Freundschaft über Grenzen hinweg

Schwetzingen. „Frieden und Krieg“ nennt die Schriftstellerin Carla Thompkins ein Buch, das sich mit dem Leben und Sterben von Nikki Fisler. Eine Inspiration mit eigenen biografischen Erlebnissen

Von Frank Bürger

Karlsruhe. Nikki Fisler besucht 1957 die Weihnachtsfeier in der Landeszentralbank. Sie ist sechs Jahre alt. Drei Jahre später begegnen sich die Autorin Carla Thompkins und das Mädchen bei einer Hochzeitsfeier in der badischen Metropole. Nikki Fisler arbeitet als Journalistin, sie sieht wie abhängig das Schreiben von den Interessen der Auftraggeber ist, ihr Wunsch nach einer glücklichen Familie und Kindern scheitert, sie geht in ein österreichisches Kloster und stellt den Zisterziensern die Fragen des Lebens.

„Meine Seele hat ihre Reise angetreten in die unendlichen Reiche unseres Schöpfers. Seid nicht traurig, denn der Tod ist ein Bote der Freude“, lautet die Todesanzeige.

Unfassbar: Im Jahr 2009 interviewt sie zufällig in den Vereinigten Staaten Castadarrow Thompkins, den sie erst später als Ehemann von Carla Thompkins kennenlernt.

Es stellt sich die Frage: Gibt es Zufälle?

Nikki Fisler wendet sich von Interessenjournalismus ab und recherchiert unter anderem zum Thema Rassismus.

Ein Thema, das auch mich auf meinem Weg nach Karlsruhe begleitete. Zu meinem Gottesdienst in der Spandauer Weihnachtskirche am 23. Juli war Ibraimo Alberto zu Gast. Der gebürtige Mosambikaner lebte in der brandenburgischen Kleinstadt Schwedt an der Oder. Als letzter Schwarzafrikaner der Stadt wurde Alberto regelmäßig Opfer von Rassismus und Gewalt. Trotzdem engagierte er sich als Ausländerbeauftragter ehrenamtlich, dafür nutzte er auch den Sport. Ich durfte den Verein PoDeSt leiten, wo Ibraimo in Schwedt arbeitete. Der Marktplatz von Karlsruhe. Ibraimo Alberto steht am Straßenrand und beobachtet die Menschen, die in die Bahn einsteigen. Er hat die Hände hinter dem Rücken gefaltet, er lächelt, wirkt zufrieden. Hin und wieder hebt er den rechten Zeigefinger, deutet auf eine Frau mit dunkler Hautfarbe oder einen Jungen mit asiatischen Wurzeln, als könne er nicht glauben, was er da sehe. Im brandenburgischen Schwedt an der Grenze zu Polen war Alberto Jahre lang der einzige, der anders aussah. Wegen seiner Hautfarbe wurde er wie ein Fremder behandelt. In Karlsruhe war er nun einer von vielen. Dennoch landeten wir beide wieder in Berlin.

Ist es Zufall, dass ich mich gerade auch mit einem Kloster beschäftige: im Januar erschien mein Buch „Kloster Götschendorf“, das nach wenigen Monaten in der Erstauflage vergriffen ist.

Ich habe das Buch von Carla Thompkins innerhalb von Stunden verschlungen, sehr zu empfehlen.

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