
Berlin. Das Buch „Kloster Götschendorf“ ist ja nun im Schwetzinger Hebelgymnasium zu finden. Da ist der Weg zur Tschira-Stiftung im Wolfsbrunnenweg Heidelberg kein weiter. Und damit auch zur SAP und zum KI-Riesen Aleph Alpha.
Von Frank Bürger
Eine Reise in der Rhein-Neckar-Region ist sehr wertvoll. Zum Raum wird hier die Zeit. Auch der Weg zum Schloss-Wolfsbrunnenweg ist kein weiter. Dort hat die Klaus-Tschira-Stiftung ihren Hauptsitz.
Das Hebelgymnasium
Hier aus einer Mitteilung des Hebelgymnasiums vom 13. September 2023, das der Autor besuchte.
„Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das ehrenamtliche Engagement in Deutschland mit einem Bürgerfest im Park von Schloss Bellevue in Berlin gewürdigt. An zwei Tagen lud das Staatsoberhaupt dazu ein, das breite gesellschaftliche Engagement in all seinen Facetten kennenzulernen und sich untereinander auszutauschen
Es waren Menschen aus ganz Deutschland zu Gast, die mit ihrem herausragenden ehrenamtlichen Einsatz zu einer lebendigen Zivilgesellschaft beitragen. Zu den eingeladenen Gästen gehörte auch Florian Seitz, weil er sich seit Jahren für Explore Science, der naturwissenschaftlichen Ausstellung der Klaus-Tschira-Stiftung im Mannheimer Luisenpark, engagiert. 2022 war die Klaus-Tschira-Stiftung Partner beim Bürgerfest des Bundespräsidenten und hatte unter anderen einige Lehrer langjähriger Partnerschulen der Explore Science eingeladen. Damals sind Martin Holthausen und Florian Seitz als Vertreter Hebel-Gymnasiums hingefahren. Das Fest fiel wegen eines Unwetters über Berlin aus und die Gäste mussten aus Sicherheitsgründen weggeschickt werden. Alle Teilnehmer aus dem letzten Jahr wurden erneut eingeladen. Dieses Jahr war nun der Lehrer für Physik, Informatik und Mathematik mit seiner Frau Anna in Berlin. „Es war ein sehr schönes Fest bei bestem Wetter im Garten von Schloss Bellevue“, berichtete Seitz.

Zur Idee von Explore Science auf der Homepage der Klaus-Tschira-Stiftung
Seit 2006 veranstaltet die Klaus Tschira Stiftung jährlich die naturwissenschaftlichen Erlebnistage Explore Science im Luisenpark Mannheim.
Hier können Kindergartenkinder, Schüler, Familien und alle, die sich ihre Neugier bewahrt haben, selbst forschen, experimentieren und ausprobieren. Das Angebot reicht von interaktiven Ausstellungen über zahlreiche Mitmachangebote für alle Altersklassen, Workshops und Bühnenshows bis zu Experimentalvorträgen und Wettbewerben.
Mit Explore Science möchte die Klaus Tschira Stiftung bei jungen Menschen das Interesse an naturwissenschaftliche Themen wecken. Zentrales Anliegen hierbei ist, dass die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, naturwissenschaftliche Phänomene selbst zu entdecken.
Die Klaus Tschira Stiftung setzt dieses Konzept seit 2018 auch in Bremen um, seit 2022 auf der Insel Mainau.
Die Tschira-Stiftung in der Villa Bosch
Die Tschira-Stiftung hat ihren Hauptsitz in der Villa Bosch. Das repräsentative Landhaus samt Nebengebäuden wurde 1921–1922 im Auftrag des Ludwigshafener Chemie-Unternehmens BASF für ihren Vorstandsvorsitzenden, den Chemiker und Nobelpreisträger Carl Bosch, erbaut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Villa Bosch zunächst den US-amerikanischen Streitkräften als Unterkunft für hochrangige Militärs. Für eine kurze Zeit residierte hier auch General Dwight D. Eisenhower als Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone. Später diente sie einige Jahre einem Heidelberger Unternehmen als Sitz.
1967 übernahm der Süddeutsche Rundfunk (SDR) die Villa, um hier sein Studio Heidelberg-Mannheim einzurichten. 1994 entschied sich der SDR zum Verkauf der Villa. Neuer Besitzer wurde Klaus Tschira, der das Gebäude als Sitz für seine geplante Stiftung nutzen wollte und dafür zahlreiche Restaurierungs-, Renovierungs- und Modernisierungs-Arbeiten vornehmen ließ. Letztendlich erstand die Villa Bosch zur Jahresmitte 1997 im historischen Erscheinungsbild wieder, gleichzeitig mit hoch moderner Infrastruktur. Seither ist sie Sitz der Klaus Tschira Stiftung gGmbH (KTS).D
Das Wohnhaus der Kaiserin von Österreich

Nicht unweit der Tschira-Stiftung ein Wohnhaus der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Nach Informationen der Seite „Burgen.de“ hat sie das Heidelberger Schloss geliebt.
Für die berühmte Kaiserin Elisabeth muss das Schloss in Heidelberg ein ganz besonderer Ort der Ruhe gewesen sein. Insgesamt viermal nutzte sie die Möglichkeit, der strengen Hofetikette am österreichischen Hof zu entfliehen und genoss den Aufenthalt am Neckar.
Sisis jüngste Tochter, Marie Valerie, war immer mit dabei und hielt die Erlebnisse der beiden in ihrem Tagebuch fest, so dass man heute noch sehr gut nachvollziehen kann, was die beiden adeligen Damen in Heidelberg unternommen haben. Sie beschreibt glückliche Zeiten, in einem nicht immer einfachen Leben.
Eigentlich weilten Sisi und Marie Valerie zu einem Kuraufenthalt in Baden-Baden und das Heidelberger Schloss sollte nur ein Ausflug im Programm der beiden sein. Sie waren jedoch so fasziniert von der Atmosphäre und der wilden Natur rund um die Ruine, dass sie schon ein Jahr später wieder zurück kamen und sich gleich einen ganzen Monat im Schlosshotel einmieteten.
Und Marie Valerie schwärmt in ihrem Tagebuch: „Es ist ja so schön hier, so himmlisch schön…“
Die Kaiserin und ihre Tochter reisten erst ab, als Elisabeths Ischias-Leiden sie dazu zwang sich in Behandlung zu begeben.“
Was für eine Ecke mit Weltluft, das Heidelberger Schloss und das Umfeld.
Kaiserlich aber auch die Entwicklungen, mit denen die Tschira-Stiftung in Verbindung steht. Im Jahr 1972 gründen die fünf ehemaligen IBM-Mitarbeiter Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector das Unternehmen „Systemanalyse Programmentwicklung“ (SAP). Da ist der Weg zur Künstlichen Intelligenz kein weiter.
In einer bemerkenswerten Finanzierungsrunde hat das deutsche KI-Start-up Aleph Alpha von Investoren über 500 Millionen US-Dollar erhalten – umgerechnet 486 Millionen Euro entspricht. Angeführt wird die Finanzierung vom Risikokapitalgeber Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI), dem globalen Technologie-Riesen Bosch sowie der milliardenschweren Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland)
Ein Blick in das Impressum zeigt: Sitz im Grenzhöfer Weg 36. Wer kennt den Flecken Grenzhof. Hier hat der Autor immer wieder seinen Musiklehrer Werner Boll besucht, der nach Abschluss der theologischen Ausbildung den Weg in den Journalismus öffnete.
Siehe
Der Grenzhof geht auf ein Dorf zurück, das 771 als Grenesheim erstmals im Codex des Klosters Lorsch erwähnt wurde. Im Codex finden sich zahlreiche weitere Erwähnungen, u. a. als Graninesheim, Gernesheim oder Grensheim. Der Ort gelangte zwischen 1153 und 1184 an das Kloster Schönau, das es in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in eine Grangie umwandelte. Bis heute hat sich ein mittelalterlicher Charme erhalten. Der Hof wurde 1817 in acht Höfe geteilt, die sich um den zentralen Dorfplatz gruppieren. Die Anordnung der Höfe um einen zentralen Anger und als reine Domäne ohne Kirche zeigt noch die typischen Charakteristika einer Grangie. Die heute noch vorhandenen Gebäude stammen größtenteils aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Nachbarorte sind Eppelheim (2,5 km), Plankstadt (2,7 km), Edingen-Neckarhausen (3 km), Mannheim-Friedrichsfeld (3,1 km), Wieblingen (4,5 km) und Schwetzingen (5 km).
Quellen:
Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 2), Urkunde 662, 2. Juni 771 – Reg. 630. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 242, abgerufen am 7. März 2016.
Ortsliste zum Lorscher Codex, Grenzhof, Archivum Laureshamense – digital, Universitätsbibliothek Heidelberg.
Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg
Im historischen Hebelgymnasium befindet sich nun auch die Wegbeschreibung des Autors vom Gymnasium aus bis hin zum Kloster Götschendorf.
Seit September 2009 betreibt die Stadtbibliothek eine Zweigstelle im Erdgeschoss des Mensagebäudes des Johann-Peter-Hebelgymnasiums.
Der Autor des Textes ist Träger der Hebel-Gedenkmedaille der Stadt Schwetzingen und hat das Hebelgymnasium besucht, auch den Musikunterricht von Werner Boll.
Das Grabmal von Hebel befindet sich nur wenige 100 Meter von der Hauptstelle der Bibliothek entfernt.

