand steht; hinter ihm sind die bereits Exekutierten aufgereiht.
(Quelle: Wikipedia)
Und es stehen in der Bundesrepublik wichtige Landtagswahlen an. Die Angst, dass die AfD große Stimmgewinne einfährt.
Deshalb ist es Not, auf die Gefahr von Rechts aufmerksam zu machen. Bereits im vergangenen Jahr haben wir den Film „Einer von uns“ über den Nazi-Aussteiger Kevin Müller präsentiert.
Nun zeigen wir vor der Diskussion Ausschnitte aus dem aufgenommenen Theaterstück „Mit Tötungsdelikten ist zu rechnen“, das in Potsdam am Hans-Otto-Theater aufgeführt wurde, an dem Ort, an dem das schicksalsschwere Treffen stattfand. Mit dabei damals und heute Lothar Priewe. Er wird von seinen Erfahrungen mit Rassismus berichten.
Zum Inhalt:
Nach der Erschütterung im Jahr 2012 über die NSU-Morde wird das Ansteigen rechter Gewalt in Deutschland zunehmend als Bedrohung wahrgenommen. Das dokumentarische Theaterstück “Mit Tötungsdelikten ist zu rechnen” zeigt differenziert die Strukturen und die dichter werdende organisierte Vernetzung der rechten Szene und fordert gleichzeitig zum Nachdenken über das Verhalten der Gesellschaft und jedes Einzelnen auf.
Mit auf der Bühne sind Bürger, die sich gegen Rechts engagieren: Eine schwarze Deutsche wird immer wieder rassistisch bedroht. Ein Aussteiger berichtet über seine Erlebnisse in der Szene und die Motivation zum Aussteigen. Ein Freund, der ihm dabei hilft, erlebt das Anwachsen rechter Aktivitäten in den neuen Bundesländern. Eine Frau kämpft unermüdlich gegen Schmierereien und rechte Aufkleber. Ein Mann dokumentiert Aktionen im rechten Milieu. Eine Politikerin berichtet über den NSU-Untersuchungsausschuss. Drei Schauspieler sind an der szenischen Darstellung der Erlebnisse dieser Akteure beteiligt.
Das Theaterprojekt des Förderkreises Hans Otto Theater e. V. wurde initiiert und dramaturgisch begleitet von Lea Rosh und Renate Kreibich-Fischer.
Bei der Präsentation des Films „Einer von uns“ war auch Dr. Carola Brückner dabei, die auch dieses Mal mit vor Ort sein wird

Bekannt ist der Diskussionsteilnehmer Kenneth Eze
Ein weiterer Bekannter in der Weihnachtskirchengemeinde ist Ibraimo Alberto, einst Ausländerbeauftragter in Schwedt. Er hat sein Kommen zugesagt.

Die Weihnachtskirche wird nach derzeitigem Stand Initiator einer weiteren Ausstellung. „Von christlicher Juedenfeindschaft“ soll nach derzeitigem Stand im September in der Weihnachtskirche gastieren. Die Vorbereitung trifft Pfarrer Oskar Hoffmann mit Pfarrer i. R. Klaus Will, der auch in der Weihnachtskirche predigt. Diese Planung ist zustande gekommen mit Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte für jüdisches Leben und für den Kampf gegen Antisemitismus sowie Beauftragte für Erinnerungskultur im Evangelischen Zentrum in der Georgenkirchstraße.
Bischof Christian Stäblein: „Judenfeindschaft und antijüdische Generalverdachte waren auf schreckliche Weise Bestandteil christlicher Theologie und kirchlichen Handelns. Sie sind noch immer nicht vollständig überwunden. So gilt es weiter, die Quellen antijüdischer Vorurteile in unserer Tradition zu erkennen, aufzudecken und nachhaltig zu bekämpfen. Dazu leistet die Wanderausstellung ‚Von christlicher Judenfeindschaft‘ einen wichtigen Beitrag. Sie dokumentiert ungeschönt und in erstmalig gezeigter Systematik christliche Muster antijüdischer Generalverdachte, wie sie entstanden und laufend weiterwirkten.“
Die Ausstellung umfasst alle Jahrhunderte seit Entstehung des Christentums und zeigt anhand von wiederkehrenden Motiven und Verschwörungserzählungen wie dem angeblichen Hostienfrevel, Ritualmord, Brunnenvergiften oder Wucher die Absurdität und Grausamkeit christlichen Judenhasses auf.
Konzipiert wurde die Ausstellung von der Expertengruppe unter der Leitung von Pfarrerin Marion Gardei, unter Mitwirkung von Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama und der ehemaligen Präses der EKD und Staatsministerin a.D. Dr. Irmgard Schwaetzer. Kuratiert wurde die Ausstellung von dem Historiker Dr. Bodo Baumunk, die graphische Umsetzung gestaltete Sabine Klopfleisch. Gefördert wurde die Ausstellung über den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, vom Bundesministerium des Inneren.
Die Schau ist als Wanderausstellung gedacht und nach ihrer Eröffnung sechs Wochen in der Sophienkirche zu sehen, danach kann sie von Kirchengemeinden, Schulen und anderen öffentlichen Institutionen ausgeliehen werden. Ansprechpartnerin ist Marion Gardei, marion.gardei(at)gemeinsam.ekbo.de.
(Quelle: Ekbo)
Die Beschäftigung mit dem Judentum spielt in der EKBO, aber auch weit über die Grenzen eine Rolle. Die Beziehungen der Weihnachtskirche nach Baden spielen hier auch eine Rolle
Hier der Beitrag dazu im Gemeindebrief der Evangelischen Weihnachtskirche

Lothar Priewe, Teilnehmer der Diskussionsrunde, ist auch allein verantwortlich auf meinem Weg zum „Kloster Götschendorf“. Er war bei der Erstpräsentation des Buches mit dabei, wie auch Carola Brückner und Klaus Hugler

Vor wenigen Wochen ist das Buch in der zweiten Auflage unter dem Dach des Klotz-Verlages erschienen. Es folgen Präsentationen im Kloster Götschendorf selbst, in Jerichow und in Karlsruhe.
