
Berlin. Der Stummfilmklassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ wird 100 Jahre alt. Wie Fritz Langs „Metropolis“ ein Meilenstein der Cineastik.
Von Frank Bürger
„Vor 100 Jahren schlug Sergej Eisenstein einen Blitz in die Leinwand, gefolgt von einem Donner Edmund Meisels. Damit machten sie den Kinosaal zum Herz und Hirn der Gesellschaft. Das Kino betrat wie Zeus virtuellen Raum, unser Zentralnervensystem. Schnell mischte sich der Enthusiasmus der Lohnempfänger mit der Hysterie der Herrschenden. Ins Mark getroffen begannen die Konterattacken. Verbote, Zensur, Remakes. Eins heißt Metropolis. Elektrizität und Stahl als Synonym für eine Dynamik an deren Ende nicht Krieg und Zerstörung steht, was den Genrekonventionen des amerikanischen Kinos entspricht, sondern eine brüderlich/schwesterliche Gemeinschaft, in der die soziale Trennung von Arm und Reich überwunden wird. Dieser Funke (Iskra) ist heute nicht weniger elektrisierend als die Capriccios des Francisco de Goya oder die Eroica des Ludwig van Beethoven.“
Quelle Kino Babylon
PANZERKREUZER POTEMKIN ist der zweite Film des sowjetischen Regisseurs Sergej M. Eisenstein (1898-1948) und zählt zu den bedeutendsten Werken der russischen wie der internationalen Filmgeschichte. So nennt der Schriftsteller Viktor Schklowski den Film »den größten Glückstreffer des sowjetischen Kinos«, der Kritiker Herbert Jhering beschreibt ihn als »zeugnisablegendes, gültiges Menschenwerk […], wie die Ilias, wie das Nibelungenlied«, und bei der Weltausstellung in Brüssel haben 1958 internationale Filmkritiker den Film nahezu einstimmig mit dem Prädikat »bester Film aller Zeiten« ausgezeichnet. Die ästhetische Wirkung dieses filmischen Meisterwerks ist bis heute ungebrochen, denn der PANZERKREUZER POTEMKIN inspiriert noch immer viele Künstlerinnen und Künstler. Neben Regisseur/innen wie Brian de Palma, Peter Segal oder Agnès Varda, die Eisensteins PANZERKREUZER POTEMKIN auf unterschiedliche Weise in ihren Filmen zitieren
»Jenes Gefühl der Zustimmung und des Triumphes Das uns bewegt vor den Bildern des Aufruhrs auf dem Panzerkreuzer Potemkin Im Augenblick, wo die Matrosen ihre Peiniger ins Wasser stürzen Ist das gleiche Gefühl der Zustimmung und des Triumphes wie Vor den Bildern, welche das Überfliegen des Südpols berichten. Ich habe erlebt, wie neben mir Selbst die Ausbeuter ergriffen wurden von jener Bewegung der Zustimmung Angesichts der Tat der revolutionären Matrosen: auf solche Weise Beteiligte sich sogar der Abschaum an der unwiderstehlichen Verführung des Möglichen und den strengen Freuden der Logik.«
Auszug aus: Bertolt Brecht: Keinen Gedanken verschwenden an das Unabänderbare! In: ders.: Gesammelte Werke, Gedichte I [Gedichte 1926-1933]. Bd. 8. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1967. S. 390-92.
Eisenstein schreibt an Goebbels: »Zutiefst irrig ist Ihre Mutmaßung, daß der Faschismus eine große deutsche Filmkunst hervorbringen könnte. […] Es ist bereits eine beträchtliche, traurige Zeitspanne verstrichen, Ihr vielgepriesener Nationalsozialismus hat in der Kunst jedoch auch nicht das geringste an Verdaulichem hervorgebracht. […] Sie wissen natürlich sehr gut, daß ehrlich und künstlerisch bedeutsam nur ein Film sein kann, der konsequent jene Hölle entlarvt, in die der Nationalsozialismus Deutschland gestürzt hat. Solche Filme würden Sie wohl kaum fördern! Echte Deutsche Filmkunst wird nur jene sein, die die revolutionären Massen zum Kampf gegen Sie aufruft.« Auszug aus: Sergej M. Eisenstein. In: Literaturnaja gazeta, 22. März 1934. Wiederabgedruckt in: Sergej M. Eisenstein: Panzerkreuzer Potemkin. Schriften 2. Hrsg. von Hans-Joachim Schlegel. München: Hanser 1973. S. 208-213.
Der Film wurde am 21. Dezember 1925 im Moskauer Bolschoi-Theater als offizieller Jubiläumsfilm zur Feier der Revolution des Jahres 1905 uraufgeführt.
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In den nächsten Wochen gibt es mehrere Aufführungen mit unterschiedlichen Besetzungen
Der Blick geht natürlich in das Kino Babylon. Wir danken Geschäftsführer Timothy Grossmann und der Musikerin Anna Vavilkina für Bilder und Gespräch.
Auch ein Blick auf die Kooperationsveranstaltung der Volkshochschule Schwetzingen und der Evangelischen Kirchengemeinde Schwetzingen
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Zwei Jahre später entstand im Berliner Raum der deutsche Klassiker Metropolis.

In 310 Drehtagen, mit 36.000 Komparsen und 200.000 Kostümen und das für damalige Verhältnisse gigantische Budget von fünf Millionen Reichsmark – wurde ein universelles, zeitloses Thema in Bilder umgesetzt, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. (Deutsche Kinemathek)
Wie kein anderer Film repräsentiert METROPOLIS die Blüte des deutschen Stummfilms made in Berlin – Babelsberg. Die Elektrizität brachte die Dinge in Bewegung, brachte die Nächte und den Asphalt zum Leuchten. Der Motor trieb das Automobil und das Aeroplan, mit dem Fahrstuhl wuchsen die Wolkenkratzer. Durch den Kinematographen wurde die Vision / Illusion einer zukünftigen Metropole an die weißen Wände der Kinopaläste geworfen und das Volk stieg aus den Katakomben empor und forderte seinen gerechten Anteil. Eine neue Ära war geboren und wird durch das Babylon Orchester Berlin im 1929 gebauten Babylon in altem/neuen Glanz auf der Gold umrahmten Leinwand zum Leben erweckt.
Eine mitreißende Zeitreise in die Vergangenheit, eine mitreißende Zeitreise in die Zukunft.
Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden
Bei der Beisetzung in Berlin hielt der weltberühmte Regisseur Fritz Lang, Schöpfer des cineastisch bedeutenden Streifens „Metropolis“ und des Heldenepos „DIe Nibelungen“ eine Grabrede. Unter den Gästen auch der Schauspieler Emil Jannings, der beim „Faust“ die Rolle des Mephistos übernahm.
Der Name Fritz Lang ist eng mit den CCC-Studios verbunden.
Hier drehte der legendäre Fritz Lang 1960 den Film „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“.
In den Anfangsjahren der kommerziellen Filmproduktion gehörte die Havelstadt zu den wichtigsten und größten Standorten weltweit.
Mehr als 1000 Produktionen »made in Spandau« flimmerten schon über die Leinwände. Mehr noch: In Stummfilmzeiten war Spandau das cineastische Zentrum der Welt. In den 1920er Jahren waren die Filmwerke Staaken größer und wichtiger als Hollywood. Weltstars wie Greta Garbo, Asta Nielsen, Marlene Dietrich und Gustav Gründgens drehten hier regelmäßig.
Die dortigen Studios lagen in einer riesigen ehemaligen Zeppelinhalle. Nach Ende des Ersten Weltkriegs war Deutschland im Versailler Vertrag der Aufbau von Luftstreitkräften verboten worden, alle Zeppeline mussten demnach zerstört werden. Die Halle, in der die riesigen Luftschiffe parkten, war nutzlos geworden. Der findige Filmproduzent Hans Erich Neumann erkannte seine Chance, kaufte das riesige Gebäude für billiges Geld und lies es zum größten Filmstudio seiner Zeit umbauen. Die Regisseure jubelten über die perfekten Drehbedingungen. Wer wollte, konnte ganze Straßenzüge unter Dach nachbauen lassen; die einstigen Luftschiffkonstrukteure errichteten die Kulissen. Mehr als 200 Filme entstanden in der Zeit der Weimarer Republik in Staaken, das war mehr als ein Drittel der gesamten deutschen Filmproduktion. Auf den steilen Aufstieg, folgte aber das schnelle Ende. Während der Weltwirtschaftskrise war Kunst nicht mehr gefragt. 1929 gingen die Filmwerke in Konkurs.
