
Berlin. Die Tennislegende Gottfried von Cramm spielte einige Male in Schwetzingen Tennis. Eine schillernde Figur, auch wenn man an das Kino denkt.
Von Frank Bürger
Immer mehr Verbindungen mit Weltluft kommen zu Tage, wenn man in die Zweitauflage des Buches Buch „Opa, Onkel Hellmut, Castadarrow und ich: Ein Leben mit Verwicklungen“ von Carla Thompkins eintaucht. An verschiedenen Stellen spielt die Tennislegende Gottfried von Cramm eine Rolle.

ab S. 13:
»Genau, so war das mit den Sprachen, liebes Spätzchen, äh, liebe Carla«, bestätigte mich Hellmut und fragte weiter: »Erinnerst du dich, welcher Sport für mich wichtig war?«
»Tennis natürlich, du bist immer mit Onkel Gottfried verschwunden, wenn er zu Besuch kam. Ihr habt Tennis gespielt auf dem Tennisplatz im ehemaligen kurfürstlichen Marstall, ein paar Hundert Meter von unserer Wohnung entfernt. Der Tennisplatz war ausgelegt mit rotem Sand. Ich schaute euch zu, wie ihr beide wie Balletttänzer mit einem Schläger in der Hand auf dem roten Sand herum sprangt, auf der Jagd nach einem kleinen weißen Ball. Ich hörte, wie Onkel Gottfried dir manchmal zurief: ›Tiefer! Nach vorne!‹ oder so ähnlich. Ich war aber mehr fasziniert von dem roten Sand und baute am Rande des Spielfelds eine kleine Sandburg. Nach dem Tennisspiel gingen wir in ein Café und ihr redetet ununterbrochen.«
»Stimmt, wir hatten immer viel zu besprechen, zum Beispiel welche Glocke Gottfried in Bodenburg erwerben sollte. Die Glocke sollte die verschiedenen Religionen einander näherbringen. Manchmal schüttete Gottfried mir auch sein Herz aus, weil er sein ganzes Leben lang unter übler Nachrede leiden musste: Unser Onkel Gottfried bewegte sich elegant, sah blendend aus und hatte ein gewinnendes, aber immer bescheidenes Auftreten. Er hielt sich auch an die Familientradition, sich nur mit dem bürgerlichen Namen vorzustellen: Cramm, Gottfried Cramm. In der unglückseligen Hitler-Zeit hielten viele Menschen Gottfried für sexuell ›falsch‹ orientiert, weil er sich beim Tennisspielen wie ein Tänzer bewegte. Da er aber zu den Weltbesten gehörte, wurde er von der Obrigkeit nicht nach dem Paragrafen 175 behandelt. Dieses Gesetz verbot Homosexualität und bestrafte sie mit dem Aufenthalt in einem Konzentrationslager. Gottfried hörte aber oft hinter seinem Rücken die Menschen tuscheln: »Da, guck, ein Hundert- fünfundsiebziger!«
Ich selbst hörte einmal, wie Gottfried zu Hellmut sagte: »Hellmut, du fährst wie ein Gott mit deinen Skiern die Berge hinunter, du hast auch die eleganten Bewegungen und das gute Aussehen geerbt. Pass gut auf, dass dir nicht das Gleiche passiert. Ich kann nur sagen, üble Nachrede ist sozialer Mord. Es ist gut, dass du nicht in Deutschland studierst.«
Ich konnte damals schon Scherenschnitte herstellen und habe von Gottfried, Hellmut und Opi einen Scherenschnitt mit einer Kinderschere erstellt, als wir alle zusammen im Herrenzimmer saßen. Onkel Gottfried musste herzlich lachen, als ich es ihm zeigte, und ich sagte: »Meine schönen Männer!« Er antwortete lächelnd: »So eine süße Tochter hätte ich auch gern gehabt« – und strich mir über die Haare.
S. 28 Hinter der Fabrik hatte meine Mutter jedenfalls einen Tennisplatz anlegen lassen, wo sie mir beibrachte, mit dem Tennisschläger umzugehen. Sie konnte diesen Platz auch nach der Verpachtung weiter benutzen, mir war aber der Schläger viel zu schwer. Also brachte Mama mir erst bei, Federball zu spielen. Als meine dünnen Arme etwas kräftiger wurden, wechselte sie zu dem Tennisschläger. Es war mir schon klar, dass die Tennisbegeisterung meiner Mutter mit Onkel Gottfried zu tun hatte.
S. 37 Gerne hätte ich mit Onkel Gottfried zusammengearbeitet, der sich um die Herstellung von edlen Tüchern in Ägypten kümmerte und damit Geld verdiente. Ich hätte auch mit den Webereien auf der Schwäbischen Alb zusammengearbeitet. Vor allem hätte ich meinen Mitarbeitern eine Gewinnbeteiligung gegeben. Es gibt genug Beispiele von Textilunternehmen, die bis zur heutigen Zeit in Deutsch- land produzieren. ›Gutes Garn edel verarbeitet!‹ ‒ Das wäre mein Motto gewesen. Ich hätte nicht auf Dumpingprodukte aus Billiglohnländern gesetzt. Natürlich hätte ich auch lernen müssen, mit Banken zu verhandeln, Investoren anzuziehen und das Marketing zu verbessern.«
S. 49 Zudem starb 1976 Onkel Gottfried. Er hatte einen mysteriösen Unfall auf einer geraden Straße in Ägypten. Es gab keinen Gegenverkehr. Warum Onkel Gottfried von der Straße abkam oder doch jemand ›nachgeholfen‹ hatte, das wurde von den Behörden in Kairo nie überprüft. Ich wollte an der Beisetzung in der Familienkapelle in Oelber teilnehmen. Aber dazu wurde ich vom Schulleiter nicht freigestellt. Auch das machte mich sehr traurig.
Gottfried Alexander Maximilian Walter Kurt Freiherr von Cramm, auch genannt der Tennis-Baron (* 7. Juli 1909 in Nettlingen; † 9. November 1976 bei Kairo, Ägypten), war ein deutscher Tennisspieler, der dem südost-niedersächsischen Adelsgeschlecht von Cramm entstammte. Er spielte 101-mal für Deutschland im Davis Cup und konnte dabei 82 Spiele im Einzel und Doppel gewinnen. In den 1930er Jahren war er ein außerordentlich populärer Sportler.



Mit viel Glamour zu sehen ist sein Privatleben

1951 gründete Cramm in Hamburg eine Importfirma für ägyptische Baumwolle. Im selben Jahr begegnete er der Woolworth-Erbin Barbara Hutton wieder, die er bereits vor dem Krieg kennengelernt hatte, und heiratete sie 1955.Die Ehepartner waren jedoch aus geschäftlichen Gründen viel getrennt unterwegs und die Ehe scheiterte schon zwei Jahre später, wurde aber erst 1960 geschieden. Im Biopic Armes reiches Mädchen – Die Geschichte der Barbara Hutton, das 1987 für das US-amerikanische Fernsehen als Mini-Serie entstand, wird Cramm von Sascha Hehn dargestellt.
Barbara Hutton war die Enkelin und Erbin von Frank Winfield Woolworth, dem Gründer der US-amerikanischen Kaufhauskette F. W. Woolworth Company. Als Vierjährige fand sie im Mai 1917 die Leiche ihrer Mutter Edna (geb. Woolworth). Mit nur sieben Jahren erbte Barbara über 50 Mio. US-Dollar (nach aktueller Kaufkraft rund 676 Mio. US-Dollar).
Sie galt als reichste Frau der Welt und war sieben Mal verheiratet. Barbara Hutton war von 1942[4] bis 1945 mit Cary Grant verheiratet
Grant zählte über 30 Jahre lang zu den populärsten Filmstars in Hollywood und pflegte in vielen Komödien und Thrillern das Image des selbstironischen, attraktiven Weltmannes. Alfred Hitchcock schuf mit ihm in der Hauptrolle die Filmklassiker Verdacht (1941), Berüchtigt (1946), Über den Dächern von Nizza (1955) und Der unsichtbare Dritte (1959). Auch mit Komödien wie Leoparden küßt man nicht (1938), Die Nacht vor der Hochzeit (1940) und Arsen und Spitzenhäubchen (1944) war Grant erfolgreich.

Es ist wertvoll das Kino zu bewahren und zu unterstützen, vor allem auch in der Bundeshauptstadt
Das Kino ist ein bedeutender Kultur- und Wirtschaftsfaktor in Berlin. An 95 Standorten in der Hauptstadt – vom kleinen Arthouse-Kino bis zum großen Multiplex – können die aktuellen Blockbuster, aber auch Dokumentarfilme oder Nischenproduktionen Tag für Tag gesehen werden. Nach der Corona-Pandemie und Kürzungen in der Förderung des Bundes stehen jedoch auch die Lichtspielhäuser vor schwierigen Zeiten. Auf Beschluss des Parlaments wird mit diesem Doppelhaushalt eine Kinoförderung mit einem Volumen von insgesamt sechs Millionen Euro eingeführt, die verschiedene Komponenten zur Unterstützung der Filmtheater in Berlin beinhaltet. In diesem Jahr wird das Zukunftsprogramm Kino (ZPK) des Bundes mit bis zu einer Million Euro kofinanziert, im kommenden Jahr erfolgen die Ausweitung der regionalen Kinoinvestitionsförderung, eine weitere Aufstockung der Preisgelder für den Kinoprogrammpreis sowie die Finanzierung von Netzwerkaktivitäten, die von Branchen-Initiativen über Kinofeste bis hin zu kulturellen Veranstaltungen reichen können. Bei der Kinoinvestitionsförderung wird der Kreis der Antragsberechtigten erheblich ausgeweitet.
Die zur Verfügung stehenden Gelder werden unkompliziert über das Medienboard Berlin-Brandenburg und die Filmförderanstalt FFA ausgereicht. Über die entsprechenden Möglichkeiten zur Beantragung der Gelder wird die Branche zeitnah informiert.
Der Chef der Senatskanzlei und Staatssekretär für Medien und die Metropolregion, Florian Graf, freut sich über diese bundesweit einmalige Förderung: „Wer sich zum Kulturgut Kino bekennt, muss die Branche auch angemessen unterstützen, damit sie im Wettbewerb mit den großen Fernsehsendern und den Streaming-Anbietern weiterhin bestehen kann. Mit der Kinoförderung sorgen Senat und Abgeordnetenhaus dafür, dass dieses traditionsreiche Medium eine Zukunft hat.“
Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin des Medienboards, unterstreicht die Bedeutung des Programms für die Branche, das anlässlich der heutigen Verleihung des Kinoprogrammpreises vorgestellt wurde: „Wir feiern die Berliner und Brandenburger Kinos mit ausgezeichnetem Programm und freuen uns, dass das Publikum nach der Corona-Krise zurückgekehrt ist. Mit ihrem Durchhaltevermögen und leidenschaftlichen Einsatz stehen sie für das Kulturgut Kinovielfalt. Nirgendwo sonst ist das Angebot so groß. Damit das auch in Zukunft so bleibt, hat das Land Berlin die Fördermittel für die Kinokultur um sechs Millionen Euro für die nächsten Jahre erhöht! Dafür gebührt den Abgeordneten großer Dank!“
Auch die Branchenverbände zeigen sich mit dem neuen Förderprogramm zufrieden. Christine Berg, Vorstandsvorsitzende HDF Kino e.V., betont: „Mit der Aufstockung der Kinoförderung positioniert sich Berlin erneut als Kinohauptstadt und setzt ein wichtiges Signal, auch gegenüber den anderen Bundesländern. Die Förderung ermöglicht den Berliner Kinos in herausfordernden Zeiten sich für die Zukunft aufzustellen und weiterhin ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Inspiration zu sein. Unser Dank gilt den Abgeordneten und der Senatskanzlei für die Leidenschaft für das Kino und die konstruktiven Gespräche.“
Dr. Christian Bräuer, Vorstandsvorsitzender der AG Kino – Gilde Deutscher Filmkunsttheater, erinnert an die Bedeutung des Kinos für den Kulturstandort Berlin: „Berlin wird weltweit für seine einzigartige und innovative Kinolandschaft geschätzt. Dabei bereichern die Berliner Filmkunsttheater nicht nur das kulturelle Leben in den Kiezen und tragen zur Attraktivität der Hauptstadt als Kulturmetropole bei, sie sind auch die treibende Kraft der unabhängigen Filmwirtschaft und beflügeln den Erfolg von Arthouse-Filmen weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Wir danken dem Berliner Senat dafür, dass er dem Ausbau der Kinoförderung eine klare Priorität einräumt, um die Kino- und Programmvielfalt in der Hauptstadt nachhaltig zu stärken. Diese bundesweit einzigartige ist ein bedeutender Vertrauensbeweis, mit dem Berlin einen innovativen Weg einschlägt, der hoffentlich auch auf Bundes- und Länderebene Schule macht.“
Quelle: Senatskanzlei Berlin
