
Berlin. Vor 340 Jahren erreichten 14 Schweizer Familien Brandenburg. Darüber informierte uns Dietmar Bleyl, mit dem der Autor schon über 30 Jahre verbunden ist.
Von Frank Bürger
Am 23. August 2003 erschien in der Zeitung „Die Kirche“ unter dem Dach des Wichernverlages der Artikel „Mit Schweizer Flair. Die älteste Kirche Potsdams steht im geschichtsträchtigen Ortsteil Nattwerder„
In diesem Jahr feiern nun die Nattwerder ein besonderes Jubiläum und setzten den Familien ein Denkmal.
2025 jährt sich die Ankunft von 14 Schweizer Familien in Brandenburg zum 340. Mal. Sie kamen auf dem Wasserweg, zunächst den Rhein abwärts, in die Nordsee, dann die Elbe hinauf bis Havelberg, von dort über die Havel nach Nattwerder. Der Überlieferung nach landeten sie da, wo jetzt die Fußgänger- und Fahrradbrücke steht, die Einhaus mit Töplitz verbindet. Das war keine leichte Reise, wahrscheinlich waren sie in der Schweiz sehr arm gewesen und hofften nun auf ein besseres Leben, das ihnen der große Kurfürst versprochen hatte. Er hatte sie, wie danach weitere Menschen aus der Schweiz, aus Frankreich (Hugenotten), Holland und Belgien, angeworben, um das nach dem 30jährigen Krieg entvölkerte Brandenburg wieder aufzubauen. Für die einheimische Bevölkerung waren sie Fremde.
Zusammen mit der Gemeinde Thierachern in der Schweiz wollen wir an das Ereignis erinnern. Eine dauerhafte Erinnerung daran soll ein Gedenkstein sein, den wir in der Nähe der Brücke aufstellen wollen. Dieser Findling wurde bei Bauarbeiten in Thierachern ausgegraben und vom Verein Thierachern zu uns geschickt. Er ist also ein echter Schweizer! Er soll eine Tafel mit der Aufschrift bekommen:
Hier landeten am 18. Juni 1685 nach sechswöchiger Schiffsreise 14 reformierte Schweizer Familien, die Kurfürst Friedrich Wilhelm über Schultheiß und Rat von Bern als Kolonisten für die Urbarmachung des Golmer Bruchs angeworben hatte.
Diesen Stein wollen wir am 20. Juni 2025 – 14:00 Uhr, zum 340. Jahrestag der Anlandung der Schweizer, feierlich enthüllen.
Dieses Projekt, das wir sehr engagiert betreiben, ermöglicht uns eine wunderbare Zusammenarbeit über die Grenzen in Europa hinweg und ist sehr aktuell. Es ist uns als Verein Schweizer Kolonistendorf Nattwerder wichtig, an frühere gelungene Einwanderungen zu erinnern.
Zum Ort Nattwerder
„Aus Richtung Berlin kommend bietet sich die Möglichkeit der Anreise mit der Regionalbahn bis zum Bahnhof Golm. Dann folgen Sie mit dem Fahrrad dem Radweg F2, vorbei an der Golmer Kirche dem Hotel Gut Golm. Entlang des Haveldeichs, zwischen dem Ufer des großen Zernsees und dem Golmer Bruch gelangen Sie auf einem romantischen, gut befestigten Weg in unseren Ort. Vom Potsdamer Zentrum kommend erreicht man unseren Nachbarort Grube mit der Buslinie 612. Per Auto erreichen Sie uns, wenn Sie im Potsdamer Ortsteil Grube die Hauptstraße verlassen und durch einen grünen Baumtunnel schon von weitem einen Blick auf die kleine Ansiedlung Nattwerder erhaschen. In der Nähe der Kirche finden Sie Parkmöglichkeiten für Ihr Fahrzeug.
Je nach Zeit und Kraftreserven bieten sich lohnende Spaziergänge oder auch ausgedehnte Wanderungen an, in denen Nattwerder der Ort für die Vesperpause oder das Ziel der Tour sein kann. Der Fußweg von Grube nach Nattwerder dauert circa 20 Minuten. Von der Kirche aus folgen Sie dem traumhaften Rundweg um die Wublitz, einem Nebenarm der Havel. Sie gelangen über eine architektonisch interessante Brücke auf die Insel Töplitz und kommen über Leest und Grube wieder nach Nattwerder zurück.
Auch mit dem Boot ist Nattwerder gut zu erreichen. Genießen Sie nach dem Verlassen des Zernsees bzw. des Schlänitzsees die Ungestörtheit der Natur! Es gibt hier eine ganzjährig gültige Sperrung der Wublitz für Boote mit Verbrennungsmotoren!
In jedem Fall wird es hilfreich sein, schon vorab das entsprechende Landkartenmaterial zu studieren und auch mitzunehmen. Denn immerhin ist die Gefahr, sich in den undurchdringlichen Sümpfen des Golmer Bruchs zu verirren, nicht ganz und gar ausgeschlossen.
Ach ja, und schützen Sie sich vor Mücken, sonst wird Ihnen diese einmalig schöne Natur in anderer Erinnerung bleiben, als wir Ihnen und uns das ganz herzlich wünschen. Pünktlich um 16.30 Uhr an den ausgewiesenen Tagen beginnen im Sommer unsere Konzerte in der ältesten Dorfkirche Potsdams.
Herzlich möchten wir Sie zu unserer Sommermusikreihe einladen! Wir eröffnen unser Programm am 1. Mai um 16.30 Uhr. Weitere Angaben zu den Konzerten entnehmen sie bitte unserem Programm.
Für Ihr leibliches Wohl sorgen wir zu den Konzertterminen ab etwa 15.00 Uhr mit einem Kuchenbuffet. Gegen eine kleine Spende erhalten Sie hier verschiedene selbstgebackene Köstlichkeiten, kleine Erfrischungen und natürlich auch eine Tasse Kaffee oder Tee.
Einer der Bewohner ist Dietmar Bleyl, einst auch Datenschutzbeauftragter des Landes Brandenburg.
Über seine Familie gab es eine Partnerschaft der Posaunenchöre in Potsdam-Babelsberg und dem badischen Schwetzingen.
Nur wenige Kilometer von Nattwerder entfernt liegt der Ort Golm.
Hier lebt und wirkt der Künstler Stefan Pietryga. Auch hier gibt es eine Verbindung nach Schwetzingen, an den Bahnhof und in das wunderbare Blaumuseum mit Dr. Dietmar Schuth an der Spitze.


