Erinnerung an besondere Beziehungen

Der Autor mit Erzbischof Heiner Koch. Foto: Joanna Bürger

Berlin. Zum dritten Advent kam der ZDF-Fernsehgottesdienst aus der restaurierten Hedwigskathedrale, mit historischer Note.

Von Frank Bürger

Passend zum Namen des 3. Adventssonntags „Gaudete! – Freut euch“ stand der Gottesdienst im Motto der vorweihnachtlichen Freude und Hoffnung. Erzbischof Dr. Heiner Koch leitete den Gottesdienst. 

Der Erzbischof betonte, dass die christliche Freude und Hoffnung tief im Glauben verwurzelt seien. Die Freude, von der die Lesungen sprechen, ist keine oberflächliche Emotion, sondern eine innere Kraft, die aus der Gewissheit von Gottes Liebe und Gegenwart entspringe. Gleichzeitig richte die Adventszeit unseren Blick auf die Wiederkunft Christi, eine Hoffnung, die unserem Leben Sinn und Orientierung geben können. Diese Perspektive ermutigt Christen, auch in Herausforderungen Gottes Wirken zu erkennen und zuversichtlich in die Zukunft blicken zu können.

Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Jugendkathedralchor und einem Orchester unter der Leitung von Domkapellmeister Harald Schmitt. An der Orgel spielt Marcel Andreas Ober.

Quelle: ZDF

Die Hedwigskirche wurde nicht als Bischofssitz gebaut. Sie war die erste katholische Kirche, die in der Residenzstadt Friedrichs des Großen nach der Reformation gebaut werden durfte. Mit ihr wurde die katholische Kirche in Berlin wieder sichtbar und identifizierbar.

Die Sankt Hedwigs-Kathedrale ist seit Gründung des Bistums Berlin im Jahre 1930 Bischofskirche. Seit 1994 ist die Berliner Diözese Erzbistum und der Berliner Erzbischof auch Metropolit der Berliner Kirchenprovinz, die neben dem Erzbistum Berlin die Nachbarbistümer Dresden-Meißen und Görlitz umfasst.

Am 8. Juni 2015 wurde Dr. Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt und am 19. September in der Sankt Hedwigs-Kathedrale als Erzbischof von Berlin in sein Amt eingeführt.

Der neu gestaltete Innenraum der Sankt Hedwigs-Kathedrale in Berlin stellt die Gemeinschaft der Gläubigen in den Mittelpunkt, indem der Altar zentral unter Kuppel platziert wird. Die kreisförmige Anordnung um den Altar symbolisiert den Communio-Gedanken und die Bedeutung der Eucharistie. Zudem wurde ein neuer Taufort geschaffen und die Krypta blieb als Ort des Gedenkens erhalten.

Der Bau geschah auf Wunsch der katholischen Gemeinde und mit der Zustimmung Friedrichs des Großen, der den Katholiken Berlins auch den Baugrund – mit Fundamenten des ehemaligen Wittgensteinschen Bollwerks – schenkte.

Die Pläne für den Bau stammten von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der sich an Skizzen von Friedrich II. orientierte, welcher sich bewusst an das Pantheon anlehnte. Den Bau führte Johann Boumann d. Ä. aus.

Im 18. Jahrhundert gehört der eindrucksvolle klassizistische Rundbau mit weit gespannter Kuppel und mächtigem übergiebelten Säulenportikus zu den wenigen bedeutenden Kirchenbauten in Berlin.

Zur Restaurierung

Der schon im Jahr 2016 budgetierte Kostenrahmen von 40 Mio. € für die Kathedrale konnte weitestgehend eingehalten werden. Dies konnte nur erreicht werden durch kostenbewusste Umplanung, Optimierung der Baumaßnahme, frühzeitig erfolgte Ausschreibungen und Controlling. So liegen die prognostizierten Kosten bei 44,2 Mio. €.

Für Sanierung und Teilneubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses wird mit einer erheblichen Steigerung gegenüber der damaligen Kostenschätzung gerechnet. Grund dafür sind u.a. Verzögerungen durch die Pandemie, bei der Genehmigung und beim Abriss des Neubaus, wodurch sich auch sämtliche Ausschreibungen – incl. der Architektenleistung – verzögerten. Daher wirken sich auch die allgemeinen Preissteigerungen der jüngeren Zeit – bedingt auch durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine –massiv aus. Hinzu kommen Planungsveränderungen.
Zuletzt führten unvorhersehbare technische Erschwernisse in der Baugrube zu einer weiteren Verteuerung sowie zu einer Verzögerung des Fertigstellungstermins. Auch hier werden kontinuierlich alle Ausgaben auf ihre Notwendigkeit und ggf. Einsparmöglichkeiten hin überprüft.

Bis zum Abschluss des Gesamtprojekts nach fast zehn Jahren (2016-2025) wird eine jährliche Kostensteigerung von 3%, also ca. 30% über die gesamte Bau- und Planungsphase von 60 Mio. € auf rund 78 Mio. € prognostiziert.

Budget

Das Projekt ist genehmigt als eine Fördermaßnahme mit einem geplanten Volumen von 60 Mio. €. Ein Drittel davon wurden als Fördermittel von Bund (12 Mio. €) und Land (8 Mio. €) bewilligt und werden im Zuge der Realisierung abgerufen.

Unterstützt wird das Projekt auch von den Deutschen Bistümern; diese fördern nach einem Beschluss des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) aus dem Jahr 2014 mit insgesamt 10 Mio. € die „Stärkung des Ortes im Bewusstsein der gewachsenen Bedeutung der Kathedrale für die Katholische Kirche in ganz Deutschland“. Eine ursprünglich erhoffte weitere Unterstützung in Höhe von insgesamt 10 Mio. € von einzelnen deutschen (Erz-)Bistümern konnte nicht realisiert werden.
Das Erzbistum Berlin als Bauherr hat für das Projekt Rücklagen gebildet und zunächst 20 Mio. € für das Projekt vorgesehen. Für die ausgefallenen 10 Mio. € von anderen deutschen (Erz-)Bistümern und die zu erwartende Kostensteigerung steht – nach Beschluss des Diözesanvermögensverwaltungsrats (DVR) vom September 2024 – nun auch das Erzbistum Berlin ein.

Erzbischof Dr. Heiner Koch:
„Trotz aller Unterstützung ist es eine große Summe, dessen bin ich mir bewusst. Wir haben uns auch dafür entschieden, weil wir davon ausgehen müssen, dass es für kommende Generationen eher schwieriger werden wird, ein solches Projekt zu stemmen. Und wir vernachlässigen nicht unsere anderen Schwerpunkte in Pastoral, Bildung und Caritas. Wir unterstützen die Pfarreien in der Entwicklung ihrer Immobilien und kümmern uns um die Sanierung und Ertüchtigung unserer Schulen.“

Spenden

Bisher sind aus ganz Deutschland rund 600.000 Euro an Spenden eingegangen. Für jede weitere Unterstützung ist das Erzbistum dankbar. Spenden sind weiterhin herzlich willkommen:

Spendenkonto:
Erzbistum Berlin – Sankt Hedwigs-Kathedrale
IBAN: DE89 3706 0193 6004 4001 76
BIC: GENODED1PAX

Namenspatronin

Die Heilige Hedwig ist die Patronin des Erzbistums Berlin, Polens und Schlesiens. Die Schlesier brachten ihre Verehrung auch in die Berliner Kirche. Sie gilt außerdem als Brückenbauerin zwischen Deutschland und Polen.

Hedwig wurde im Jahr 1174 auf Burg Andechs/Bayern in die Grafenfamilie hineingeboren. Ab dem sechsten Lebensjahr wurde sie im Benediktinerinnenkloster Kitzingen aufgezogen. Mit zwölf Jahren wurde sie mit Heinrich, dem späteren Herzog von Schlesien und Princeps von Polen verheiratet, dem sie nach Schlesien folgte. Das Paar bekam 7 Kinder und gelobte dann im 22. Ehejahr Enthaltsamkeit. Hedwig nutzte ihre Position und Mittel, um die karitative Arbeit in Schlesien effektiv und strukturiert aufzubauen. Sie ging zu den Menschen am Rand der Gesellschaft, war immer auch persönlich aktiv. Außerdem förderte sie die Verbreitung des Glaubens in Schlesien. Sie selbst war eine fromme Frau, die ihr Leben in Einfachheit verbrachte. Am wohl folgenreichsten war die Gründung des ersten Frauenklosters Schlesiens. Sie gründete in Trebnitz in der Nähe von Breslau ein Zisterzienserinnenkloster. Nach dem Tod ihres Mannes zog auch sie sich dorthin zurück. Bis zu ihrem Tod blieb sie dort, aber trat nicht in das Kloster ein, um weiter über ihren Besitz verfügen zu können. Hedwig verstarb am 15. Oktober 1243.

Hedwig hat sich trotz ihrer privilegierten Position für ein Leben in Einfachheit entschieden. Sie zeigte durch ihr Handeln, dass Macht Verantwortung bedeutet und setzte sich für ihr Volk ein.

Die Heiligsprechung erfolgte bereits 1267 durch Papst Clemens IV. Ihr Gedenktag ist der 16. Oktober.

Berlin und Pommern

Der Autor am Taufbecken in Cammin (Polen). Foto: Aneta Mielczarek

Hier noch ein Auszug meiner Beschäftigung mit der Beziehungen des Erzbistums Berlins mit der Region Pommern.

Was hat nun Berlin mit der Missionierung der Pommern zu tun? Das katholische Tourismusportal des Erzbistums Berlin veranstaltete im Jubiläumsjahr 2024 einige Exkursionen auf den Spuren des Ottonen. Die Formulierungen auf der Homepage machen es deutlich:

 „Mit der Christianisierung Pommerns änderte sich hier vieles grundlegend. Mit einer anderen Religion änderte sich das Landschaftsbild ebenso, wie das Menschenbild, was Auswirkungen bis heute hat.

Die Geschichte des Erzbistums Berlin ist sehr eng mit der ursprünglichen Region Pommern verbunden. Das Bistum Berlin, 1930 als „Tochter“ von Breslau errichtet, ist ein junges Bistum. Im Jahr 2005 hat es  mit den Gästen des Weltjugendtags  sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Es liegt auf dem Gebiet der ehemaligen Bistümer Brandenburg, Havelberg, Kammin und Lebus. Heute umfasst das Bistum, das am 8. Juli 1994 zum Erzbistum erhoben wurde, weite Teile Brandenburgs und Vorpommern.

Brandenburg und Pommern wurde erst relativ spät missioniert. Dies ist untrennbar verbunden mit den zwei Missionsreisen, die Bischof Otto von Bamberg 1124 und 1128 unternahm. Danach begann eine Zeit blühenden kirchlichen Lebens. Allein im 13. Jahrhundert gründeten Franziskaner, Zisterzienser und Dominikaner ein dichtes Netz klösterlicher Niederlassungen und waren maßgeblich am wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg sowie an der Gründung von Schulen und Universitäten beteiligt.

Im Jahr 1540 wurde Brandenburg in der Folge der Reformation protestantisch. Katholische Einrichtungen, Klöster und Kirchengemeinden wurden aufgelöst. Der erste katholische Gottesdienst nach der Reformation wurde 1680 in Berlin gefeiert. Mit der Weihe der St. Hedwigs-Kirche 1773 unter Friedrich II. kehrte die katholische Kirche auch sichtbar nach Brandenburg zurück. Seit 1820 gehören Brandenburg, Berlin Pommern als „Delegaturbezirk“ zum Bistum Breslau.

Am 13. August 1930 wurde das Bistum Berlin errichtet mit dem Bischofssitz in der rasch wachsenden deutschen Hauptstadt. In der Zeit des Nationalsozialismus kam in Berlin der Konflikt zwischen christlichem Bekenntnis und nationalsozialistischer Ideologie besonders zum Tragen. Der Dompropst Bernhard Lichtenberg steht dafür beispielhaft. Sein Gebet „für die verfolgten Juden“ brachte ihn ins Gefängnis, auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau verstarb er am 5. November 1943.

Mit der Teilung Deutschlands wurde auch das Bistum Berlin geteilt. Mit dem Mauerbau 1961 wurden Gemeinden getrennt und gewachsene Strukturen willkürlich zerstört. Allen Schwierigkeiten und Widerständen zum Trotz hielt Bischof Alfred Kardinal Bengsch (1961-1979) an der Einheit des Bistums fest.

Mit der Öffnung der Mauer 1989 begann der Prozess der Wiedervereinigung auch im geteilten Bistum. 1994 wurde Berlin wieder zum Erzbistum erhoben, 1996 besuchte Papst Johannes Paul II. das wiedervereinigte Bistum. Sein Auftrag vor dem Brandenburger Tor „Löscht den Geist nicht aus! Haltet dieses Tor geöffnet für Euch und alle Menschen!“ ist vielen  Gläubigen eine Verpflichtung geblieben.

Mit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin sind auch die Anforderungen an die katholische Kirche in der neuen Hauptstadt gestiegen. Der erste Ökumenische Kirchentag 2003 brachte zahlreiche Impulse für das ökumenische Miteinander in Berlin. Im gleichen Jahr hat Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky einen umfangreichen Sanierungsplan verabschiedet, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Erzbistums Berlin wiederherzustellen. Durch große eigene Anstrengungen und die großzügige Unterstützung der anderen deutschen Bistümer ist die Sanierung gelungen. Mit dem Plan 2009 „Sanieren – Konzentrieren – Profilieren“ waren weitere Sparmaßnahmen sowie eine engere Abstimmung über die Pfarrgemeindegrenzen hinweg verbunden.

Das Jahr 2011 wurde im Erzbistum Berlin als ein geradezu „Heiliges Jahr“ erlebt: Mit großer Sorge und Anteilnahme wurde die Krankheit und das Sterben von Kardinal Sterzinsky verfolgt. Die Wahl und Ernennung des neuen Erzbischofs Rainer Maria Woelki ist verbunden mit großer Freude und Hoffnung. Im September 2011 durfte der neue Erzbischof dann schon den Papst Benedikt XVI. im Erzbistum Berlin begrüßen. Das Jahr ging zu Ende mit dem Europäischen Jugendtreffen der Brüder von Taizé, die zum ersten Mal Berlin ausgewählt hatten.

Am 8. Juni wurde Familienbischof Heiner Koch, der vorher zwei Jahre lang Oberhirte des Nachbarbistums Dresden-Meißen war, zum Erzbischof von Berlin ernannt. Und im Oktober brachen 1.500 Gläubige aus dem gesamten Bistum zu einer gemeinsamen Wallfahrt nach Rom auf, um Danke zu sagen für 25 Jahre Deutsche Einheit – ein eindrückliches Erlebnis für alle Beteiligten.

Ebenso auf der Homepage des Erzbistums hier die Pressemitteilung von Stefan Förner vom Februar 2019 ist zu lesen:

„Um die Zusammenarbeit in den Bereichen Schule, Caritas und Personal zu befördern, trafen sich leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den benachbarten Erzbistümern Stettin-Cammin und Berlin im Bischofshaus in Stettin.

Unter der Leitung von Erzbischof Andrzej Dzięga und Erzbischof Heiner Koch war bei Themen wie Rechtspopulismus, der Flüchtlingsfrage und der europäischen Integration eine große Übereinstimmung in der Bewertung der pastoralen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu erkennen. Auch ein Rückgang der Religiosität wird beiderseits der deutsch-polnischen Grenze konstatiert. Was die religiöse Bindung angeht, seien die Diözesen Łódź und Stettin in Polen „die Schlusslichter in der Statistik“, ergänzt Weihbischof Marian Błażej Kruszyłowicz.

Für die polnische Seite steht für 2019 der 40. Jahrestag der ersten Pilgerreise von Papst Johannes Paul II. vom 2. bis 10. Juni 1979 in sein Heimatland an. Die Verehrung für und die Erinnerung an den heilig gesprochenen Papst aus Polen ist auch in Stettin an vielen Orten sehr präsent.

Erzbischof Koch informiert über den Stand des Instituts für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität, der für Theologie zuständige Stettiner Weihbischof Henryk Wejman prüft die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Theologischen Abteilung der Stettiner Universität.

Der Leiter des Bereichs Personal im Erzbischöflichen Ordinariat, Hansjörg Günther, berichtet über die gute Arbeit von Priestern mit polnischer Muttersprache, nicht nur in der katholischen polnischen Mission, sondern auch in den Gemeinden entlang der Grenze zu Polen. Erzbischof Dzięga kommt allerdings möglichen Erwartungen an eine Unterstützung durch Priester aus dem Erzbistum Stettin zuvor, indem er darauf verweist, dass auch in Stettin der Priesternachwuchs zurückgehe. Er zitiert seinen Vorgänger, Erzbischof Kaminski, der Priestern, die um eine Freistellung als Missionare baten, entgegnete: „Die Mission ist hier!“

Projektreferentin Klaudia Wildner-Schipek erläutert die Arbeit der Projektstelle „Glauben ohne Grenzen“ wo die Möglichkeiten des grenzüberschreitenden Pastoral und des ehrenamtlichen Engagements erprobt werden. Generalvikar Pater Manfred Kollig stellt dar, dass das Erzbistum Berlin sich in Löcknitz als Träger für einen Hort bewirbt.

Caritasdirektorin Ulrike Kostka und ihr Stettiner Kollege Maciej Szmuc beschreiben eine enge Zusammenarbeit:

Nächstenliebe ist eine gute Brücke, sowohl über die Sprachgrenzen als auch hin zu Nicht-Getauften“, so Kostka, „viele Nicht-Christen fragen, warum wir als Kirche handeln“. Bei den Caritas-Konferenzen, bei der Integration von Ausländern und im Bereich von Young Caritas geschieht zwar schon manches.

Die Berliner Caritas kümmert sich auch mit ihren polnisch sprachigen Beraterinnen und Beratern um junge Menschen, die in Berlin Arbeit suchten, aber scheiterten und auf der Straße landen. Sie versuchen ihnen auch eine Rückkehr zu ermöglichen.

Das Treffen stand auch unter dem Eindruck der aktuellen Debatte um einen adäquaten Umgang mit den Vorwürfen von Missbrauch und Vertuschung in der katholischen Kirche. Beide Erzbischöfe sind sich einig, dass die Fehler und Verbrechen der Vergangenheit nicht verschwiegen oder vertuscht werden dürfen und weitere Maßnahmen zu Prävention und Kinderschutz nötig sind.

In dieser Form fand das Gespräch zum ersten Mal statt, auf der Ebene der Bischöfe und in der Gedenkkultur besteht bereits seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit.

Eine enge Verbindung gibt es im Gedenken an die am 13. November 1944 in Halle hingerichteten Priester des damaligen Bistums Berlin Carl Lampert, Herbert Simoleit und Friedrich Lorenz, die in Stettin gewirkt hatten. Ihr Todestag jährt sich zum 75. Mal.

Erzbischof Koch versichert in diesem Zusammenhang, dass ihrer auch künftig in der umgestalteten Kathedrale als dem zentralen Gedenkort des Erzbistums Berlin erinnert wird. Es ist ihm wichtig, das Gedenken als ein spirituelles Tun zu begreifen, das in Stettin und Berlin seinen lebendigen Ausdruck findet.

Erzbischof Dzięga weist dabei auf die Gründung der drei polnischen Bistümer Stettin-Cammin, Koszalin-Kołobrzeg (Köslin-Kolberg) und Zielona Góra-Gorzów (Grünberg-Landsberg) nach der Anerkennung der „Oder-Neiße-Linie“ im Jahr 1972 hin, die 2022 gefeiert wurde: „Berlin ist die Mutter, Breslau die Großmutter“, denn 1930 wurde das Bistum Berlin als eine Tochter des Erzbistums Breslau gegründet und umfasste auch die heute polnischen Teile Pommerns.

Verbunden sind die Erzbistümer auch durch den Bistumspatron und Pommernmissionar, den Heiligen Otto von Bamberg. Den 900. Jahrestag seiner ersten Rechristianisierungsmission im Jahr 2024 wollen beide Bistümer gemeinsam mit dem Erzbistum Bamberg vorbreiten und feiern.

Erzbischof Koch dankte für die überwältigende Gastfreundschaft, beide Erzbischöfe wollen das Gespräch als Auftakt für die weitere Zusammenarbeit auf der Arbeitsebene verstanden wissen.

Das Erzbistum Stettin-Cammin ist ein Erzbistum in Polen. Der Erzbischof von Stettin-Cammin ist gleichzeitig Metropolit der gleichnamigen Kirchenprovinz, der die Bistümer Köslin-Kolberg und Zielona Góra-Gorzów als Suffraganbistümer unterstellt sind. Bischofskirche ist die Jakobskathedrale in Stettin und als Konkathedrale der Dom zu Cammin .

Angesichts des Jubiläums wird auch die Zusammenarbeit der beiden Bistümer im Fokus stehen, auch wenn Missbrauchsfälle die Situation trüben.

Nach viel Kritik rund um einen Missbrauchsfall in seinem Erzbistum ist Andrzej Dziega als Erzbischof von Stettin-Cammin (Szczecin-Kamien) zurückgetreten. Papst Franziskus nahm seinen Amtsverzicht an, wie das vatikanische Presseamt mitteilte. Gründe wurden in dem Kommunique nicht genannt.

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