
Berlin. Der neue Partner der Deutsch-Polnischen Nachrichten heißt Andreas Sturm. Außergewöhnlich ist seine Beschäftigung mit William Shakespeare.
Von Frank Bürger
Ich habe alles von William Shakespeare gelesen. Die Werke stehen in unserer Bibliothek in den Spandauer Bürgerstuben. Ein Freund aus Schwetzingen zitierte in meiner badischen Zeit den Anfang von Macbeth in Originalsprache.
First Witch
When shall we three meet again
In thunder, lightning, or in rain?
Second Witch
When the hurlyburly’s done,
When the battle’s lost and won.
Third Witch
That will be ere the set of sun.
First Witch
Where the place?
Second Witch
Upon the heath.
Third Witch
There to meet with Macbeth.
Die Tragödie „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth) handelt von dem Feldherren Macbeth, der zusammen mit seiner Frau Lady Macbeth den schottischen König Duncan ermordet. In seinem Buch „Shakespeare und die Entstehung des europäischen Geistes“ beschäftigt sich der Politiker und Autor Andreas T. Sturm intensiv mit dem Werken des genialen in Geistes in Vergangenheit und Gegenwart. Es ist eine nuancierte, brillante Zeitenreise mit vielen Perspektiven und unterstreicht die Bedeutung des literarischen Genies.
Er gibt mit enormem Hintergrundwissen eine Antwort auf die Fragen: „Was sind überhaupt europäische Werte?“ und „Wie weit würden wir gehen, um diese zu verteidigen?“
Am Ende gibt es ein treffendes Pointieren der behandelten Themen. Ich greife eines davon heraus.
„In Shakespeares Dramen und seinen Figuren ist der europäische Geist, mit seinen Widersprüchlichkeiten und produktiven Spannung, lebendig dargestellt. Ferner dokumentieren die Dramen und ihre Rezeption wie ein Seismograf die Entwicklung des europäischen Geistes.
Bei seiner Spurensuche landet er in Weimar. Im ersten Moment verbindet man die Namen Goethe und Schiller mit der thüringischen Perle. Beide wurden intensiv von Shakespeare beeinflusst. Das wird durch intensive Quellenarbeit ersichtlich.
Am 23. April 1864 wurde die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft anlässlich der Jubiläumsfeiern zu Shakespeares 300. Geburtstag in Weimar gegründet. Sie ist die älteste unter den literarischen Gesellschaften Deutschlands, rund 20 Jahre älter als die ebenfalls in Weimar ansässige Goethe-Gesellschaft. Vielfältige Interessen bündelten sich in dieser Gründung; als ausschlaggebend gilt die Initiative des Industriellen Wilhelm Oechelhäuser, der sich seit seiner Jugend als ein Liebhaber Shakespeares verstand. Oechelhäusers ursprüngliche Idee, in den wichtigsten deutschen Städten ein Netz von Zweigvereinen zu gründen und in „einer deutschen Hauptstadt“ den Sitz der Gesellschaft zu errichten, stieß nur in Weimar und in Berlin (dort lediglich bei dem Privatgelehrten Friedrich August Leo) auf Interesse. In Weimar wurde am 8. April 1864, dem Geburtstag der Großherzogin Sophie, zur Vorbereitung der Jubiläumsfeiern ein „Verein der Shakespeare-Freunde“ gegründet, der den Nukleus für die Shakespeare-Gesellschaft bildete. Die Großherzogin und erste Protektorin der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft konnte Franz Dingelstedt, Intendant am Weimarer Hoftheater, für das Vorhaben gewinnen. Der wichtigste Magnet für auswärtige Gäste und potentielle Gründungsmitglieder war Dingelstedts Inszenierung des Shakespeareschen Historienzyklus am Weimarer Theater anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten. Die offizielle Konstituierung der Gesellschaft am 23. April 1864 fand unter Teilnahme von namhaften Schriftstellern und Theatermännern wie Dingelstedt oder Friedrich Bodenstedt, Privatgelehrten und Universitätslehrern wie Friedrich August Leo, Hermann Ulrici oder Nicolaus Delius, Kaufleuten und Industriellen wie Oechelhäuser, sowie Angehörigen des Weimarer Hofes statt. Diese Gründungsmitglieder repräsentierten im Wesentlichen die Berufsgruppen der Mitgliederschaft in den ersten Jahrzehnten.
Die neu gegründete Gesellschaft setzte sich als Ziel: „die Pflege Shakespeares in Deutschland durch alle Mittel wissenschaftlicher und künstlerischer Assoziation zu fördern“ (§ 1 der Satzung von 1864). Dieses Ziel, das in der wechselvollen Geschichte der Gesellschaft im Wesentlichen erhalten blieb, sollten die drei wichtigsten Institutionen der Gesellschaft realisieren: die jährliche Mitgliederversammlung (die sogenannten Shakespeare-Tage), das Shakespeare-Jahrbuch und die Shakespeare-Bibliothek. Auch diese haben sich, mit unterschiedlicher inhaltlicher Ausrichtung in jeweils wechselnden historischen Kontexten, bis in die Gegenwart erhalten.
Quelle: Homepage der Weimarer Gesellschaft.
Auch die Bildauswahl ist wohl überlegt. Dazu gehört auch passend dazu: Die Shakespeare Statue in Weimar. Zu den gut gewählten Bildern auch das Gemälde von Caspar David Friedrich „Der Wanderer über dem Nebelmeer“
Die Romantik wurde sehr von Shakespeare beeinflusst auch Friedrich, da gibt es auch eine aktuelle Note, die das Buch lesenswert macht.
Caspar David Friedrich Caspar David Friedrich (* 5. September 1774 in Greifswald, Schwedisch-Pommern; † 7. Mai 1840 in Dresden, Königreich Sachsen) gilt als einer bedeutendsten Maler der deutschen Romantik. Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich zeigt die Alte Nationalgalerie Berlin in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin erstmals eine große Ausstellung zum Werk des bedeutendsten Malers. Über 60 Gemälde und 50 Zeichnungen Friedrichs aus dem In- und Ausland, darunter weltberühmte Ikonen wie das „Eismeer“, „Kreidefelsen auf Rügen“ oder der „Mönch am Meer“, werden zu sehen sein. Viele Quellen zeigen: Dieser Mann war tief religiös geprägt.
Die Wiederentdeckung der Malerei Friedrichs, seine Bilderpaare so-wie der Werkprozess und die Maltechnik des Künstlers stehen im Zentrum der Ausstellung. Anhand dieser Themen wird sowohl ein Überblick zum Leben und Wirken des Malers geboten als auch das Wesen seiner Kunst zwischen präzisem Naturstudium und romanti-scher Imagination anschaulich gemacht. Friedrich schuf Sehnsuchts-landschaften mit weiten Himmeln und fernen Horizonten, in denen die Unendlichkeit von Raum und Zeit spürbar wird. Seine zeitlosen Bilder regen Gedanken und Empfindungen an, deshalb sind sie bis heute so faszinierend. Caspar David wuchs in seinem Greifswalder Elternhaus in der Langen Gasse 28 auf. Nach dem frühen Tod der Mutter war ihm seine Schwester Dorothea Mutterersatz, die Wirtschafterin „Mutter Heiden“ führte den Haushalt. In der Erziehung herrschte die puritanische Strenge des Vaters, der einen Protestantismus mit pietistischem Einfluss lebte. Das innere Auge ist entscheidend für die Entstehung seiner Werke. „Du sollst Gott mehr gehorchen denn den Menschen […] Willst du dich also der Kunst widmen, fühlst du deine Berufung, ihr dein Leben zu weihen, oh, so achte genau auf die Stimme deines Inneren, denn sie ist Kunst in uns.“ So schrieb er bereits 1809 über sein Verständnis. Die verborgene Geometrie in Friedrichs Bildern und die verwendete Metaphernsprache verweist nach Ansicht von Hubertus Gaßner auf die ausgeprägte Symbolik der Freimaurer am Beginn des 19. Jahrhunderts. Also ein weites Feld, eine weitere Beschäftigung lohnt sich.
Quelle: Frank Bürger
Für Sturm ist dann der Weg nicht weit zur Schwarzen Romantik und zur Schauerliteratur (Gothic Fiction). Dass man bei der Shakespeare-Literatur manchmal zusammenzuckt, ist kein Geheimnis. Wie Sturm herausstellt ist es eine schmale Gratwanderung zu den Schauergeschichten der Romantik in ganz Europa. Ich nenne hier nur Bram Stokers Dracula, der so oft cineastisch umgesetzt wurde. Zu nennen ist da auch
Dabei steht nicht das Blutvergießen im Vordergrund, sondern die unheimliche Grundstimmung, die Geheimnisse, die im Dunkeln lauern und einen wohligen Schauer beim Leser hervorrufen. Oft erscheinen auch übernatürliche Gestalten, wie Untote oder Geister. Genau das, was auch Shakespeare zum Ausdruck bringt.
Die Fortsetzung des Shakespeare-Prinzips ist ein Muss für jeden Freund niveauvoller Literatur. Und dann sollte man auch zu Sturms „Shakespeare-Prinzip“ greifen.
Zu weiteren Infos und Kauf
Näheres zum Autoren
