Reichskriegsgericht – gegen das Vergessen

Kulturminister Rainer Robra in der Berliner Matthäuskirche. Fotos: Frank Bürger

Berlin. Am 20. Juli 1944 zeigte Claus Schenk Graf von Stauffenberg in der Wolfsschanze den wohl bekanntesten Akt des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime. Das Reichskriegsgericht ist eine eher unbekannte Form des Unrechts im Dritten Reich.

Von Frank Bürger

Vom 1. September 2025 bis zum 10. Januar 2026 ist eine Wanderausstellung „Das Reichskriegsgericht 1936 -1945 / Nationalsozialistische Militärjustiz und die Bekämpfung des Widerstands in Europa“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin-Tiergarten, Stauffenbergstr. 13 im sogenannten  Bendler Block, dem historischen Ort  des Umsturzversuches am 20.Juli 1944 zu besichtigen. In dem Gebäude ist auch die o. g. Gedenkstätte untergebracht. 

Die Ausstellung hatte ihre Premiere  im Jahr 2024 in der Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle (Saale) und wurde im Frühjahr  2025 in der Warschauer Gedenkstätte für Verstoßene Soldaten und politische Gefangene im Mokotow-Museum gezeigt worden, ehe sie jetzt in Berlin präsentiert wurde

Die von der  Gedenkstätte „Roter Ochse“ (Halle/Saale) kuratierte Ausstellung weist einen besonderen polnischen Schwerpunkt auf. Das Reichskriegsgericht hat insgesamt im 2. Weltkrieg 600 Polinnen und Polen verurteilt und ließ eine dreistellige Zahl davon exekutieren. Weitere polnische Opfer starben in Zuchthäusern und Lagern. 

Das Zuchthaus Halle war eine der Richtstätten des Reichskriegsgerichts (neben Brandenburg und Plötzensee). Im Zuchthaus Halle wurden insgesamt 549 Personen hingerichtet, darunter über 100 vom Reichskriegsgericht Verurteilte. Hierunter befanden sich auch zahlreiche Polen, die unter den europäischen Nationen die größte  Opferzahl zu beklagen hatten.

Das Zuchthaus Halle war dabei eine der Hinirchtungsstätten des Reichskriegsgerichts (neben Brandenburg und Plötzensee). Im Zuchthaus Halle wurden insgesamt 549 Personen hingerichtet, darunter über 100 vom Reichskriegsgericht Verurteilte. Hierunter befanden sich auch zahlreiche Polen.

Zu sehen sind in der Ausstellung u. a. zahlreiche Opferbiografien, die auf sog. „Biografie-Tischen“ präsentiert werden. Zur Ausstellungseröffnung waren zahlreiche Gäste aus Polen gekommen, darunter auch Angehörige von Opferfamilien.

Grußworte kamen von Politikerinnen und Politikern sowie Angehörigen von unterschiedlichen Ebenen. Vor allem das Bundesland Sachsen-Anhalt machte sich für die Aufarbeitung des Unrechts im Dritten Reich stark. In Persona Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, richtete Grußworte an die Besucher der Vernissage und unterstrich die Bedeutung der Aufarbeitung nationalsozialistischer Vergangenheit. Ausgangspunkt der Wanderausstellung war die Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle/Saale.

Quelle: Christian Schröter, Ehrenvorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin, Beauftragter des Bundesverbandes der Deutsch-Polnischen Gesellschaft für deutsch-polnische Projekte 2024 / 2025

Die St. Matthäus-Kirche am Kulturforum Berlin ist der Hauptwirkungsort der Stiftung St. Matthäus. Hier finden Gottesdienste, Ausstellungen und Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Vorträge, Gespräche oder Konzerte statt. Kooperationen mit Museen oder Galerien sowie Projekte zur kulturellen Bildung verwirklichen den Stiftungszweck.

St. Matthäus steht heute inmitten des Kulturforums, welches zum herausragenden Ort nationaler wie internationaler Kunst und Kultur geworden ist. Die Kirche ist umgeben von bedeutenden Bauten des 20. Jahrhunderts: Neue Nationalgalerie (Mies van der Rohe), Philharmonie und Neue Staatsbibliothek (Hans Scharoun), Gemäldegalerie und Kupferstichkabinett (Hilmer und Sattler). Dabei schlägt die Kirche des Schinkelschülers Friedrich August Stüler eine Brücke zum 19. Jahrhundert.

Vom Turm der St. Matthäus-Kirche haben die Besucher*innen eine wunderbare Aussicht zum Tiergarten, zum Potsdamer Platz sowie auf das Kulturforum mit Philharmonie, Staatsbibliothek, Neuer Nationalgalerie, Gemäldegalerie, Kunstgewerbemuseum und Kupferstichkabinett. Bei guter Sicht reicht der Blick über weite Teile Berlins bis zum Wannsee.

Reichskriegsgericht

Das 1936 gegründete Reichskriegsgericht verhängte in fast 4.000 Verfahren mehr als 1.300 Todesurteile, die meisten davon während des Zweiten Weltkrieges. Diese Bilanz unterstreicht die Ausnahmestellung dieses obersten Gerichtshofs der Wehrmacht als zentrale Verfolgungsinstanz des NS-Regimes und wichtiger Akteur zur Absicherung der Eroberungs- und Vernichtungspolitik mit Mitteln der Justiz. 

Die Rechtsprechung richtete sich dabei keineswegs nur gegen Deutsche und Angehörige der Wehrmacht. Ab 1940 standen vielmehr in großer Zahl Bürgerinnen und Bürger aus den von Deutschland überfallenen Ländern vor dem Reichskriegsge­richt. Die Betroffenen hatten sich in der Regel in ihrer Heimat individuell oder als Angehörige von Widerstandsorganisatio­nen gegen die Besetzung zur Wehr gesetzt. Wichtige und entsprechend oft von den Senaten verhandelte Tatbestände waren zudem Hoch-, Landes- und „Kriegsverrat“ sowie „Feindbegünstigung“ und Spionage.

Die Ausstellung dokumentiert Rechtsgrundlagen, Struktur und Personal des Reichskriegsgerichts, vor allem jedoch die Biografien seiner Opfer. Das Gericht verhandelte hauptsächlich in Berlin und Torgau, war darüber hinaus aber an mehr als 40 weiteren Orten tätig. Der Vollzug der Strafen erfolgte in Richtstätten, Zuchthäusern und Lagern, die sich über den gesamten Kontinent verteilten.

Grußworte kamen von Politikerinnen und Politikern sowie Angehörigen von unterschiedlichen Ebenen. Vor allem das Bundesland Sachsen-Anhalt machte sich für die Aufarbeitung des Unrechts im Dritten Reich stark. In Persona Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, richtete Grußworte an die Besucher der Vernissage und unterstrich die Bedeutung der Aufarbeitung nationalsozialistischer Vergangenheit. Ausgangspunkt der Wanderausstellung war die Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle/Saale.

Die 1842 eröffnete Strafanstalt Halle diente der NS-Justiz zur Vollstreckung hoher Haftstrafen an männlichen Gefangenen, darunter zahlreichen aus politischen Gründen verurteilten Deutschen sowie Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Von Herbst 1942 bis Kriegsende wurden zudem hier Todesurteile gegen insgesamt 549 Menschen aus 15 Ländern Europas und aus Tunesien vollstreckt. Der Befreiung der Insassen durch amerikanische Truppen im April 1945 folgte ab Sommer desselben Jahres eine mehrjährige Verwendung der Anstalt durch die sowjetische Besatzungsmacht, die ihre Rechtsauffassung mit Hilfe von Militärtribunalen und Deportationen in Speziallager durchsetzte. Von 1950 bis 1989 nutzte das Ministerium für Staatssicherheit der DDR  einen Teil der Gebäude als Untersuchungshaftanstalt, andere Haftbereiche dienten dem Strafvollzug, seit 1954 insbesondere als Einrichtung für Frauen.

Die 1996 eröffnete Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale) ist im ehemaligen Hinrichtungsgebäude der NS-Justiz untergebracht, das vom MfS zum Vernehmergebäude umgebaut wurde. Sie widmet ihre Dauerausstellungen sowie die damit verbundenen Forschungen und pädagogischen Projekte den Opfern politisch motivierter Justiz der Jahre 1933 bis 1945 und 1945 bis 1989.

Quelle: Roter Ochse

Kurator der Ausstellung ist Lars Skowronski, der sich über viele Jahre mit dem Thema beschäftigte und die Exposition vorbereitete. 19 Biografien aus sechs Ländern dokumentieren das Grauen.

Lars Skowronski

So wurde auch intensiv in der Ansprache von Skowronski das Engagement der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger mit dem Rosenburg-Projekt gewürdigt.

Im Januar 2012 setzte die damalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger eine „Unabhängige Wissenschaftlichen Kommission beim Bundesministerium der Justiz zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit“ (UWK) zur Untersuchung der personellen und institutionellen Kontinuitäten ein. Die UWK sollte den Umgang des Bundesministeriums der Justiz mit der NS-Vergangenheit im eigenen Haus sowie die inhaltlichen Auswirkungen auf das Handeln des Ministeriums untersuchen.

Die Exposition eröffnete Prof. Johannes Tuchel, Leiter der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Prof. Johannes Tuchel

Tuchel beschäftigt sich intensiv mit den Geschehnissen am 20. Juli 1945

Neue Ausstellung in der Wolfsschanze

Grußworte

Beeindruckend auch die musikalische Umrahmung von Eva Hüster, Patric Seibert und Tino Fiebig.

Die Moorsoldaten

Hier alle Infos und auch Dauer der Ausstellung

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