
Marienfließ. Der Weg vom Kloster Jerichow zum Stift Marienfließ ist nicht weit. Vor allem auf den Spuren der Hildegard von Bingen.
Von Frank Bürger
„In der Musik hat Gott den Menschen die Erinnerung an das verlorene Paradies hinterlassen.“ (Hildegard von Bingen)
Schon vor drei Jahren begeisterte das Trio ihr Publikum in der Stifskirche von Marienfließ mit ihrem Hildegard von Bingen Konzert. Die Kompositionen, Lieder und Texte der Universallehrerin des Mittelalters, bezaubern noch heute die Menschen in ihrer Aktualität.
Für zweitägige CD – Aufnahmen, deren Abschluss am Donnerstag Abend ein kurzfristig organisiertes Konzert sein wird, kommt das „Projekt Scivias“ nun erneut nach Stepenitz.
In dem Trio, mit der Schauspielerin Ute Kaiser (Gesang), der Klarinettistin Annette Maye und dem Perkussionisten Klaus Kugel, treffen drei international renommierte Künstler*innen zusammen.
Der Termin steht noch nicht fest.
Hildegards wunderbare Melodien und tiefgründige Visionen sind die Ausgangsbasis und der Atem, von dem sich das Trio inspirieren und leiten lässt. So entsteht eine Atmosphäre von Raum und lichter Klarheit im weiten Spektrum zwischen mittelalterlichen sakralen Klängen und heutiger moderner Musik; außergewöhnlich, avantgardistisch, archaisch und zeitlos vertraut
Der Eintritt ist frei, über eine Spende freuen sich die Veranstalter sehr.
Um die Covid-19 bedingten Hygienemaßnahmen einhalten zu können, bitten wir um Voranmeldung unter: 033969 20800 Mehr Informationen unter www.scivias.net
Der Weg von Jerichow nach Marienfließ ist kein weiter.
In der Konzertreihe zum 25. Geburtstag der „Straße der Romantik“ rückte zweimal die mittelalterliche Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen in den Fokus. Im Mai konzertieren die Schauspielerin Ute Kaiser, der Klarinettist Waclaw Zimpel und der Percussionist Klaus Kugel gemeinsam unter dem Titel „Scivias – Wisse die Wege“. Es wart eine außergewöhnliche Klangreise mit eindrucksvoller Musik und Texten aus der Feder Hildegards von Bingen.
Ein Experte für Hildegard von Bingen ist Karl Eisbein. Er ist Vorsitzender des Fördervereins Stadt und Kloster Jerichow. Beruflich war er verwurzelt bei der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten in Potsdam.
Das Kloster wurde 1144 in der Nähe des Jerichower Marktes als Prämonstratenserstift von Hartwig I. von Bremen gegründet. Hartwig I. wurde als Sohn des Grafen Rudolf von Stade geboren und war der letzte aus dem mit ihm ausgestorbenen Geschlecht der Grafen von Stade. Nach dem Tode seines Vaters 1124 wurde er auf Gütern seiner Mutter Richardis Gräfin von Sponheim bei Magdeburg und Jerichow erzogen. Ebenso aus dem Geschlecht der Sponheimer stammt Jutta von Sponheim. Sie wurde Vorsteherin (magistra) einer benediktinischen Frauenklause auf dem Disibodenberg und avancierte zur Erzieherin und Lehrmeisterin von Hildegard von Bingen. Der Ruf von der Bedeutung Hildegards sprach sich schnell unter den Adeligen herum. Hartwigs Schwester, die ebenfalls Richardis hieß, kam zu Hildegard. 1141 begann Hildegard in Zusammenarbeit mit Propst Volmar von Disibodenberg und Richardis von Stade, die als enge Vertraute Hildegards galt, ihre Visionen und theologischen wie anthropologischen Vorstellungen in Latein niederzuschreiben. Da sie selbst die lateinische Grammatik nicht beherrschte, ließ sie alle Texte von ihrem Schreiber korrigieren. Ihr Hauptwerk Scivias entstand in einem Zeitraum von sechs Jahren. Sie beschreibt darin insgesamt 26 selbst erlebte religiöse Visionen. Das Werk gilt seit den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs als verschollen.
„Über die Gestalt der Hildegard von Bingen wird uns etwas vom Geist der damaligen Zeit nahegebracht“, sagt Eisbein. Das sage über das Denken in dieser Zeit etwas aus. Es ginge nicht nur um politische, sondern auch um religiöse Aspekte. „Das ist auch für unsere Zeit von großer Bedeutung“, so der Jerichower. Auch über Reisen beschäftigt sich Eisbein mit historischen Noten
Minutiös hat Eisbein diese Beziehung herausgearbeitet. „Zukünftig könnten sie noch mehr im Kloster zur Geltung gebracht werden“, sagt er lächelnd. Er verweist dabei auch auf den Streifen „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“. Regisseurin Margarethe von Trotta habe sich nach eigenen Aussagen 20 Jahre mit dem Stoff beschäftigt. „Hier spiele auch Richardis als Vertraute der Hildegard eine Rolle“, erklärt Eisbein.

Bernd Witt, Geschäftsführer des Kloster Jerichows, sieht so perspektivisch auf die Entwicklung: „In 20 Jahren werden vor allem die Senioren immer schneller und mehr lernen, mit der neuen Technik umzugehen.“ Er denkt da an Erleichterung beim Einkaufen, an die Vorteile bei der Telemedizin und auch die Kommunikation mit den Ärzten.