Zum Jahreswechsel nun ein Interview mit dem ehemaligen Schwedter Ausländerbeauftragten Ibraimo Alberto. Das Interview führte Frank Bürger.
Immer wieder gibt es in Deutschland extremistische Anschläge. Du selbst hast hier einiges erlebt. Ausbeutung, Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt sind Themen, die dich seit deiner Ankunft aus Mosambik beschäftigen. Kurz vor dem Jahreswechel ist es gut einen Blick zurück und voraus zu werfen.
Was hat dich 2017 am meisten beschäftigt?
Ich bin enttäuscht von Deutschland, insbesondere den Politikern. Die AfD sollte keine anerkannte Partei sein. Das hat mich sehr beschäftigt und beschäftigt mich immer noch. Ich frage mich ob die Politiker auch daran denken welchen internationalen Eindruck das macht. Vor allem wenn man an die deutsche Vergangenheit denkt. Ich mache mir viele Gedanken über die Zukunft in Deutschland für Menschen mit bestimmten Merkmalen, meine Kinder zum Beispiel oder auch andere, die hier zuhause sind. Sie haben nicht das Gefühl dass Deutschland ihr zuhause ist.
Hoyerswerda ist zum Inbegriff von fremdenfeindlichen Ausschreitungen. Die Ausschreitungen von Hoyerswerda bildeten den Auftakt zu einer Serie ausländerfeindlicher Ausschreitungen zu Anfang der 1990er Jahre in Deutschland. Du hast dich intensiv damit beschäftigt. Was ist die Botschaft für unsere Zeit?
Es ist schwierig, weil der Rassismus ist immer noch da und viele Menschen wollen das nicht verstehen. In Hoyerswerda setzen sch viele junge Menschen mit den rassistischen Angriffen der 90er auseinander, was mich sehr beeindruckt. Aber sie kommen nicht überall durch. Im benachbarten Bautzen kam es zum Beispiel dieses Jahr immer wieder zu rassistischen Angriffen auf geflüchtete Menschen. Wir müssen endlich gemeinsam dorthin blicken um die Situation zu ändern für ein gutes Zusammenleben der verschiedenen Menschen in Deutschland. Ich wünsche, dass die jungen Leute, die für eine andere Gesellschaft ohne Rassismus kämpfen, in ganz Deutschland mehr Unterstützung bekommen.
Ein anderes Feld ist deine Heimat. Das Thema „Madgermanes“ in Mosambik hat dich sehr bewegt, wieder stand der Kampf um Gerechtigkeit im Fokus. Dazu gab es auch Veranstaltungen. Was ist die Reaktion auf den Filmbeitrag, der 2016 dazu entstand?
Ich werde auch dieses Jahr wieder mit vielen Sorgen und Enttäuschung über die mosambikanischen und deutschen Politiker beenden. Leider ist der Kampf um die Auszahlung großer Teile der Löhne der ehemaligen DDR Vertragsarbeiter aus Mosambik immer noch nicht zu Ende. Die Kollegen in Mosambik leben in großer Armut. Es wäre sehr schön, wenn hier die Regierung Verantwortung übernehmen würde und die Menschen anhört. Die Reaktionen auf die Veranstaltungen waren sehr positiv, aber um in diesem Sinne erfolgreich zu sein, müssen wir weiter kämpfen, um bis an die Tür von Angela Merkel zu kommen.
Wie sieht es mit dem Boxen aus?
Meine offizielle Boxkarriere ist ja schon seit Jahren beendet. Ich trainiere noch und bin Sparringsparnter für jüngere Boxer. Auch in meiner Arbeit als Sozialpädagoge spielt das Boxen ein Rolle.
Was wünschst du dir für 2018?
Ich wünsche mir natürlich zunächst Gesundheit und dass die deutsche Regierung die Probleme der Madgermanes wahrnimmt und sich auf Gespräche mit den Betroffenen einlässt. Außerdem wünsche ich mir, dass die AfD boykottiert wird und keine Zusammenarbeit mit dieser Partei stattfindet.