
Berlin. Der Weg vom Kloster Götschendorf in das Kloster Jerichow ist kein weiter. So soll es nach derzeitigem Stand auch eine Präsentation des Buches „Kloster Götschendorf“ im kommenden Jahr unter dem Dach des Förder- und Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow e.V. geben.
Von Frank Bürger
Der Jerichower Karl Eisbein beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte des Klosters Jerichow, vor allem mit den Wurzeln und damit auch Hildegard von Bingen.
Er war Vorsitzender des Fördervereins Stadt und Kloster Jerichow. Beruflich war er verwurzelt bei der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten in Potsdam.
Das Kloster wurde 1144 in der Nähe des Jerichower Marktes als Prämonstratenserstift von Hartwig I. von Bremen gegründet. Hartwig I. wurde als Sohn des Grafen Rudolf von Stade geboren und war der letzte aus dem mit ihm ausgestorbenen Geschlecht der Grafen von Stade. Nach dem Tode seines Vaters 1124 wurde er auf Gütern seiner Mutter Richardis Gräfin von Sponheim bei Magdeburg und Jerichow erzogen. Ebenso aus dem Geschlecht der Sponheimer stammt Jutta von Sponheim. Sie wurde Vorsteherin (magistra) einer benediktinischen Frauenklause auf dem Disibodenberg und avancierte zur Erzieherin und Lehrmeisterin von Hildegard von Bingen. Der Ruf von der Bedeutung Hildegards sprach sich schnell unter den Adeligen herum. Hartwigs Schwester, die ebenfalls Richardis hieß, kam zu Hildegard. 1141 begann Hildegard in Zusammenarbeit mit Propst Volmar von Disibodenberg und Richardis von Stade, die als enge Vertraute Hildegards galt, ihre Visionen und theologischen wie anthropologischen Vorstellungen in Latein niederzuschreiben. Da sie selbst die lateinische Grammatik nicht beherrschte, ließ sie alle Texte von ihrem Schreiber korrigieren. Ihr Hauptwerk Scivias entstand in einem Zeitraum von sechs Jahren. Sie beschreibt darin insgesamt 26 selbst erlebte religiöse Visionen. Das Werk gilt seit den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs als verschollen.
Bis weit in die Elbauen sind die Kirchtürme der Stiftskirche St. Marien St. Nikolai sichtbar und zeugen von der großen Bedeutung des Klosters Jerichow. Das altehrwürdige Stift des Ordens der Prämonstratenser ist Norddeutschlands ältester Backsteinbau. Die Einmaligkeit der Jerichower Klosteranlage liegt in ihrer weitgehend unveränderten spätromanischen Ausprägung und ihrer schlichten Schönheit.
Am Rande eines Naturschutzgebiets gelegen, führt der Elberadweg direkt an der mittelalterlichen Klostermauer entlang. Dahinter lädt der Klostergarten mit einer Vielzahl an Färbe-, Heil- und Nutzpflanzen in seinen Hoch- und Flachbeeten zum Verweilen ein. Das modern gestaltete Museum bietet Klein und Groß die Möglichkeit, tiefer in die Geschichte des Klosters und seiner ehemaligen Bewohner einzutauchen.
(Quelle Kloster Jerichow)
In der Krypta des Klosters Jerichow gibt es eine Säule aus Granit. Die Archäologen bezeichnen das Material „Granito del Foro“, das hat einen besonderen Grund. Den Ursprung hat es in Ägypten und häufig kommt das Material auf dem Forum Romanum in der italienischen Hauptstadt vor. „Das ist also schon ein Stück Weltgeschichte“, sagt der Archäologe Rainer Kuhn aus Magdeburg bei einem Klosterbesuch lächelnd. Er lebt und arbeitet in Magdeburg und ist eng mit dem Kloster verbunden. Für das Land Sachsen-Anhalt führte er unter anderem die Forschungsgrabungen im Dom zu Magdeburg durch und hat enorm viel Erfahrungen.
Ein Hauch Hurghada schwingt da schon mit, wenn man vor dieser besonderen Säule steht.
Hurghada, da denken doch viele sofort an die wunderbare bunte Korallenwelt, an das Schnorcheln und atemberaubende Tauchgänge im Roten Meer. Nicht viele haben dann eine Erlebnisfahrt durch die Wüste zum Mons Claudianus im Blick. Kuhn und seine Begleiterin Claudia Hartung kommen jedoch ins Schwärmen, wenn sie an diesen Ort nicht unweit des Badeparadieses denken. Die Arabische Wüste zwischen dem Roten Meer und dem Nil ist nicht nur reich an Sand, sondern auch an Edelsteinen, Gold, Mineralien und Steinen. Das schätzten schon die alten Ägypter: Sie bauten in meist offenen Bergwerken Edelsteine für Schmuck und Dekorationen ab; die Steinbrüche lieferten Säulen, Sarkophage und weiteres Baumaterial für Pyramiden und Tempel.
Auch die Römer haben sich dieser Schätze bedient und die Art und Weise des Abbaus verfeinert. Im Wadi Hammamat, zwischen El Quesir und Quena, liegt Mons Claudianus, angeblich die am besten erhaltene Römer-Siedlung inmitten mehrerer Steinbrüche. Von dort stammt mit Sicherheit der Stoff für die Jerichower Kostbarkeit. Irgendwann kam die Säule nach Italien. Und hier nun gibt es keine Sicherheit mehr. „Solche Säulen wurden in kaiserlichen Palästen oder in frühkirchlichen Bauwerken verwendet“, das kann der Archäologe sagen.
Es steht die Frage im Raum: Rom, Ravenna oder Mailand. Kuhn tippt auf das Zentrum des damaligen Weltreiches. Aber wie kam die Säule nun nach Deutschland und in das beschauliche Jerichow?
Eine wichtige Quelle dafür sind die Schriften Thietmars von Merseburg. In seinem zweiten Buch im 17. Kapitel berichtet er, dass Gold, Marmor, Edelsteine am Hof des Kaisers Otto. Die Kaiserkrönung Ottos I am 2. Februar 962 war das epochale Ereignis, das es nach der derzeitigen Forschung möglich machte, dass die Säule in diesem Zeitraum nach Magdeburg kam. Ausgrabungen in Magdeburg zeigen: Spolien gab es sowohl in der Ottonischen Nordkirche und in der Ottonischen Südkirche. „Ich gehe davon aus, dass die Säule zwischen 1170 und 1200 aus der Nordkirche hierhergekommen ist. Und im 13 Jahrhundert wurden im heutigen Magdeburger Dom und in der Umgebung 40 Spolien verbaut. Es bleibt immer noch ein steinernes Geheimnis, an dem weiter geforscht werden kann.
Mit Wirkung vom 1. Januar 2022 wurde die Stiftung Kloster Jerichow in die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt überführt. Das Kloster Jerichow gehört damit zum Vermögensbestand der öffentlich-rechtlichen Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.
Hier nun Infos zum Buch „Kloster Götschendorf“
„Es war das Lieblingsjagdschloss von Fürst Leopold IV., dem Vater von Dr. Armin Prinz zur Lippe. Heute hat auf dem Gelände das westlichste Kloster der russisch-orthodoxen Kirche seinen Sitz. Die Rede ist von Schloss Götschendorf in der Uckermark, das der letzte regierende Fürst Lippes 1910/11 erbauen ließ. Das Kloster Götschendorf ist das einzige Kloster der Berliner Diözese der russisch-orthodoxen Kirche. Der Russland-Journalist Norbert Kuchinke stieß auf seiner Suche nach einem für ein von ihm geplantes russisch-orthodoxes Kloster in der Nähe Berlins auf das Gelände. Nach anfänglichem Zögern der einheimischen Verantwortlichen halfen schließlich Kontakte in die Potsdamer Staatskanzlei und die Fürsprache von Pfarrer Horst Kasner, Vater der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, aus Templin bei der Verwirklichung des Projekts. Der Macher vor Ort ist Abt Daniil Irbits. Mit vielen Farbbildern beschreibt das Buch Vergangenheit und Gegenwart des Klosters sowie des Herrenhauses. Das Gut mit Herrenhaus ist seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Familie von Arnim, 1910 wurde ein neues Gutshaus errichtet, 1942–1945 war es Jagd- und Gästehaus von Hermann Göring und bis 1975 Ferienhaus der Nationalen Volksarmee, danach des Rates des Kreises und des Ministeriums der Staatssicherheit. Seit 1990 stand es leer, 2007 wurde ein Kloster eingerichtet. Vor allem die Bezüge zum Leben und Wirken des Autoren sind interessant. Da wandern die Gedanken zum benachbarten Schloss Wartin, wo die einstige Bundesjustizministerin Hertha Däubler-Gmelin oft zu Gast war. Da wandern die Blicke zu Angela Merkel, der ehemaligen Bundeskanzlerin und Matthias Platzeck, dem ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten. Beeindruckend und wichtig für die augenblickliche Situation, in der die Augen alle nach Kiew und Moskau schauen: Es wird deutlich, der Abt distanziert sich von den Geschehnissen in der Ukraine und von Putin, hilft Ukrainern vor Ort. Vor allem das reichliche Bildmaterial unterstreichen die Geschichte. Das ausführliche Quellenverzeichnis lassen die Darstellungen überzeugend wirken.“
Aus einer Rezension bei „Amazon“
