
Berlin. Ein Meilenstein weit über die Grenzen Spandaus hinaus ist die Entwicklung des Siemensstadt Square. Die Deutsch-Polnische Nachrichten fokussieren das Projekt.
Von Frank Bürger
Mit Siemensstadt Square plant und gestaltet Siemens ein zukunftsweisendes neues Stadtquartier. Es ist eines der ambitioniertesten städtebaulichen Projekte Berlins. Bis 2035 werden hier 35.000 Menschen wohnen, arbeiten, lernen und forschen sowie Technologien von morgen erproben und produzieren.
Der neue hybride Stadtteil wird die digitale mit der realen Welt verbinden. Dank eines digitalen Zwillings wird die Siemensstadt Square mehrdimensional geplant, gebaut und betrieben. Intelligente Technologien und erneuerbare Energien machen das Areal im Betrieb CO₂-neutral und besonders energieeffizient.
Mit modernen Lösungen und Technologien wird die neue Siemensstadt Square ihren Beitrag leisten und Vorbild für ein besseres Morgen sein. Die neue Siemensstadt Square ist bereits jetzt sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene mit Nachhaltigkeits-Vorzertifikaten in Platin ausgezeichnet worden.
Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) würdigte die Planung mit einem Vorzertifikat als besonders nachhaltiges Stadtquartier, denn mit der Siemensstadt Square entsteht ein im Betrieb CO2-neutraler Zukunftsort. „Das DGNB Vorzertifikat in Platin zeigt, dass sich Innovation und Nachhaltigkeit verstärken können, wenn bereits in einer frühen Planungsphase, die richtigen Entscheidungen im Sinne von Qualität und Zukunftsfähigkeit getroffen werden“, begründete Johannes Kreißig, Geschäftsführer der DGNB, die Bewertung.
Parallel dazu bekam das Projekt auch ein Vorzertifikat als besonders nachhaltig geplante „Community“ nach dem international etablierten Zertifizierungssystem LEED (Leadership in Energy and Environmental Design); eine Einstufung, die in dieser Form erstmalig in Europa vergeben wurde.
„Mit Siemensstadt Square gestalten wir, gemeinsam mit unseren Siemens-Kollegen:innen und den Berlinerinnen und Berlinern ein Stück Berliner Zukunft. Der Zukunftsort Siemensstadt Square wird eine hohe Lebensqualität bieten, Innovationen hervorbringen und auch den hohen ökologischen Anforderungen entsprechen“, so Stefan Kögl, General Manager des Siemensstadt-Projekts.
125 Jahre nach der ersten Investition in die Siemensstadt entsteht hier bis 2035 auf rund eine Million Quadratmeter Geschossfläche eine moderne und urbane Wohn- und Arbeitswelt, die Arbeiten, Forschung und Leben miteinander vereint.
Geschichte
Forschen für den Fortschritt – das ist von Anfang an die Devise der Ingenieure von S&H und SSW. Die Siemensstadt verfügt über zwei Forschungslaboratorien: Auf dem Gelände Nonnendammallee entsteht zwischen 1906 und 1907 das „Chemisch-Physikalische Laboratorium“, das in die Annalen der Siemens-Geschichte unter dem Namen „Charlotte“ eingeht. 1914 beginnen auf dem Spreegelände die Baumaßnahmen für ein zentrales Forschungslabor, das ab 1924 unter der Bezeichnung „Forschungslaboratorium der Siemens & Halske AG und der Siemens-Schuckertwerke GmbH“ firmiert.
Bei der Ausbildung des eigenen Facharbeiternachwuchses konzentriert sich S&H ab Beginn der 1890er-Jahre zunächst auf die Vermittlung praktischer Fertigkeiten in Lehrwerkstätten. Zur Verbindung von fachtheoretischer und praxisorientierter Ausbildung kommt es im Jahre 1906 auf dem Nonnendammgelände durch die Gründung einer Werkberufsschule, die heute zu den ältesten Ausbildungsstätten ihrer Art in Deutschland gehört.
Mit der Inbetriebnahme des Kabelwerks Westend stellte sich die Frage, ob sich S&H auch auf dem Gebiet des Wohnungsbaus für seine Beschäftigen betätigen soll. Zunächst tritt das Unternehmen nicht als Bauherr in Erscheinung, unterstützt jedoch die Schaffung von Wohnraum in finanzieller Hinsicht. Die ersten Mietshäuser – errichtet im Auftrag von Siemens durch die Märkische Bodengesellschaft – sind 1905 bezugsfertig und bilden den Grundstock der Siedlung „Nonnendamm“. Die gravierende Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg veranlasst S&H und SSW 1919 zur Gründung der Wohnungsgesellschaft Siemensstadt GmbH – ab 1922 Siemens Wohnungsgesellschaft. Diese erwirbt ihrerseits ein 200.000 Quadratmeter großes Gelände, auf dem ab 1922 in vier Bauabschnitten nach den Entwürfen von Hans Hertlein mehr als 500 Zwei-, Drei- und Vierzimmer-Wohnungen errichtet werden, die die Siedlung „Siemensstadt“ bilden. In den 1930-Jahren folgt die Siedlung „Heimat“ mit über 1.000 Mietwohnungen.
Ein Musterbeispiel für die architektonische Richtung des Neuen Bauens ist die „Ringsiedlung“ bzw. „Großsiedlung Siemensstadt“ mit knapp 1.400 Wohnungen, an deren Entwurf unter anderem Walter Gropius, Otto Bartning und Hugo Häring beteiligt sind. Ende des 1930er-Jahre hat die Wohnstadt 13.000 Einwohner.
Als S&H sein Kabelwerk auf dem Spreegelände 1899 in Betrieb nimmt, steigt die Zahl der Beschäftigten schnell auf über 1.200 an. Wer hier arbeitet, kommt neun Jahre lang entweder zu Fuß über eher unwegsames Gelände von weit entlegenen S- oder Vorortbahnhöfen zur Arbeit oder er nutzt den Wasserweg. Mit der Inbetriebnahme des Wernerwerks I auf dem Spreegelände im Frühjahr 1905 arbeiten in der künftigen Siemensstadt schon 5.200 Menschen. Im April 1906 verzeichnet die Statistik bereits 7.823 Beschäftigte, ein Jahr später sind es schon 10.081. Im April 1908 ist die Rede von rund 15.000 Arbeitern und Angestellten. Zu einer verbesserten Verkehrsanbindung kommt es erst ab Oktober 1908 durch die Eröffnung der Nonnendammbahn. Gut frequentiert wird die zunächst von S&H betriebene Straßenbahn allerdings erst nach ihrer Verlängerung in die Spandauer Altstadt im Jahre 1909.
Die Nonnendammbahn ist nicht die einzige Straßenbahn, die in den 1910er- und 1920er-Jahren durch Siemensstadt fährt. Dennoch decken die zur Verfügung stehenden Kapazitäten den Beförderungsbedarf in den Hauptverkehrszeiten nicht, so dass in den Straßenbahnen chaotische Verhältnisse herrschen. Eine spürbare Entlastung des Berufsverkehrs setzt erst mit der Inbetriebnahme der Siemensbahn ein.
Der Journalist und Schriftsteller Walther Kiaulehn schildert in seinem Buch „Berlin. Schicksal einer Weltstadt“ die Entwicklung Berlins zwischen 1871 und 1933. Die Industrialisierung thematisiert er zwar in erster Linie am Beispiel der Firmen Borsig und AEG, aber auch das Unternehmen Siemens, dessen Gründer er sehr schätzt, findet Erwähnung.
Zunächst ist es Karl Janisch, der der Siemensstadt bis zum Ersten Weltkrieg ihr unverwechselbares Gesicht verleiht. Mit Bauten wie dem Kabelwerk Westend, dem Wernerwerk I oder dem Dynamowerk errichtet der Bauingenieur Fabriken, die eine effektive und effiziente Fertigung ermöglichen. Je nach Bedarf sind die einzelnen Gebäude flexibel zu nutzen und können problemlos erweitert werden. Dabei orientiert sich der Siemens-Architekt an Erkenntnissen, die er während internationaler Studienreisen gewonnen hat. In den USA analysiert er beispielsweise ganz gezielt produktionstechnische Abläufe, die Eingang in sein Konzept funktionaler, sozial verträglicher und über Jahrzehnte erweiterungsfähiger Werksanlagen finden. Darüber hinaus verantwortet Janisch den Bau des Chemisch-Physikalischen Laboratoriums und des Verwaltungsgebäudes am Nonnendamm/Rohrdamm. Sein Nachfolger Hans Hertlein erweitert in den 1920er-Jahren das Wernerwerk II und errichtet mit dem Schaltwerk-Hochhaus Europas erstes Fabrikhochhaus.
Die Siemensstadt ist ein städtebauliches Phänomen. Dass Unternehmen im Zuge der zweiten Randwanderung einerseits großflächige Industriekomplexe und andererseits nach zeitgenössischem Verständnis moderne Wohnsiedlungen für ihre Beschäftigten bauen, lässt sich im In- und Ausland nachweisen. Die Besonderheit von Siemensstadt besteht darin, dass letztlich auf ursprünglich gänzlich unerschlossenem Terrain innerhalb weniger Jahre eine komplette Stadt errichtet wird.
Quelle: Homepage Siemensstadt Square.
Am 7. März 2025 gab es zu dem Projekt ein Treffen von Spandaus Bürgermeister Frank Bewig mit Baustadtrat Thorsten Schatz ein Treffen mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner.
Harald Birck und die Siemensstadt
Dominiert wird die Werksanlage von dem 70 Meter hohen Turm, der einen Schornstein für das integrierte Heizkraftwerk und einen Wasserbehälter kaschiert. Mit seiner großen Uhr erhebt er sich über der Siemensstadt wie die Rathaustürme über den damals noch selbständigen Großberliner Gemeinden. Die Werksturmidee wurde wenige Jahre später von Eugen Schmohl für Borsig in Tegel und Ullstein in Tempelhof aufgegriffen.
Der phantastische Rundumblick vom Siemensturm inspirierte Harald Birck.
Der professionelle Maler hatte in rund 70 Metern Höhe sein Atelier vor einigen Jahren und genoss die spektakuläre Aussicht auf die Siemensstadt. In Birck reifte daraufhin die Idee, die Industriebauten auf künstlerische Weise zu dokumentieren. Er entschloss sich eine Serie von Bildern dazu zu zeichnen und zu malen.
„Die Architektur bewegt sich wie eine Welle aus der Landschaft heraus“, sagt Harald Birck bei der Vernissage. Es ist zu sehen, es ist zu spüren: Das Licht bewegt den Künstler. Das kommt auch von seinem Wirken in Frankreich.
Harald Birck präsentierte 2022 eine besondere Ausstellung in der Siemensstadt
So kam er in das Stadtteilzentrum Siemensstadt, mit 25 Gemälden, mit Aussichten vom Siemensturm. Dazu zählen Baustellenbilder, die während der Sanierungs- und Umbauarbeiten in den Siemensgebäuden entstanden sind. Weitere Bilder aus dem Schaffen Bircks ergänzten die Ausstellung.
Harald Birck, Jahrgang 1960, studierte in Karlsruhe an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und war Meisterschüler bei Professor Klaus Arnold. Seit 1991 lebt und arbeitet er in Berlin und Marval, Frankreich. Er ist bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Frankreich, Norwegen und im Jemen vertreten gewesen.
Doch auch die dunklen Seiten der Entwicklung der Stadt wurden vom Bezirksamt beleuchtet
Am 11. März wurde die erste Stolperschwelle in Spandau verlegt – ein sichtbares Zeichen der Erinnerung an die rund 40 Frauen, die während des Nationalsozialismus im Gemeindesaal der Kirchengemeinde Siemensstadt Zwangsarbeit für Siemens & Halske AG leisten mussten.
Die feierliche Gedenkveranstaltung wurde von der Evangelischen Kirchengemeinde Siemensstadt in Zusammenarbeit mit der Jugendgeschichtswerkstatt des Jugendamtes Spandau organisiert. Bezirksbürgermeister Frank Bewig, Vertreterinnen und Vertreter des Siemens-Konzerns und des Kirchenkreises erinnerten in ihren Ansprachen an die Verantwortung, die Geschichte wachzuhalten und für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung einzutreten. Bezirksstadträtin Tanja Franzke war ebenfalls vor Ort und legte Blumen nieder.







Insgesamt 22 Charakterköpfe begleiteten vor fünf Jahren die Wirkungsgeschichten des Reformators Martin Luther in der Karlsruher Innenstadt. Darüber berichtete „evangelisch.de“ und auch ich war hier in meiner Karlsruher Zeit beteiligt.
Unter dem Titel „Luther – einer von uns“ feierten die evangelischen City-Kirchen in Karlsruhe 500 Jahre Reformation und 500 Jahre Martin Luther. Von der Eröffnung am 5. März in der Karlsruher Lutherkirche bis zum Reformationstag am 31. Oktober 2017 zeigten die Büsten „gelebte, theologische Impulse“ des Reformators, erläuterte der damalige Stadtkirchenpfarrer Dirk Keller (Karlsruhe) die Idee der ungewöhnlichen Aktion. Noch heute steht Birck mit Keller in regem Austausch. „Martin Luther hat Karlsruhe nie besucht. Dazu ist die Reformation zu lange her und die Fächerstadt zu jung. Trotzdem fühlen sich auch nach 500 Jahren Menschen in unserer Stadt seinen Anliegen verbunden und leben, was er hinterlassen hat“, erklärt Keller.
Für die Skulpturen des Berliner Bildhauers Harald Birck war ein Atelier in der Karlsruher Stadtkirche entstanden. Dort waren seine Büsten von markanten Köpfen von Kindern, Frauen und Männern zu sehen, die Luthers Anliegen in der Gegenwart verkörpern sollen. Hierzu gehören etwa die Modehaus-Inhaberin Melitta Büchner-Schöpf zum Thema „Aufrecht und mutig“.
Hier einige biografische Anmerkungen auf der Homepage der Stadtwerke Karlsruhe.
Maria Melitta Schöpf war die Tochter von FDP-Stadträtin Melitta Schöpf (1901–1989) und Carl Schöpf († 1980)[1]. Nach dem Abitur am Bismarck-Gymnasium studierte sie ab 1953 Jura an den Universitäten in Tübingen, Bonn, Hamburg und Freiburg. 1962 promovierte sie zum Dr. jur.
1967 heiratete sie Dr. Georg Büchner (1931–2018) und nahm den Nachnamen „Büchner-Schöpf“ an. Seit 1980, dem Tod ihres Vaters, war sie Eigentümerin des Modehauses Schöpf, das ihr Großonkel Carl Schöpf 1899 gegründet hatte. Dr. Melitta Büchner-Schöpf war bis 2000 im Bundesministerium für Wirtschaft als Ministerialdirigentin zuständig für industrielle Kooperationen weltweit und koordinierte die Industrie-Ministerräte.
Seit 1989 war sie Stifterin und im Vorstand der Melitta-Schöpf-Stiftung.
Ich hatte das Glück, einige Aufnahmen mit ihr, und auch Harald Birck, in Karlsruhe zu machen.
