Erinnerungskultur: der Weg zu Untergang und Befreiung

Erinnerung an der Todeswand in der Gedenkstätte Auschwitz.

Berlin. Die Deutsch-Polnischen Nachrichten mit einigen Impulsen. 2025 steht im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren. 

Von Frank Bürger

Das Fazit zu Beginn des Artikels. Nicht alles ist diskutiert und gesagt 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Vor 80 Jahren starb einer der Menschen, der in der evangelischen Kirche für den Widerstand gegen das Grauen des Dritten Reiches steht und ein Opfer des Terrors wurde. Vor fünf Jahren machte ich mich auf Spurensuche.

Unterwegs im Bonhoeffer-Haus in Friedrichsbrunn. Foto: Joanna Bürger

Die Hinrichtung Bonhoeffers ist ein Markstein auf dem Weg zum Untergang des Dritten Reiches und der Befreiung der Welt von dem Naziterror.

Jedes Mal ist eine Fahrt in die Gedenkstätte Auschwitz eine Begegnung mit unvorstellbarem Grauen und Leid. Ich neige mein Haupt angesichts des Grauens, was wir im Gaza-Streifen und in der Ukraine erleben. Ich neige mein Haupt.

Impressionen, Bilder und Clips zur Fahrt nach Auschwitz

Mit dem 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa verbindet sich auch die Erinnerung an die Befreiung der Überlebenden aus den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern 1944/45. Der 27. Januar als Tag, an dem 1945 die Rote Armee Auschwitz erreichte, wurde 1996 zunächst in Deutschland zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, vor 20 Jahren dann international zum Gedenktag für die Opfer des Holocaust erklärt. Das Lagersystem: Entwicklung in mehreren Phasen Die Konzentrationslager bildeten nicht von Beginn an ein planmäßiges System, sondern wurden über die Zeit in ihren Organisationsstrukturen und Funktionen verändert. Die Nationalsozialisten hatten auf Grundlage der sogenannten Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933, die etliche Grund- und Schutzrechte aufhob, damit begonnen, erste Lager im Reich zu errichten. Sie dienten ab März 1933 vor allem der Inhaftierung von Regimegegnern und damit der Durchsetzung und Festigung der Diktatur. Die meisten dieser frühen Lager standen noch unter Kontrolle der SA. Nach deren Entmachtung 1934 ordnete Heinrich Himmler die Reorganisation des Lagersystems unter Führung der SS nach dem Modell der Lagerordnung des KZ Dachau an. Seit 1936 fungierte das KZ Sachsenhausen zudem baulich und strukturell als „Musterlager“. Die großen Lager wie Buchenwald, Ravensbrück, Neuengamme, Flossenbürg und – nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 – Mauthausen folgten diesem Vorbild. Als zentrale Steuerungsbehörde agierte die Inspektion der Konzentrationslager, die 1942 in das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt eingegliedert wurde. War nach Konsolidierung des Regimes die Zahl der Lagerinsassen zunächst zurückgegangen, stieg sie ab 1936 in Wellen wieder an. Die Verhaftungen trafen nun zunehmend sogenannte „Gemeinschaftsfremde“, zu denen etwa – in der NS-Diktion – „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“, Zeugen Jehovas und Homosexuelle gezählt wurden, und – rassenideologisch motiviert – vor allem Juden und Sinti und Roma. Verstärkte Bedeutung erhielt zudem die systematische wirtschaftliche Ausbeutung der Häftlinge. Der Zweite Weltkrieg führte mit der europaweiten Ausdehnung und weiteren Ausdifferenzierung des Lagersystems zu einer immensen Radikalisierung der Verfolgung: Hunderttausende von Menschen, insbesondere aus Ost- und Südosteuropa, wurden unter dem Terror der deutschen Besatzungsherrschaft als Kriegsgefangene oder wegen ihrer vermeintlichen „rassischen“ Minderwertigkeit in die Lager verschleppt. Zudem wurden die Besatzungsgebiete in Polen und Weißrussland zum Ort des systematischen Völkermords an den europäischen Juden und den Sinti und Roma. Hierzu wurden ab 1941 bereits bestehende Konzentrationslager wie Auschwitz und Lublin-Majdanek zu Vernichtungslagern erweitert sowie ausschließlich für den Massenmord bestimmte Tötungszentren in Chełmno, Belzec, Sobibor und Treblinka errichtet.

In der zweiten Kriegshälfte rückte die kriegswirtschaftliche Bedeutung der Konzentrationslager in den Vordergrund. Mit der Verlagerung kriegswichtiger Produktionsstätten entstanden ab 1944 weitere großräumige Lagerkomplexe wie etwa im vorherigen Buchenwalder Außenlager Mittelbau-Dora. Im letzten Kriegsjahr stieg die Zahl der KZ-Inhaftierten noch einmal rapide an, als das NS-Regime seine Verhaftungspraxis ausweitete, um den wachsenden Widerstand in der Bevölkerung zu brechen und dem Mangel an Arbeitskräften in der Kriegsindustrie beizukommen. Die Befreiung der KZ im Kriegsverlauf 1944/45 Mit der sich abzeichnenden Niederlage begann die SS ab Sommer 1944 damit, entlang der Frontlinien Konzentrationslager sukzessive aufzulösen und arbeitsfähige Häftlinge in großem Stil in Lager innerhalb des Deutschen Reichs zu verschleppen. Die euphemistisch als „Evakuierungen“ bezeichneten Räumungsaktionen fanden mit Zügen und Schiffen, häufig aber zu Fuß statt. Auf diesen sogenannten Todesmärschen starben tausende Häftlinge gewaltsam oder an Erschöpfung. Die Lebensbedingungen in den verbleibenden Konzentrationslagern verschlechterten sich in den Monaten vor Kriegsende weiter dramatisch, in den Tagen unmittelbar vor der Befreiung kam es oftmals noch zu großangelegten Mordaktionen. Als ab Frühsommer 1944 die Rote Armee erste Lager in Estland und Polen erreichte, fanden die Soldaten sie deshalb fast vollständig geräumt und weitestgehend verlassen vor. In Auschwitz, das zum Synonym der Verbrechen wurde, konnten am 27. Januar 1945 nur noch ca. 7.000 Inhaftierte befreit werden. Allein hier waren mindestens 1,1 Millionen Menschen, darunter schätzungsweise eine Million Juden, in Gaskammern ermordet worden. Im KZ Bergen-Belsen, einem Ziel der Räumungstransporte, trafen am 15. April 1945 britische Truppen noch rund 53.000 Häftlinge an – unter katastrophalen hygienischen Bedingungen auf engstem Raum zusammengedrängt. Nach der Befreiung starben hier wie in anderen Lagern noch tausende der entkräfteten Menschen. Bilder und Berichte aus Bergen-Belsen prägten nachhaltig die Rezeption des Holocaust, nicht zuletzt bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Mit Befreiung der Konzentrationslager stellten sich neue Fragen der Unterbringung, Versorgung und Rückführung der Überlebenden in ihre Heimat. Auch auf dem Gelände ehemaliger Konzentrationslager entstanden zunächst „Displaced Persons Camps“. Hier erhielten ehemalige Häftlinge, dazu Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die nicht ohne Hilfe in ihr Heimatland zurückkehren oder sich in einem anderen Land niederlassen konnten, Unterstützung durch die „United Nations Relief and Rehabilitation Administration“. 1948 lebten in Deutschland noch mehrere Hunderttausend der heimatlosen Menschen. Die letzten Camps wurden erst in den 1950er Jahren aufgelöst. Dagegen gelang es vielen Angehörigen der SS-Lagerbürokratie und Wachmannschaften, sich in der deutschen Nachkriegsgesellschaft eine neue Existenz aufzubauen. Zwar kam es in Ost und West zu juristischen Verfahren, doch nur wenige der Täter wurden verurteilt.

Literatur: – Benz, Wolfgang (Hg.) / Distel, Barbara (Hg.) (2005-2009), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 1-9, München: C.H.Beck. – Ganzenmüller, Jörg (Hg.) / Utz, Raphael (Hg.) (2016), Orte der Shoah in Polen. Gedenkstätten zwischen Mahnmal und Museum, , Köln/ Weimar/ Wien: Böhlau. – Orth, Karin (1999), Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Eine politische Organisationsanalyse, Hamburg: Hamburger Edition. – Wachsmann, Nikolaus (2016), KL: Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, München: Siedler. – Weege, Wilhelm, Fleck, Annika (2020), Vor 75 Jahren: Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945, Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, Aktueller Begriff Nr. 02/20 [Stand 23. Januar 2025].

Quelle: Deutscher Bundestag

Mit der Zeitschrift „Frohe Botschaft“ 2012 im ehemaligen KZ Sachsenhausen. Foto: Frank Bürger

Jährlich gedenkt die Gedenkstätte Sachsenhausen der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee am 22. April 1945. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Sachsenhausen Komitee durchgeführt. Im Rahmen der Feierlichkeiten finden Redebeiträge von Überlebenden des Lagers sowie von Vertreter:innen aus der Landes- und Bundespolitik statt. Das gesamte Wochenende wird von einem umfangreichen Programm begleitet, das Ausstellungseröffnungen, Rundgänge, Lesungen und weitere dezentrale Gedenkveranstaltungen umfasst. Zu den Veranstaltungen rund um den Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen gehören auch Gedenkveranstaltungen in der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald am 02. Mai und am KZ-Außenlager Klinkerwerk am 05. Mai. 

Die Räumung des Konzentrationslagers Sachsenhausen begann am Morgen des 21. April 1945. Mehr als 30.000 verbliebene Häftlinge wurden in Gruppen nach Nordwesten auf Todesmärsche geschickt, bei denen Tausende von ihnen ums Leben kamen. Am 22. April 1945 befreiten Einheiten der sowjetischen und polnischen Armee etwa 3.000 Häftlinge, die aufgrund ihres Gesundheitszustands im Lager zurückgeblieben waren, darunter Kranke, Pfleger und Ärzte. Etwa 300 ehemalige Häftlinge überlebten die Befreiung nicht und starben noch vor Ort an den Folgen der Haft. Ihre Leichen wurden in sechs Massengräbern an der Lagermauer im Bereich des Krankenreviers beigesetzt.

80. Jahrestag der Befreiung

Der Jahrestag der Befreiung in der Gedenkstätte Sachsenhausen
Jährlich gedenkt die Gedenkstätte Sachsenhausen der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee am 22. April 1945. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Sachsenhausen Komitee durchgeführt. Im Rahmen der Feierlichkeiten finden Redebeiträge von Überlebenden des Lagers sowie von Vertreter:innen aus der Landes- und Bundespolitik statt. Das gesamte Wochenende wird von einem umfangreichen Programm begleitet, das Ausstellungseröffnungen, Rundgänge, Lesungen und weitere dezentrale Gedenkveranstaltungen umfasst. Zu den Veranstaltungen rund um den Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen gehören auch Gedenkveranstaltungen in der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald am 02. Mai und am KZ-Außenlager Klinkerwerk am 05. Mai. 

Historischer Hintergrund
Die Räumung des Konzentrationslagers Sachsenhausen begann am Morgen des 21. April 1945. Mehr als 30.000 verbliebene Häftlinge wurden in Gruppen nach Nordwesten auf Todesmärsche geschickt, bei denen Tausende von ihnen ums Leben kamen. Am 22. April 1945 befreiten Einheiten der sowjetischen und polnischen Armee etwa 3.000 Häftlinge, die aufgrund ihres Gesundheitszustands im Lager zurückgeblieben waren, darunter Kranke, Pfleger und Ärzte. Etwa 300 ehemalige Häftlinge überlebten die Befreiung nicht und starben noch vor Ort an den Folgen der Haft. Ihre Leichen wurden in sechs Massengräbern an der Lagermauer im Bereich des Krankenreviers beigesetzt.

Veranstaltungsprogramm
Vom 1. – 5. Mai 2025 erinnern wir in diesem Jahr an den 80. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des KZ Sachsenhausen. Für die zentrale Gedenkveranstaltung und weitere Programmpunkte bieten wir eine Simultanübersetzung an (DE/EN/FR/PL). 

Quelle: Gedenkstätte Sachsenhausen

Millionen Rotarmisten nahm die deutsche Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion gefangen – auch Stalins Sohn Jakow. 1943 starb er im KZ Sachsenhausen.

Heinrich George und Sachsenhausen

Und auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges spielte Sachsenhausen eine große Rolle.

Im Jahre 1926 beherbergte das Hotel Schauspieler der Heidelberger Schlossfestspiele. Auch Heinrich George, der bei den Reichsfestspielen 1937 den Götz von Berlichingen verkörperte, wohnte im Schlossparkhotel, bis er sich mit dem Dienstmädchen Annie verstritt und auf die andere Seite des Neckars zog.

In dieser Zeit begegnete ihm mein Großvater Ludwig Ueltzhöffer in Schwetzingen.

Montage, Wohnhaus von Ludwig Ueltzhöffer. Quelle: Frank Bürger

Mit Propagandaminister gab es auf der Molkenkur Gespräche.

So war Heinrich George an dem Durchhaltefilm „Kolberg“ beteiligt.

Der dritte Sohn des Prinzen Ferdinand von Preußen und seiner Gemahlin, der geborenen Prinzessin Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt, und Neffe König Friedrichs des Großen, erhielt den Taufnamen Friedrich Ludwig Christian, wurde Louis gerufen und bekam alsbald den Beinamen Ferdinand (nach seinem Vater), damit er von seinem ebenfalls Louis genannten Neffen 2. Grades, dem Prinzen Friedrich Ludwig Karl von Preußen (1773–1796), unterschieden werden konnte.

Er spielt in einem der letzten Nazi-Propaganda-Filme „Kolberg“ eine wichtige Rolle.

Kolberg ist ein 1943 bis 1944 gedrehter deutscher Historienfilm des Regisseurs Veit Harlan, der als Propagandafilm in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs den Durchhaltewillen der Deutschen stärken sollte. Er entstand im Auftrag und unter der Aufsicht des Propagandaministers Goebbels. Der Film bezog sich auf die erfolgreiche Verteidigung Kolbergs im Jahr 1807 und sollte die Auflehnung gegen einen übermächtigen Feind symbolisieren.

Der Agfacolor-Film der UFA basiert auf dem Schauspiel Colberg von Paul Heyse und der Autobiografie Joachim Nettelbecks. Die Uraufführung des „Durchhaltefilms“ fand am 12. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung, dem 30. Januar 1945, gleichzeitig in Berlin (Tauentzien-Palast, Ufa-Theater Alexanderplatz) und in der umkämpften Atlantikfestung La Rochelle statt, wodurch er zu den während der NS-Zeit im Deutschen Reich uraufgeführten deutschen Spielfilmen gehört.

„Hiermit beauftrage ich Sie, einen Großfilm ‚Kolberg‘ herzustellen. Aufgabe dieses Films soll es sein, am Beispiel der Stadt, die dem Film den Titel gibt, zu zeigen, dass ein in Heimat und Front geeintes Volk jeden Gegner überwindet. Ich ermächtige Sie, alle Dienststellen von Wehrmacht, Staat und Partei, soweit erforderlich, um ihre Hilfe und Unterstützung zu bitten und sich dabei darauf zu berufen, dass der hiermit von mir angeordnete Film im Dienste unserer geistigen Kriegführung steht“, so Propagandaminister Josef Goebbels.

Gedreht wurde der Film vom 22. Oktober 1943 bis zum August 1944 in der Ufastadt Babelsberg. Die Außenaufnahmen entstanden in Kolberg, Königsberg, Berlin und Umgebung.

Der dreizehnte deutsche Farbfilm war zugleich der einzige „durch und durch propagandistische Spielfilm“ und mit 8,8 Millionen Reichsmark Produktionskosten der teuerste, den die nationalsozialistische Filmpolitik hervorbrachte.

So schwenkt ein Plot kurz nach Potsdam, wo sich Napoleon I. am Grab von Friedrich dem Großen fragt, ob er bis hierhergekommen wäre, wenn dieser noch lebte. Es läuten die Glocken der historischen Garnisonkirche.

Heinrich George wirkte auch in einem der letzten unvollendeten Streifen der Nazis mit.

„Das Leben geht weiter“ ist ein unvollendeter deutscher Propagandafilm der letzten Kriegstage des Zweiten Weltkrieges aus dem Jahre 1945, dessen Titel und Grundhaltung aus einem von Joseph Goebbels persönlich verfassten Artikel übernommen wurden. Der auf einem Treatment von Kurt Frowein, Hans Heinrich Henne und Gerhard Weise basierende Film wurde vom 20. November 1944 bis zum 16. April 1945 in den UFA-Ateliers in Babelsberg und in Lüneburg gedreht.

Das Filmmaterial ist bis heute verschollen. Die Entstehungsgeschichte der Produktion wurde von dem Regisseur und Filmhistoriker Hans-Christoph Blumenberg in seinem 1993 veröffentlichten Buch Das Leben geht weiter – Der letzte Film des Dritten Reichs rekonstruiert. Auf diesem Buch basiert auch das 2002 erschienene Doku-Drama „Das Leben geht weiter“.

Am 22. Juni 1945 verhaftete die sowjetische Geheimpolizei NKWD Heinrich George. Nach über einem Monat Untersuchungshaft wurde er am 27. Juli als „Nazipropagandist“ und „herausragender faschistischer Schauspieler“ in das Lager Hohenschönhausen eingewiesen, wo er aufgrund seiner Prominenz weniger harter Haftbedingungen als andere Häftlinge unterlag. Im Lagertheater inszenierte er mit anderen internierten Künstlern und Laiendarstellern Variationen klassischer Stücke und selbstgeschriebene kleine Theaterwerke. Hervorzuheben ist insbesondere seine Bearbeitung des Urfaust in zehn Bildern, von der noch Jahrzehnte später Überlebende des Lagers mit wahrer Begeisterung berichteten.

Im Sommer 1946 kam Heinrich George in das ehemalige KZ Sachsenhausen, das nun als ein sowjetisches Speziallager fungierte. Am 25. September starb Heinrich George, körperlich ausgezehrt und entkräftet, an den Folgen einer Blinddarmoperation. 1998 „rehabilitierte“ ihn die russische Generalstaatsanwaltschaft.

Quelle: Gedenkstätte Hohenschönhausen

Erinnerungskultur in Berlin

Mehr als 50 Partnerinstitutionen wie das Jüdische Museum, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das Museum Berlin-Karlshorst, die Gedenkstätte Deutscher Widerstand sowie künstlerische Initiativen organisieren stadtweit über 100 Veranstaltungen – darunter Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Diskussionen und Führungen. Mit der Durchführung der Gedenkwoche ist die Kulturprojekte Berlin GmbH beauftragt.


Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner: „Angesichts von Krieg in Europa, globalen Krisen und des wachsenden Antisemitismus weltweit sendet Berlin als Stadt der Freiheit 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein klares Signal in die Welt: Wir bekennen uns zu Frieden in Freiheit, zu Frieden und Demokratie. Denn es gibt keine Freiheit ohne Frieden und keinen Frieden ohne Freiheit. Wir müssen mehr denn je aufmerksam den letzten Zeitzeugen zuhören und die Erinnerung lebendig halten, damit sich Geschichte nicht wiederholt. Ich danke Kulturprojekte Berlin und allen Beteiligten für die Organisation der Gedenkwoche und für ihr großes Engagement. Wir denken in diesen Tagen auch an all jene Menschen, die mutig und entschlossen für Frieden und Freiheit in Europa kämpfen. Berlin steht solidarisch an ihrer Seite.“


Moritz van Dülmen, Geschäftsführer Kulturprojekte Berlin GmbH: „Unsere stadtweite Berliner Themenwoche zu 80 Jahre Kriegsende in Berlin und Europa widmet sich mit über 100 Projekten und Veranstaltungen den Ereignissen rund um den 8. Mai 1945 – im Zentrum eine zentrale Open-Air-Ausstellung auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor – und schlägt den Bogen in die Gegenwart mit der zunehmenden Brüchigkeit des vermeintlich ewig währenden Friedens in ganz Europa. Die Erinnerung an die Befreiung vom Nationalsozialismus ist wesentlich für unser Selbstverständnis, dass der Erhalt von Demokratie und die Verteidigung der Freiheit essenzielle gesellschaftliche Verpflichtungen sind – heute wie auch in Zukunft.“

Wichtige Termine

  • 2. Mai, 10.00 Uhr: Kranzniederlegung am historischen Ort der Kapitulation Berlins am Schulenburgring 2,
  • 2. Mai, 11.00 Uhr: Eröffnung der Open-Air-Ausstellung „Endlich Frieden?!“ und Vorstellung der Gedenkwoche auf dem Pariser Platz mit dem Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, Moritz van Dülmen, und weiteren Partnern
  • 2. Mai, 20.00 Uhr: Premiere des Oratoriums „Befreiung“ des Komponisten Marc Sinan mit Künstlern aus mehreren europäischen Ländern in der Akademie der Künste am Pariser Platz
  • 4. Mai, 14.00 Uhr: Gespräch mit Überlebenden zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen mit Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke; 15.30 Uhr: Zentrale Gedenkveranstaltung, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
  • 7. Mai, 11.00 Uhr: Gedenkstunde des Landes Berlin von Senat und Berliner Abgeordnetenhaus im Roten Rathaus mit einer Lesung von Margot Friedländer
Bürgermeister Frank Bewig und Bezirksstadträtin Tanja Franzke an der Spandauer Stolperschwelle

Auch die Stolperschwelle an der evangelischen Siemensstadtgemeinde ist Zeichen der Erinnerung.

Zum 80. Jahrestag der Befreiung organisiert das Bezirksamt Spandau mehrere Gedenkveranstaltungen, die an die historischen Ereignisse erinnern und zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einladen.

Ein besonderer Höhepunkt ist die Kranzniederlegung am Kriegsdenkmal in Spandaus französischer Partnerstadt Asnières-sur-Seine am 8. Mai, an der Bezirksbürgermeister Frank Bewig teilnimmt – ein Zeichen der deutsch-französischen Verbundenheit. In Spandau lädt das Bezirksamt am 13. Mai zu eine zentrale Gedenkveranstaltung im Bürgersaal des Rathauses ein, bei der Fachvorträge und Zeitzeugenberichte Einblicke in die historische Aufarbeitung geben. Ergänzt wird das Programm durch Ausstellungen, Führungen und Stadtspaziergänge, die verschiedene Aspekte der Erinnerung beleuchten.

Gedenkveranstaltungen in Spandau:
06. Mai, um 16:00 Uhr: Führung von Dr. Urte Evert im Schaudepot Bastion Königin „Wenn Hitler aus dem Erdreich kommt – Führung zu ehemals vergrabenen Büsten und Denkmälern“.

08. Mai, 09:00 bis 16:00 Uhr: Lunos Cup 2025 „Gemeinsam gegen Rassismus und Antisemitismus“ – ein U13 Fußballturnier ausgerichtet durch die FSV Spandauer Kickers und SC Gatow unter der Schirmherrschaft vom Bezirksbürgermeister Frank Bewig und Besuch von Sportstadträtin Dr. Carola Brückner.

08. Mai, um 12:00 Uhr: „Andacht zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und Ende des Zweiten Weltkrieges“ in der St. Nikolai-Kirche Spandau zusammen mit dem Superintendenten Florian Kunz und Bezirksbürgermeister Frank Bewig.

08. Mai, um 14:00 Uhr: Gedenkveranstaltung, organisiert durch den Bezirksstadtrat Thorsten Schatz, mit Kranzniederlegung auf dem Friedhof In den Kisseln, in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

10. Mai, um 12: 00 Uhr: Führung von Georgia Krawiec auf dem Zitadellen-Gelände: „Deutsche Wehrmacht und sowjetische Parlamentäre. Die Zitadelle im zweiten Weltkrieg“ unter der Teilnahme der Kulturstadträtin Dr. Carola Brückner.

13. Mai, 17:00 bis 19:00 Uhr: Gedenkveranstaltung im Bürgersaal des Rathaus Spandau, organisiert durch den Bezirksbürgermeister Frank Bewig, mit Fachvorträgen
und Zeitzeugenberichten.

15. August bis Mai 2026, Zeughaus Zitadelle
„Spandau Prison – 1877 bis 1987“ eine historische Ausstellung über die Geschichte der Wilhelmstadt mit einem Fokus auf die Jahre 1933-1945. Eröffnung durch Dr.
Carola Brückner am 14.08.2025 im Zeughaus Zitadelle um 18 Uhr.

18. August bis 30. November, Gotisches Haus
„80 Jahre Kriegsende im Foto – Spandauer Bunkeranlagen“, eine Fotoausstellung zur Veränderung der Stadtansicht durch den Zweiten Weltkrieg mit Fokus auf Schutzräume. Eröffnung durch Dr. Carola Brückner am 17.08.2025 um 18 Uhr.

15. September bis 30. November, Proviantmagazin „Bereitschaft“ von Ana Zibelnik und Jakob Ganslmeier thematisiert den Einfluss nationalsozialistischer Schönheitsideale auf heutige Social-Media-Kultur.
Eröffnung durch Dr. Carola Brückner am 14.09.2025 um 18 Uhr.

„Am 8. Mai 2025 um 12:00 Uhr laden wir Sie herzlich ein, ein besonderes und historisches Ereignis am Brandenburger Tor in Berlin mitzuerleben: Die feierliche Sendung des Friedensglocken-Pferdetrecks nach Jerusalem. Unter der Schirmherrschaft des Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und des Generalsuperintendenten Kristóf Bálint setzen wir ein kraftvolles Zeichen für Frieden und Versöhnung.

5 Kutschen und 30 Teilnehmer escortiert von 100 Pferden, werden vor Ort sein, um die Sendung zu begleiten. Der Treck wird über 4.800 Kilometer und durch 12 Länder reisen, um die Friedensglocke zur „Hand in Hand Schule“ in Jerusalem zu bringen – eine Schule an der Kindern, aus muslimischen, jüdischen und christlichen Familien miteinander aufwachsen, leben und lernen- so kann ein Miteinander verschiedener Völker und Religionen gelingen .“

Das teilt der Verein Friedensglocke e. V. auf seiner Website mit

Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz war auch am 19. Januar in der Weihnachtskirche zu Gast. Dort teilte er mit Organisator verhaftet in der Ethik Albert Schweitzers, dessen 150. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, das Friedensbrot.

Cineastische Note in der Erinnerungskultur

Alice Brauner. Copyright: CCC Filmkunst

Dr. Alice Brauner sagt in einem Interview mit den Deutsch-Polnischen Nachrichten: „Die Erinnerungskultur ist in Deutschland komplett gescheitert.“

Aber das geht sie hoffnungsvoll an. In Vorbereitung ist der neue Film „Block 10“, der zum 80. Geburtstag des CCC-Unternehmens in die Kino kommen soll.

Im Fokus steht die traurige Geschichte von Dr. Max Samuel, einem jüdischen Gynäkologen aus Köln, der 1942 nach Auschwitz kam und gezwungen war, in BLOCK 10 als Häftlingsarzt zu arbeiten.

Vor allem für dieses Projekt besuchte Alice Brauner vor Kurzem die Gedenkstätte in Polen noch einmal. „Es ist bar jeder Vorstellung“sagt sie. „Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie die Opfer hier gedemütigt, ihrer Würde beraubt und physisch sowie psychisch grenzenlos gequält wurden“, formuliert Alice Brauner.

„Nicht zu fassen, nicht zu glauben. Endlich mal Anerkennung für unsere viele Arbeit und unsere Leistung und das auch noch in voller Höhe. Danke Filmstiftung NRW!!! Und ein großes Dankeschön auch an die ARD Degeto, die als Koproduzent in den Kinofilm mit eingestiegen ist. Ihr habt uns der Realisierung unseres Filmvorhabens ein großes Stück näher gebracht! Ein überdimensionales Dankeschön auch an alle Fachberater! Historisch alles akribisch recherchiert, alles ist so geschehen wie es Dr Alice Brauner im Drehbuch beschrieben hat. Ohne Schnörkel, ohne Weichzeichner. Es wird ein filmischer Schlag ins Gesicht all jener, die den Holocaust leugnen oder relativieren!

BLOCK 10 – 600.000 Euro

Produktion: CCC Cinema and Television, Berlin

Koproduktion: MZ-Film, München; CCC Filmkunst, Berlin

Verleih: Camino Filmverleih

Sender: Degeto

Regie: Marcus O. Rosenmüller

Buch: Alice Brauner

Cast: Christian Berkel, Axel Prahl, Johannes Zirner, Moritz Führmann“

So formuliert Alice Brauner auf ihrer Facebookseite.

Mit den Hauptdarstellern hat das Team eine Starbesetzung gefunden. Und das auch mit thematischem Bezug. Berkel spielte den SS-Arzt Ernst Günther Schenck in dem oscarnominierten Kinofilm „Der Untergang“ (2004)

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