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Tobias Schwerdt
Berlin . In diesem Jahr feiert die Welt den 300. Geburtstag, so auch die Festspielstadt Schwetzingen
Von Frank Bürger
Im Jahr 2024 feiert Schwetzingen ein bedeutendes historisches Jubiläum: den 300. Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor (1724 – 1799), zu dessen Ehren das Karl-Wörn-Haus, Museum der Stadt Schwetzingen, am 3. November 2024 die Kabinettausstellung „CabinetT 1724 – 2024“ eröffnet. Die Ausstellung gibt bis zum 6. Januar 2025 einen tiefen Einblick in das Leben und das Erbe Carl Theodors. Gezeigt werden 24 sorgfältig ausgewählte Ausstellungsstücke, darunter Neuerwerbungen, die zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden, sowie bedeutende Werke aus der Bestandssammlung des Museums.
Der Titel „CabinetT“ ist dabei sowohl an das Konzept des Kabinetts angelehnt als auch eine Referenz an die Initialen des Kurfürsten Carl Theodor. Die Ausstellung greift dabei das historische Konzept des Kuriositätenkabinetts auf, das einst seltene Objekte und außergewöhnliche Kunstwerke vereinte, um den Wissensdurst und die Sammelleidenschaft der damaligen Zeit zu stillen. In diesem Sinne ermöglicht „CabinetT 1724 – 2024“ den Besuchern, die faszinierende Welt des Kurfürsten Carl Theodor hautnah zu erleben, indem sie in eine Sammlung eintauchen, die sowohl seine Vorlieben für das Außergewöhnliche als auch seinen prägenden Einfluss auf die Kunst und Kultur der Kurpfalz widerspiegelt.
Zu den Highlights der Ausstellung zählen historische Gemälde, persönliche Gegenstände und seltene Kunstwerke, die die Vielseitigkeit und den kulturellen Einfluss Carl Theodors auf Schwetzingen und die gesamte Region veranschaulichen. Die Ausstellung lädt alle Kultur-, Geschichts- und Regionalinteressierten ein, das Vermächtnis dieses außergewöhnlichen Kurfürsten zu entdecken. Als leidenschaftlicher Förderer der Künste und Wissenschaften sowie als Bauherr der prachtvollen Sommerresidenz Schwetzingen prägte er die Stadt nachhaltig und machte sie zu einem kulturellen Zentrum von überregionaler Bedeutung.
Unter den 24 Exponaten der Ausstellung erwartet die Besucher mit dem „Lebenden Buch“ ein besonderes Highlight. Diese interaktive Präsentation bietet Einblicke in das Leben Carl Theodors und macht die Geschichte der kurfürstlichen Sommerresidenz Schwetzingen auf neuartige Weise erlebbar. Durch eine innovative Multimedia-Installation wird die historische Bedeutung der Kurfürsten und ihrer Residenz lebendig und für die Besucher greifbar dargestellt.
Die Ausstellung ist vom 3. November 2024 bis zum 6. Januar 2025 jeweils an Samstag und Sonntag und an Feiertagen von jeweils 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet im Karl-Wörn-Haus in Schwetzingen zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Städtische Ausstellung und Veranstaltungen im Überblick:
Vernissage im Veranstaltungsraum Vereinshaus Bassermann: Samstag, 02.11.2024, 17:00 Uhr
Vortrag: „Vor der Türe: Schlossherr Carl Theodor und der Marktflecken Schwetzingen“, Montag, 04.11.2024, 18 Uhr, Palais Hirsch, Schlossplatz 2, 68723 Schwetzingen
Führung Kurfürstliches Preziosenkabinett: Freitag, 15.11.2024 / 06.12.2024 / 03.01.2025 jeweils um 17:00 Uhr, Karl-Wörn-Haus, Museum der Stadt Schwetzingen (Eintritt frei)
Finissage mit Vortrag „Die (un)geduldigen Erben“: Montag, 06.01.2025, 15:00 Uhr, Karl-Wörn-Haus, Museum der Stadt Schwetzingen
Quelle: Stadt Schwetzingen
Unter Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz erlebte die Kurpfalz eine Blütezeit. Schloss Mannheim wurde in seiner über 50-jährigen Regentschaft zum Musentempel. Schloss und Schlossgarten Schwetzingen baute der Landesherr zu einer der schönsten Sommerresidenzen in Europa aus.
Carl Theodor aus dem Hause Pfalz-Sulzbach (1724–1799) war ein entfernter Verwandter von Kurfürst Carl Philipp, der seit 1716 die Kurpfalz regierte. 1734 wurde der Zehnjährige vom Landesherrn nach Mannheim geholt und 1742, aus dynastischen Überlegungen, mit Carl Philipps Enkelin, Elisabeth Augusta, verheiratet. Die Eheleute waren jedoch grundverschieden und fanden beide kein Glück in dieser Verbindung. Nach dem Tod Carl Philipps am 31.12.1742 übernahm Carl Theodor die Regentschaft.
Der Kurfürst galt als gebildeter, aufgeklärter Fürst. Er war äußerst wissbegierig und förderte Wissenschaft und Künste. Begeistert sammelte er Gemälde, Kupferstiche, Naturalien, Münzen und Bücher in Schloss Mannheim. Die von ihm gegründete Mannheimer Akademie der Wissenschaften widmete sich der Geschichte der Kurpfalz und den Naturwissenschaften, unter anderem der Entwicklung von Blitzableitern. Auf dem Gebiet der Musik erwies sich die durch ihn geförderte „Mannheimer Schule“ wegweisend in Europa.
Carl Theodor liebte seine Sommerresidenz! Hier war das Hofzeremoniell weniger stark ausgeprägt wie in seiner Hauptresidenz Mannheim. Ganz unüblich für einen Herrscher des 18. Jahrhunderts öffnete er den Schlossgarten von Anfang an für die Öffentlichkeit. Als ganz privaten Rückzugsort für sich selbst und seine Gäste ließ der Kurfürst das durch Hecken abgeschirmte Badhaus anlegen. Die Verlegung der Residenz nach München 1778 hielt Carl Theodor nicht davon ab, den Garten in Schwetzingen weiter ausgestalten zu lassen. Der Schlossgarten war für ihn ein „ Monument der kurpfälzischen Geschichte“, das es zu bewahren galt.
An Silvester 1777 saß der kurpfälzische Hof im Jahresabschlussgottesdienst in der Mannheimer Hofkirche, als von einem berittenen Boten die Nachricht überbracht wurde, dass am Vortag der bayerische Kurfürst Maximilian III. Joseph an den Pocken verstorben war. Carl Theodor soll daraufhin zu seinem Vertrauten und Kinderfreund Graf Vieregg gesagt haben „nun sind meine guten Tage vorüber“. Durch alte wittelsbacher Familienverträge gebunden musste er nach einem letzten Sommeraufenthalt in Schwetzingen 1778 die Residenz der vereinigten pfalz-bayrischen Lande nach München verlegen. In der Kurpfalz wegen seiner Freizügigkeit sehr beliebt wurde er in Bayern wegen seiner Tauschpläne nahezu gehasst.
Quelle: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Als Carl Theodor (auch: Karl Theodor) 1777 die Thronfolge von Kurfürst Max III. Joseph antrat, verlegte er seine Residenz von Mannheim nach München. Als Kurfürst hatte er sich der Förderung von Künsten, Wissenschaft und Bildung verschrieben. 1789 ließ Carl Theodor mit dem Englischen Garten einen der ersten großen, zur Benutzung durch das gesamte Volk freigegebenen Landschaftsgärten errichten. Noch heute erinnern das Karlstor und der Karlsplatz an seine Regentschaft. Die 1762 von ihm erworbene Porzellan Manufaktur Frankenthal wurde nach seinem Tod an die Porzellan Manufaktur Nymphenburg angegliedert. So profitierte Nymphenburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Übernahme der besten Frankenthaler Fachkräfte wie Johann Peter Melchior.

