Von Smolensk in die Uckermark

Foto: Frank Bürger

Berlin. Der weltberühmte Produzent Horst Wendlandt hat viele Spuren in der Uckermark hinterlassen. Wir haben uns auf die Suche gemacht.

Von Frank Bürger

Für meine Familie hat Criewen eine historische Bedeutung. Dort taufte ich meine Tochter Anastasia. An der Wand in meinem Jugendzimmer hängt das Bild von meiner Berufung zum Prädikanten, in der Schlosskirche Criewen.

Und am 7. Oktober 2023 bedeutete Criewen eine Rückkehr an historischen Ort. Dort präsentierte ich mein Buch „Kloster Götschendorf“.

Der Autor in der Schlosskirche Criewen

Criewen ist auch der Wohnsitz von Pfarrer Gunter Ehrlich. Er ist Vorsitzender des Vereins „Uckermärkische Musikwochen“

An der Spitze des Vereins steht Pfarrer i. R. Gunter Ehrlich. Er wohnt in Criewen, mit dem die Deutsch-Polnische Nachrichten eng verbunden sind.

Archivfoto: Vorsitzender Gunter Ehrlich in der Kummerower Kirche

Am 15. März 1922 wurde dort nach vielen Quellen der bekannte Regisseur Horst Wendlandt geboren. Sein Geburtsname Horst Otto Grigori Gubanov. Wendlandt war der Sohn eines russischen Landarbeiters und einer Deutschen. Er wurde von der Schwester seiner Mutter adoptiert und nahm ihren Namen an.

Über den Rialto-Filmverleih wurde ich direkt auf die Biografie von Dona Kujacinski hingewiesen. Ich fragte bei den Wendlandt-Erben nach den Anfängen der großen Karriere Wendlandts in der idyllischen Uckermark nach.  Von den Recherchen wusste ich: Wendlandt hat russische Wurzeln.

Bei Nachfragen in einem Eiscafé in Criewen kam ich nicht weiter. Doch letztendlich gibt das Buch Kujacinskis Auskunft über ein besonderes Kapitel.

Blick aus dem Fenster beim Eiscafé Criewen

Erst ein Anklopfen bei Rialto-Film in Berlin brachte mich auf die Biografie von Dona Kujacinski, die ich mir nun vornahm, mit viel Erfolg.

„Wenn ich meine Nase in den Wind halte – einen Film sehe, einem Schauspieler gegenüberstehe oder ein Kunstwerk betrachte – und nichts kommt bei mir an, dann ist da auch nichts“, sagte Wendlandt.

Die Bestsellerautorin Dona Kujacinski erzählt in ihrem Buch die spannende Lebensgeschichte des berühmten Filmproduzenten, lässt Familie, Freunde und zahlreiche prominente Zeitzeugen zu Wort kommen.

Darunter Ilse Wendlandt, Edeltraud Schulz, Matthias Wendland, Rosi Wendlandt, Felix und Laura Wendlandt, Mario Adorf, Oliver Bierhoff, Artur Brauner, Pierre Brice, Martin Böttcher, Vicco von Bülow, Helmut Dietl, Joachim Fuchsberger, Götz George, Michail Gorbatschow, Thomas Gottschalk, Terence Hill, Leo Kirch, Armin Müller-Stahl, Volker Schlöndorff, Gerhard Schröder, Bud Spencer, Caterina Valente, Otto Waalkes und Rolf Zehetbauer.

„Hier , am Rande Europas, zwischen Nowotscherkask und Uralsk bis hinauf nach Ulianowsk und vereinzelt auch in den hinter dem Ural gelegenen Ansiedlungen um Tscheljabinsk, Swerdlowsk und Tobols fiel die ältere Einwohnerschaft bei Nennung des Namens Gubanow auf die Knie und küsste in einer Mischung aus Verehrung und Entsetzen den Saum meines ausgefranzten Burberry“, schreibt Vicco von Bülow in einem Brief an Wendlandt. „Jahrhundertelang hatte dort der Boden gedröhnt, wenn die Gubanows, eine Großfürstenfamilie mit zahllosen Vettern und Cousinen, auf kleinen wilden Pferden über die gefrorenen Steppen rasten, um dem verhassten Geschlecht der Romanows die Zarenkrone vom Kopf zu reißen…Dein Vater, der letzte Gubanow, hatte mit dem für  Steppenbewohner typischen Weitblick erkannt, dass sich der kolossale Betätigungsdrang seines Sohnes auf de, Gebiet der Filmwirtschaft nicht in der Enge Russlands werde entfalten können, und war in die Uckermark ausgewandert“, schreibt Loriot.

Wegweisend noch eine Schilderung des Schauspielers aus der frühen Zeit. „Schon bald rechtfertigte der zweijährige Knabe die in ihn gesetzten Hoffnungen überraschend eindeutig. War doch der einzige Partner, der ihn für längere Zeit zu fesseln vermochte, eine Zelluloidente. Eines Tages geriet dieses Tier unter das linke Rad eines Omnibusses, der zweimal täglich Criewen mit Schwedt verbindet, wodurch das Zelluloid eine überraschend platte, längliche Form annahm. In jenem Augenblick ahnte der kleine Horst, dass dieses Material mit seinem Leben untrennbar verbunden bleiben werde.

Zum Anfang…Grigori Gubanow wird am 21. November 1892 in Smolensk, damals noch Weißrussland, geboren.

Intensiv beschäftigt habe ich mich mit Smolensk wegen des Flugzeugabsturzes von Smolensk, bei dem 2010 unter anderen Staatspräsident Lech Kaczynski in Russland ums Leben kam. In dem „Schwetzinger Kanon der Literatur“ gibt es eine Rezension zum Buch „Verschlusssache X“ des verstorbenen Bestsellerautoren Jürgen Roth.

Gubanow gerät in deutsche Gefangenschaft. Im Januar 2019  kommt er, wie alle alliierten Kriegsgefangenen, frei.

Wann genau er in dem Dorf Criewen ankommt, ist nicht ganz klar. Bald findet er eine Anstellung als Erntehelfer beim Landwirt Metscher und lernt  auf dem Dorfplatz die Witwe Kiewitz. Geborene Klempnow, kennen. Die Verständigung ist wegen mangelnder deutscher Sprachkenntnisse Lubanows schwierig. Am 10. Januar wird ihr erster Sohn Otto geboren. Doch Lubanow hat Sehnsucht nach der Heimat. Dort will aber Auguste nicht hin. Nach Missverständnissen heiraten die beiden am 10. Dezember 1921. Ein paar Wochen später bringt ihn der Schwiegervater bei Christoph von Colmar unten…Weltluft, die sogar bis nach Heidelberg reicht. Auf der Homepage der Stadt Schwedt ist zu lesen:

Christoph von Colmar wurde als Sohn von Axel von Colmar geboren. Er  absolvierte ein Jurastudium, studierte ein Vierteljahr an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und arbeitete ein halbes Jahres als Volontär im Kerkower Gut. Diese Vorbildung musste zum Führen seines Gutes ausreichen.

In seine Zeit fiel die Fertigstellung der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, die das Gut von den Wiesen abschnitt und damit vielfältige Probleme brachte. Außerdem musste er die Landwirtschaft durch zwei Weltkriege und durch die Inflation führen. Er baute die ersten großen Futtersilos mit einem Fassungsvermögen von 500 Kubikmeter mit Häckselmaschine und Füllgebläse, legte systematische Drainagen an und kaufte 1924 einen Dampfpflug.

Durch seine Arbeit im Maschinenausschuss der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und der Landwirtschaftskammer war er an innovativer Landwirtschaft interessiert. Vielfältige nebenamtliche Tätigkeiten prägten sein Wirken. So hatte er als Ritterschaftsrat den Wert von Betrieben zu taxieren. Ferner war er Vorsitzender des Tabakausschusses der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Heidelberg und zusätzlich noch für die Tabakgenossenschaft im Vorsitz, dann als Vorsitzender des Aufsichtsrates tätig. Er engagierte sich im Landbund und im Criewen-Schwedter Deichverband, zuletzt als Deichhauptmann. Er wurde als Kreistagsabgeordneter und als Amtsvorsteher gewählt.

Mit der Weltwirtschaftskrise fielen die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse ins Bodenlose. Nach Rinderseuchen und Ernteverlusten musste für Zützen ein finanzielles Sanierungsverfahren, eine Insolvenz, durchgeführt werden. Die Erlöse reichten kaum zu einem für die Gläubiger tragbaren Vergleich. Erst später konnten die Schulden abgetragen werden. Christoph von Colmar hatte Zeit seines Gutsherrendaseins mit Schwierigkeiten in der Landwirtschaft zu kämpfen. Erwähnt seien nur die Folgen der Oderregulierung, nach denen der Grundwasserspiegel um Zützen so stark sank, dass die bisherige Koppelwirtschaft umgestellt werden musste. Auch dauerte es lange, bis die Zützener Brücke das Herüberfahren schwerer Maschinen erlaubte. Aber er gab nie auf und setzte zum Beispiel bereits den damals gerade erfundenen Elektrozaun ein, der ein Abweiden der Polderwiesen erlaubte.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, am Abend des 26. April 1945, verließ Christoph von Colmar Zützen für immer. Er starb 1978 in Pyrmont.

In dieser Zeit, zum Jahreswechsel 1921/1922 tritt Gubanow dem Criewener Gesangsverein bei. Der Chorleiter setzt ihn als Tenor ein.

Am 15. März 1922 kommt Horst Grigori Gubanow zur Welt. Cineastische Note: Wenige Tage nach der Geburt feiert im Berliner UFA-Palast Fritz Langs „Dr. Mabuse, der Spieler“ Premiere.

1958 begegnete Wendlandt Fritz lang wieder. Bei der Produktion der Remakes von „Der Tiger von Eschnapur“ hat Wendlandt die Gesamtleitung. Regie führte der 68-jährige Fritz Lang. Etabliert hat er sich 1921 mit dem Stummfilmstreifen „Der müde Tod“ Der 1924 gedrehte zweiteilige Film gehörte mit zu den Lieblingsfilmen von Adolf Hitler. Joseph Goebbels mit seinem Instinkt bot Land den Posten des Reichs-Filmintendanten an. Er lehnte ab und emigrierte noch am selben Tag nach Paris. 1936 wurde er Mitbegründer der Anti-Nazi-League. Ein Jahr später bot Artur Brauner ihm die Regie zu „Das indische Grabmal“ an. Alles endete im Fiasko und Kommunikationsprobleme zwischen Wendlandt, Brauner und Fritz Lang. Beide Filme werden von den Kritikern zerrissen.

Bedeutend in der Filmgeschichte und auch für das Netzwerk:

„Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ ist ein deutsch-französisch-italienischer Kriminalfilm, der 1960 in West-Berlin gedreht wurde. Dieser letzte Film von Fritz Lang war die Fortsetzung seiner beiden von ihm geschaffenen Dr.-Mabuse-Filme aus den 1920er und 1930er Jahren. Der von Artur Brauners CCC Filmkunst GmbH produzierte Schwarzweißfilm entstand unter finanzieller Beteiligung der Firmen C.E.I. Incom (Rom) sowie Critérion Film S.A. (Paris) und war Auftakt zu einer Reihe mit fünf weiteren Dr.-Mabuse-Filmen, die bis 1964 folgten. Der Film wurde am 14. September 1960 im Gloria-Palast in Stuttgart uraufgeführt.

Um den Film international vermarkten zu können, besetzte Brauner die Rollen mit renommierten und namhaften Darstellern, allen voran die britische Schauspielerin Dawn Addams und der Deutsch-Amerikaner Peter van Eyck. In der Rolle des charismatischen Kommissars Kras ist Gert Fröbe zu sehen. In zwei späteren Mabuse-Filmen sollte er die wiederkehrende Rolle des Kommissar Lohmann übernehmen, der in den Fritz-Lang-Filmen M und Das Testament des Dr. Mabuse von Otto Wernicke verkörpert wurde. Die Nebenrollen wurden ebenfalls von bekannten Film- und Bühnenschauspielern wie Werner Peters, Reinhard Kolldehoff oder Howard Vernon übernommen. In der Titelrolle sah man Wolfgang Preiss, der den mysteriösen Superverbrecher auch in späteren Beiträgen der Filmreihe darstellte. Um die Auflösung des Films nicht bereits mit der Besetzungsliste zu verraten, wurde Preiss in Ankündigungen nur in der Rolle des Professor Jordan aufgeführt, während als Darsteller des Cornelius „Lupo Prezzo“ (eine italienische Übersetzung von „Wolf Preis“) ausgewiesen wurde. Außerdem wurde er in den entsprechenden Szenen von Curt Ackermann synchronisiert. In einer Statistenrolle ist in einer Gruppe von Presseleuten Dieter Hallervorden zu sehen.

Am 11. März 1931, kurz vor einer Europa-Promotion-Tour Friedrich Wilhelm Murnaus, verlor sein Diener, der 14-jährige Filipino Garcia Stevenson, auf der Küstenstraße südöstlich von Santa Barbara (Kalifornien) die Beherrschung über das Auto, in dem die beiden fuhren, so dass es frontal mit einem Lkw zusammenstieß. Murnau starb wenige Stunden später an seinen Verletzungen. Nur elf Personen haben von ihm am 19. März Abschied genommen, darunter Greta Garbo.

Bei der Beisetzung in Berlin hielt der weltberühmte Regisseur Fritz Lang, Schöpfer des cineastisch bedeutenden Streifens „Metropolis“ und des Heldenepos „Die Nibelungen“ eine Grabrede.

Zeitensprung zurück. Nach der Geburt des vierten Kindes nimmt Auguste immer mehr die Schwester Minna in Anspruch. Minna Wendlandt lebt mit ihrem Mann Fritz in Wolletz-See bei Angermünde. Augustes Mutter Helene führt den Haushalt, aber Minna hilft, wo sie kann. Cineatsisch interessant: Am 16. November kommt Chaplins Film „The Kid“ in die Berliner Kinos. Als er 1974 wiedernach langer Pause gezeigt wird, füllt er die Kassen und auch das Portemonnaie von Horst Gubanow.

Horst Gubanow zieht dann der Arbeit wegen mit den Eltern nach Zützen. Sie wohnen in einem kleinen Haus. Seit der Zützener Zeit kommt Minna noch häufiger vorbei. Ab und zu nimmt sie ihn auch nach Wolletz-See. Der Vater von Horst bemüht sich vergeblich um die deutsche Staatsangehörigkeit. 1925 kommt dann eine schicksalhafte Wendung Minna nimmt ihre Schwester beiseite. Minna kann keine Kinder bekommen, liebt den kleinen Horst. Nach langem Drängen nimmt sie ihn mit nach Wolletz-See. Er lebt im Hause Wendlandt, am Wochenende besucht er die Eltern. Aufgrund der Finanzen ziehen die Wendlandts in die Eisenacher Straße nach Berlin Schöneberg. Grigori will sein Kind nicht mitgehen lassen. Aber er verdient zu wenig Geld für die fünfköpfige Familie. „Die Trennung von seiner Familie richtet bei dem Sechsjährigen irreparablen seelischen Schaden an“, wertet die Biografin Dona Kujacinski. Aber nun ist der Weg weg aus der Uckermark bestimmt. Minna meldet ihn als Horst Otto Gregor Wendlandt an.

In Berlin, arbeitete Wendlandt später für verschiedene Filmfirmen, zunächst als Kassierer und dann als Herstellungsleiter. 1956 wurde er von Artur Brauner für dessen CCC-Filmgesellschaft engagiert. 1961 wechselte Wendlandt zur Rialto Film, bei der er ab 1972 über die Mehrheit der Anteile verfügte.

Wendlandt wurde auf dem deutschen Markt zum schärfsten Konkurrenten seines früheren Arbeitgebers Artur Brauner. Mit der Produktion der erfolgreichen und lukrativen Edgar-Wallace- und Karl-May-Filme in den 1960er Jahren erlangte er größte Popularität. Nach dem Tod der Winnetou-Figur im letzten Teil der Winnetou-Trilogie 1965 prasselte auf den Produzenten eine in der deutschen Kinogeschichte bis dahin einmalige Protestwelle nieder, die ihn dazu veranlasste, sofort mit den Vorbereitungen für das nächste Karl-May-Abenteuer Old Surehand 1. Teil zu beginnen, bei dem er den Helden filmisch wiederauferstehen ließ. Doch als Ende 1966 die Exklusivverträge Wendlandts mit den Stars Lex Barker und Pierre Brice ausgelaufen waren und Brice zögerte, den neuen Vertrag zu unterschreiben, beendete Wendlandt die weitere Zusammenarbeit, zumal der Erfolg der Winnetou-Filme inzwischen nachgelassen hatte.

1998 erhielt Wendlandt den Scharlih-Preis, die bekannteste Auszeichnung, die mit dem Namen Karl May verbunden ist.

Wendlandt hatte 1969 Gut Rothsee im Landkreis Weilheim-Schongau erworben und nutzte es als Zweitwohnsitz und für legendäre Feiern mit Schauspielern und Filmteams. Er liegt in der Familiengruft der Kapelle des Gutes begraben.

„Sechs Kerzen flackerten auf dem Altar der Kreuzkirche am Hohenzollerndamm, daneben standen kleine Sträuße mit weißen Lilien. Die Lieblingsblumen des Berliner Filmproduzenten Horst Wendlandt, der am 30. August im Alter von 80 Jahren an Krebs starb. Gestern um 13 Uhr fand die Trauerfeier mit TV-Pfarrer Jürgen Fliege statt. Viele Freunde, Kollegen und Verwandten gaben dem Verstorbenen das letzte Geleit und spendeten der Witwe Ilse Wendlandt, mit der der Filmproduzent 50 Jahre lang verheiratet war, sowie den Kindern Susan und Matthias Trost. Schauspielerin Uschi Glas kam mit Leo Kirch, Artur und Maria Brauner mit Irina Pabst, Thomas Gottschalk mit Arthur Cohn und Pierre Brice, dessen Winnetou-Filme Wendlandt produzierte. Auch Hollywood-Star Terence Hill erschien zur Trauerfeier, Danièle Thoma, Regina Ziegler, Bernhard Servatius, Otto Sander mit Monika Hansen, Judy Winter, Rosemarie Drache, Volker Schlöndorff und Ex-Botschafter Jürgen Sudhoff.

Vor dem mit roten und weißen Rosen geschmückten Sarg, an den die Trauergemeinde später noch viele hundert weiße Rosen legte, hielt Jürgen Fliege die Trauerrede. «Wenn ich gestorben bin, so wünschte sich Horst Wendlandt, feiert mich. Zieht euch nicht dunkel an. Der Himmel liebt bunte Farben. Wenn ich gestorben bin, sagte er, dann preist das Leben. Es ist so schön.» Der erfolgreiche Filmproduzent sei ein guter Ehemann, Vater und Freund gewesen.

«Wendlandt hat mir mal gesagt, er habe alles seiner Frau zu verdanken. Sie sei seine Königin, sein Halt. Wir sollen sie nicht vergessen», sagte Fliege. Als zum Auszug aus der Kirche Frank Sinatras «I did it my way» erklang, konnten viele ihre Tränen nicht mehr halten“, schrieb die Morgenpost zum Tod Wendlandts.

Die BZ schrieb dazu:

Ein Leben für den Film bis zum letzten Atemzug: Mit Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) arbeitete Horst Wendlandt noch bis kurz vor seinem Tod an einem Film über die letzten Tage in der Reichskanzlei. Seit Monaten feilten sie am Drehbuch. Wie oft sahen Sie sich? Jeden zweiten Tag. Doch wir spürten, wie seine Kräfte immer mehr abnahmen…Bei unserem ersten gemeinsamen Film „Palmetto“ hatten wir viel Spaß, obwohl ich ihm von Anfang an klar machte, dass ich von Thrillern nichts verstünde. Ich müsse mich da auf sein Urteil verlassen. Das Ergebnis zeigt, dass auch er nicht unfehlbar war. War er ein autoritärer Produzent, der sich sehr einmischte? Gar nicht. Das war für mich die Überraschung. Wir kannten uns schon 30 Jahre, als wir „Palmetto“ drehten. Er sagte: ,Ich suche das Projekt aus, besorge die Finanzierung und kümmere mich darum, dass der Film ordentlich raus gebracht wird. Aber der Regisseur macht den Film. Davon verstehe ich nichts.‘ Natürlich verstand er eine Menge davon. Er sah sich den Schnitt an, redete mit über die Besetzung, doch auch da blieb für ihn die letzte Entscheidung beim Regisseur. Er ging auch nie an den Drehort, denn dort war für ihn der Regisseur Herr im Haus. ,Da kann ich nur schlechte Stimmung bringen‘, meinte er. ,Ich habe beschlossen, wer den Film macht und sehe hinterher, ob ich recht hatte oder nicht.‘ Das war für mich höchst erstaunlich, weil er doch sonst ein sehr bulliger und alles dominierender Typ war. Aber da existierte für ihn die Arbeitstrennung ganz deutlich. Das ist auch das Vorbildliche an ihm. Solche Produzenten-Persönlichkeiten gibt es in Deutschland nicht mehr. Wendlandt wusste, dass davon höchstens noch eine Handvoll existiert. Er schätzte z.B. Bernd Eichinger, aber das war’s dann auch schon, weil die anderen Produzenten abhängig sind und sich nicht mehr entwickeln können oder wollen…. Für mich bleibt er als die erfreulichste und schönste Erscheinung im deutschen Nachkriegskino in Erinnerung. Er stellt jeden Star in den Schatten.

Hier der Beitrag über ein Gespräch Schlöndorffs mit Wendlandt, nur direkt über YouTube abrufbar

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Für unsere Generation ein Meisterwerke sind die Verfilmungen der Karl-May-Bücher. Und ich bin froh, Pierre Brice in Schwetzingen begegnet zu sein. Da sind wir wieder in Schwetzingen, wo die Reise begann.

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