Von Cottbus nach Weimar

Inhaber der Marke „Albert-Schweitzer-Tee“. Jürgen Lindner (r.) und Frank Bürger in den Bürgerstuben Spandau. Foto: Joanna Bürger

Berlin. In Cottbus gab es eine wichtige Station auf dem Weg zum Schweitzer-Jubiläum 2025. Überall laufen die Vorbereitungen: Weimar, Berlin und auch Schwetzingen

Von Frank Bürger

Am 25. Mai trafen sich Jürgen Lindner, ehemaliger Kantor des Evangelischen Johannesstifts in den Spandauer Bürgerstuben. Es gab vieles zu bereden, man sieht sich nicht so häufig. Erinnerungen schwanken zurück und gehen voraus.

Immer wieder die Frage: Wie kommt ihr zu der Idee.

Das Ehepaar Ullmann in Cottbus. Foto: Frank Bürger

„Manchmal lohnen sich Fahrten. Heute war ich in der Lausitz in Cottbus. Nicht nur wegen des persönlichen Austauschs, sondern auch wegen unseres Tees. Der Besuch bei Alfred Ullmann, Träger der Bundesverdienstkreuzes, und seiner Frau Inge haben Akzente gesetzt. Diese schöne kleine Büste, die unten zu sehen ist, durfte ich mitnehmen. Wir werden uns in den nächsten Beiträgen intensiv mit der Geschichte der Albert-Schweitzer-Verbände im Osten und Westen beschäftigen.“

In dem Spreewaldblog ist zu lesen:

Kurz vor Vollendung seines 92. Lebensjahres verstarb am 10. Juli 2021der Begründer des Albert-Schweitzer-Freundeskreises der Niederlausitz und engagierte Humanist.

Geboren am 08. August 1929, wurde Alfred Ullmann als 16jähriger vom sowjetischen Geheimdienst unter dem Vorwand der Mitgliedschaft bei den Wehrwölfen verhaftet und in das berüchtigte Speziallager Nr. 1 in Mühlberg verbracht. Später überführte man ihn nach Buchenwald. Fast fünf Jahre verbrachte er unschuldig in diesen Lagern. Fünf verlorene Jahre wie er selbst berichtete.

In Buchenwald bekam er durch einen Mithäftling erstmals Kontakt und Kenntnis über das Werk des Humanisten und Ethikers Albert Schweitzer. Diese neue Erfahrung und sein christlicher Glaube ließen Allfred Ullmann die schweren Jahre überstehen – und Schweitzer sollte ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen!

In der DDR durfte er nicht über seine Zeit in den Lagern sprechen, galt sogar als vorbestraft und ihm wurden Steine bei seiner beruflichen Entwicklung in den Weg gelegt. Aber mit der ihm eigenen Energie, Ehrgeiz und Durchsetzungskraft schaffte er, inzwischen mit seiner Ehefrau Inge nach Cottbus übergesiedelt, sein Fernstudium und wurde leitender Mitarbeiter bei der Energieversorgung.

Seit den sechziger Jahren engagierte sich Alfred Ullmann für die Bewahrung und Verbreitung des geistigen Werkes Albert Schweitzers. Mit Ideenreichtum und auch List konnte er die DDR-Oberen davon überzeugen, dass die Ehrung des großen  Humanisten und Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer dem Ansehen der DDR nützlich ist. So konnte der Freundeskreis bereits 1980 in Cottbus gegründet werden. Gemeinsam mit anderen Schweitzerfreunden wurden u.a. Vorträge in Arbeitskollektiven gehalten.

Nach der Wende betrieb Alfred Ullmann aktiv seine Rehabilitation für seine Haftjahre. Er half auch vielen anderen ehemaligen Häftlingen, die wie er unbegründet in den Lagern einsaßen oder deportiert wurden, um wenigstens etwas entschädigt zu werden.

Für sein Wirken im Sinne Schweitzers wurde Alfred Ullmann im Jahr 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt.

In den 90gern begründete er gemeinsam mit dem Konservatorium Cottbus die langjährige Tradition der Benefizkonzerte für Lambaréné unter der Schirmherrschaft des damaligen OB Waldemar Kleinschmidt. Diese Tradition lebt bis heute unter der jetzigen Schirmherrschaft des MdL Prof. Dr. Schirack fort.

Nicht zu vergessen ist Alfred Ullmanns Mitwirken im Albert-Schweitzer-Komitee. Auch an der Errichtung einer Stiftung Albert-Schweitzer – Gedenk- und Begegnungsstätte in Weimar war er maßgeblich beteiligt und hat in seiner Funktion als Vorsitzender von 1992 – 2001 unzählige Fördermittel eingeworben. Im August 2017 wurde er und seine Ehefrau Inge zu Ehrenmitgliedern der Internationalen Albert-Schweitzer-Vereinigung ernannt.

Bis zu seinem Tode hat sich Alfred Ullmann mit Albert Schweitzer befasst. Er verfasste Broschüren zu verschiedenen Themen und hielt immer aktiv Kontakt zum Freundeskreis und nach Weimar. Seine gesamte umfangreiche Sammlung über Schweitzer hat Alfred Ullmann als Vermächtnis 2013 dem Albert-Schweitzer-Schulzentrum Vetschau übergeben.

Alfred Ullmann sagte über sein Leben:“ Ich danke, dass mir und meiner lieben Frau Albert Schweitzer immer ein Lebensinhalt ist und war.“

Wir verlieren mit Alfred Ullmann einen wichtigen Initiator und Berater, um das Werk Schweitzers an die nächsten Generationen weiterzugeben.“

Mit seiner Initiative war es möglich, die Namensmarke „Albert-Schweitzer-Tee“ über das Patentamt zu sichern.

Weimar. Foto: Frank Bürger

Für die Schriftstellerin Carla Thompkins geht es nun am 31. Mai an historischen Ort.

Hier ihre Mitteilung:

Buchlesung mit Carla Thompkins

Am Freitag, 31. Mai um 19 Uhr, in der Albert-Schweitzer- Gedenk- und Begegnungsstätte, Keplerplatz 4, 99423 Weimar.

Es wird ein unterhaltsamer Abend, wenn die Autorin von ihrem abenteuerlichen Leben erzählt und aus ihrem Buch „Opa, Onkel Hellmut, Castadarrow und ich – ein Leben mit Verwicklungen“ liest.

Ein zentrales Thema des Buches ist ihre Begegnung als Kind mit Albert Schweitzer. Der Friedensnobelpreisträger gab der Neunjährigen einen Satz mit auf ihren Lebensweg: „Die meisten Menschen ziehen den Wein zurück, wenn Gott ihnen einschenken will!“

Welche Auswirkung hatte dieser Merksatz für den Lebensweg von Carla Thompkins?

Wie der Titel ihres Buches schon erahnen lässt, sind die Verwicklungen amüsant, aber auch sehr ernsthaft. Carla Thompkins will anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte vermitteln, wie Menschen sich als Außenseiter fühlen, sich nicht trauen, den Mund aufzumachen, und dennoch ihr Leben meistern können. Lebensthemen wie die Verbesserung des menschlichen Zusammenlebens, Ehrfurcht vor dem Leben, Freundschaft und Hilfsbereitschaft, Krankheit, Abschied und Sterben werden in einfachen, direkten Worten mit großer Leichtigkeit erzählt.

Vor allem der junge Leser wird ermutigt, mit dem eigenen Schicksal konstruktiv umzugehen. Menschen, die vor der Frage stehen, welche Wege sie in dieser Zeit einschlagen und welchen Zielen sie folgen sollen, finden Anregungen für das eigene Handeln.

Die Gäste sind eingeladen Fragen zu stellen. Bücher können nach der Lesung erworben und signiert werden. Der Erlös eines jeden Buches geht in das soziale Projekt der Autorin.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenfrei.

Wie Carla Thomkins mitteilt, wird sie am Ende der Lesung den „Albert-Schweitzer-Tee“ präsentieren.

Die Kirchengemeinde Greiffenberg lud zum Erntedankfest 2013 ein. In diesem Rahmen präsentierte eine Initiativgruppe, zu der Pfarrer Dr. Justus Werdin, zugleich stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Uckermark, und die Berliner Ideengeber Frank Bürger und Jürgen Lindner als auch der Samaritergarten der Kirchengemeinde Greiffenberg gehörten, erstmals den Albert-Schweitzer-Tee.

Musik spielt im Leben Schweitzers eine ganz wichtige Rolle. Deshalb begeisterte sich Stiftskantor Lindner für Idee, im evangelischen Johannesstift den 100. Geburtstag Schweitzers zu feiern.

Gewinnen konnten wir für die Moderation Dr. Justus Werdin, damals noch stellvertretender Superintendent in Greiffenberg.

Justus Werdin (l.) Mai 2022

Es erklangen Orgelstücke, die Schweitzer liebte. Gezeigt wurde der Film „Besuch in Lambarene“ in der Regie von Hans Kracht.

Hier eine Erinnerung an die Ausgabe der Zeitschrift „Frohe Botschaft“ vor über zwölf Jahren mit dem Spezialthema Schweitzer

Der zehnminütige Streifen erscheint im ersten Moment harmlos.

Als der Arzt und Menschenfreund Dr. Albert Schweitzer in den afrikanischen Urwald zog, kam er, die Wunden wieder heilen zu helfen, welche weiße Menschen verursacht hatten.

Aus dem gleichen Grunde nutzte Albert Schweitzer seine Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis in Oslo für einen mahnenden Appell zum Frieden der Menschheit und gegen die Atomenergie.

Prof. Dr. Havemann und Generalsekretär Gerald Götting besuchten den 85 jährigen Friedensfreund und überbrachten Geschenke der Regierung der DDR und des Deutschen Friedensrates. Mit den Besuchern wanderte Dr. Schweitzer durch die Station Lambarene und ließ es sich trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht nehmen, die Gäste persönlich mit seinem Lebenswerk vertraut zu machen.

Nach Berlin zurückgekehrt, berichtete Gerald Götting dem Präsidenten des Deutschen Friedensrates von seiner Reise und überbringt handschriftlich verfasste Grüße des Arztes aus Lambarene.

Zum Hintergrund: Ein Blogbeitrag aus Weimar auf Englisch:

„Der CDU-Politiker Götting suchte den Kontakt zu Schweitzer, nachdem dieser 1953 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war. Der erste Brief Göttings an Lambaréné stammt vom Januar 1955, anlässlich des 80. Geburtstages Schweitzers. In den folgenden Jahren entwickelte sich zwischen Götting und Schweitzer ein intensiver, freundschaftlicher Briefwechsel. Im Dezember 1959 kündigte der CDU-Politiker den ersten von zwei Besuchen in Gabun an. Für das Zentralkomitee der SED bot sich die Gelegenheit, die Beziehung über Götting – „Der Christ sagt ja zum Sozialismus“, so der Titel eines Buches von Götting aus dem Jahr 1960 – auszubauen und Schweitzer für die außenpolitischen Belange des Staatssozialismus nutzbar zu machen. In einem internen Papier im Vorfeld der Reise hieß es: „Albert Schweitzer ist [objektiv] gegen die atomare Aufrüstungspolitik Westdeutschlands, und es erscheint sinnvoll, seine Haltung für unsere Politik zu nutzen.“ Die erste Reise Göttings nach Lambaréné fand im Januar 1960 statt

Zusammen mit Götting war Robert Havemann, der später als Oppositioneller aus der SED ausgeschlossen und mit Berufsverbot belegt wurde, nach Lambaréné gereist. Havemann vertrat den Friedensrat der DDR und die SED. Auch Hans Kracht war dabei, um die Reise als Kameramann zu dokumentieren. Zentrales Anliegen war es, Schweitzer als „großen Humanisten“ und als Wissenschaftler an das sozialistische Deutschland zu binden. Schweitzer hatte die Möglichkeit, in der DDR – und damit in der gesamten sozialistischen Gesellschaft – für sein Krankenhausprojekt zu werben und Sach- und Geldspenden zu akquirieren, die auch aus den Einnahmen von Schweitzers Publikationen in den Ostblockländern finanziert wurden. Aufsehen erregte der Kontakt Schweitzers mit DDR-Funktionären im Sommer 1961. Götting war zum zweiten Mal in Lambaréné. Am 13. August – dem Tag, an dem der Bau der Berliner Grenzanlagen den Höhepunkt der Berlin-Krise markierte – befand er sich in Paris auf der Rückreise von Gabun. Schweitzer hatte zuvor einen Brief an Walter Ulbricht geschrieben, nicht wissend, dass die Staatsführung den Brief später veröffentlichen und Schweitzers Engagement für die DDR nutzen würde. Schweitzer erhielt nun zahlreiche kritische Briefe aus Westdeutschland, zum Beispiel von seinem alten Freund Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten der BRD.

Am Haus des DDR-Oppositionellen Havemann entsteht das umstrittene Tesla-Gigawerk.

Wir wollen diesen Film in Schwetzingen zeigen.

Dann sollte auch der Tee mit dabei sein. Und die Renaissance des Schwetzinger Schweitzer-Clubs stattfinden. Dieser soll in der Kita Haselhorster Damm in einem Hochbeet angepflanzt werden. Danke an Caroline Richter für die Kreation.

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