Heimatverein engagiert sich für Marmorengel

Claudia Böttcher untersucht den Zabakucker Engel

Berlin. Die Deutsch-Polnischen Nachrichten verfolgen die Historie des Zabakucker Engels. Nun engagiert sich der Heimatverein.

Von Frank Bürger

Gespräche mit dem Magdeburger Archäologen Rainer Kuhn haben nun die Initiative gegeben. Es wird Hand angelegt an den Engel von Zabakuck, der sich einst im benachbarten Kloster Jerichow befand. Nun befindet er sich im Turm der Zabakucker Kirche.

Die Kirche wurde vor 1563 gebaut und war mit Holzschindeln gedeckt. Im Jahr 1740 wurden die erste Turmuhr und im Jahr 1785 die erste Orgel gekauft. Im Oktober 1793 brannte die Kirche vollständig nieder. Mit dem Neubau der Kirche begann man im Jahr 1801 Außenmauern, Kirche und Turm waren 1805 fertig. Der Innenausbau der Kirche dauerte von 1815 – 1817. Am 31. Oktober 1817 wurde die neue Kirche eingeweiht.

Die Gemeinde bekam im Jahr 1823 zwei Glocken von Friedrich Wilhelm III. geschenkt und im Jahr 1828 schenkte der Rektor Bergins aus Genthin der Kirche eine neue Orgel. Von 1835 – 1840 erfolgte der Einbau einer Turmuhr.

Im Jahr 1945 wurde das Kirchendach durch Granateinschläge beschädigt. Pfingsten 1973 stürzte ein Drittel des Kirchendaches und im Juni 1980 ein weiteres Drittel des Daches ein. Das letzte Drittel wurde 1983 wegen Einsturzgefahr abgetragen.

Der Turm wurde rekonstruiert. Er ist über eine neu gestaltete Empore im Kirchenschiff erreichbar und besitzt einen Raum, der von der Kirchengemeinde genutzt werden kann. Das Kirchenschiff soll als Ruine erhalten bleiben.

Quelle: Homepage der Stadt Jerichow.

Nun war die Diplom-Restauratorin Claudia Böttcher zu Gast.

Sie absolvierte Praktika in Thüringen und Mexiko, ein Studium an der FH Erfurt, schrieb ihre Diplomarbeit über die Pieta des Magdeburger Domes. Fazit: Auch sie hat Weltluft geatmet.

Mit im Boot auch Ortschronistin Marlies Kenter. Sie kämpft um Fördermittel. Bei einer ersten Begutachtung des Engels. war auch Sven Rennebarth, Vorsitzender des Heimatvereins Zabakuck zugegen.

„Eingebettet in die malerische Landschaft des Elbe-Havel-Winkels, präsentiert sich Zabakuck als Ort reicher Geschichte und lebendiger Traditionen. Unser Dorf zeichnet sich durch markante Wahrzeichen aus – die majestätische Dorfkirche, deren hoher Turm und robuste Außenwände die Zeiten überdauert haben, und die altehrwürdige Eiche, die gemeinsam den zentralen Dorfanger schmücken. Dieser Platz, Zeuge der slawischen Gründung unseres Ortes, ist das Herzstück unserer Gemeinschaft.

Der Heimatverein Zabakuck e.V. ist die treibende Kraft hinter dem Bestreben, unser Dorf nicht nur zu erhalten, sondern es auch als lebendigen und einladenden Ort für Bewohner und Besucher weiterzuentwickeln. Wir setzen uns dafür ein, Kirche und Dorfplatz zu belebenden Treffpunkten zu machen, das Erscheinungsbild unserer Anlagen zu verbessern und durch vielfältige Veranstaltungen das dörfliche Leben zu bereichern.

In Zabakuck kommen Menschen aller Generationen zusammen: Alteingesessene, Zuzügler und junge Familien bringen ihre Ideen und Fähigkeiten ein, um Zabakuck zu einem Ort zu machen, an dem das Leben in jeder Hinsicht bereichert wird. Treten Sie ein in eine Gemeinschaft, die Tradition schätzt, Innovation begrüßt und die Zukunft gemeinsam gestaltet“, ist es auf der Homepage des Fördervereins zu lesen.

In einem ersten Schritt soll der Engel gereinigt werden und der vorhandene Sockel zusammengebaut und aufgestellt werden, damit der Engel wieder komplett ist. Laut Marlies Kenter soll in einem weiteren Schritt über eine Kunsthistorikerin geprüft werden: Handelt es sich um ein Frühwerk des Berliner Bildhauers Gottfried Schadow?

In der Chronik ist zu lesen: „„Ein dicker kanellierter Säulenstumpf von hellgrauem Marmor auf einem viereckigen Sockel von dunklem Marmor trägt oben einen kleinen amorettenähnlichen Engel aus weißem Marmor, welcher das ovale Reliefbrustbild der Verstorbenen ebenfalls aus weißem Marmor hält“, ist in der Chronik zu lesen. Laut dieser war es die Ehefrau von Karl Galster, Geheimer Kabinettsrat unter dem Alten Fritz. Dieser sei in Ungnade gefallen und hielt sich bei seinem Bruder, dem damaligen Superintendenten von Altenplathow, auf.  Auf die Initiative seines Bruders hin wurde Galster aus der Spandauer Festung entlassen. Das Erstaunliche: Vermutlich handelt es sich um ein Frühwerk des Berliner Bildhauers Gottfried Schadow.  Er ist Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor. 1793 entstand ein Marmorstandbild vom Alten Fritz in Stettin. Gerade im Hinblick auf die deutsch-polnische Freundschaft beachtlich, wenn man bedenkt, dass Friedrich der Große 1793 die Teilung Polens vollzogen hat.

In der Ausstellung „Spandau Prison“ ist mehr über die Haftanstalt in Spandau zu erfahren, in der auch schon zu Zeiten Friedrichs des Großen Straffällige inhaftiert wurden.

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