Brandenburg und Berlin machen sich stark im Kampf für Demokratie

Berlin. Die Deutsch-Polnischen Nachrichten beobachten die Entwicklung der demokratischen Prozesse in Berlin und Brandenburg. In der Siemensstadt gibt es bald eine neue Schule. Brandenburg bekommt eine neue Integrationsbeauftragte. Dazu setzt auch die Evangelische Akademie demokratische Akzente.

Von Frank Bürger

Die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH wird auf der Insel Gartenfeld im Bezirk Spandau eine Gemeinschaftsschule für rund 1.300 Schülerinnen und Schüler samt den zugehörigen Sport- und Freiflächen errichten. Als Teil des Stadtquartiers „Das Neue Gartenfeld“ im Spandauer Ortsteil Siemensstadt soll die Schule bereits ab dem Schuljahr 2029/2030 genutzt werden können.  

Die neue Gemeinschaftsschule ist nicht nur ein wichtiger Baustein der Berliner Schulbauoffensive und eine Voraussetzung für die beginnende Wohnbebauung der Insel Gartenfeld, sie ist durch ihre starke Öffnung in das Stadtquartier hinein auch ein wichtiger Begegnungsort. So gehört zum Schulkonzept die Integration eines sogenannten Verbundstandortes in das Gebäude. Dabei handelt es sich um Räumlichkeiten, die vom Bezirk Spandau betrieben werden und sich gemeinsam mit den ebenfalls öffentlich genutzten Sportanlagen mit der Umgebung vernetzen.

Im März dieses Jahres wurde im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens über die Architektur des Gebäudes entschieden.Der Wettbewerbsentscheid erfolgte in einem zweitägigen Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Julian Weyer (Arhus/Berlin). Als Gewinner wurde der Beitrag von Gernot Schulz Architektur GmbH in Zusammenarbeit mit urbanegestalt PartGmbB, beide Köln, ausgewählt. „Der Wettbewerbsgewinn freut uns sehr“, sagt Prof. Gernot Schulz. „Seit über zehn Jahren widmen wir uns dem innovativen Schulbau, den wir immer auch mit Strahlkraft und Nutzungssynergien für das Umfeld denken. Aufbauend auf die Ideen des Voneinander und Miteinander Lernens in Compartments, haben wir für das neue Leben auf der Insel Gartenfeld ein Haus entworfen, welches Lernort und Lebensraum für Lehrende und Lernende mit hoher Aufenthaltsqualität, aber auch Quartierszentrum und Stadtgrün für alle Bürger sein wird.

Siegerentwurf

Gegenüber der Belgienhalle und am Platz an der Planstrasse gelegen, bildet das gestaffelte, überwiegend viergeschossige Schulgebäude das Entree zum Quartier „Das Neue Gartenfeld“. Ein angenehm dimensionierter Vorplatz, vis-à-vis des öffentlichen Parks, adressiert den Schulbau. Hier befindet sich der zentrale Eingang, östlich schließt sich der Verbundstandort an, nach Westen orientieren sich die Sportanlagen. Die platzseitig orientierte Doppel-Sporthalle markiert die nordwestliche Grundstücksecke, südlich davon, am Westrand des Grundstücks, sind die Sportfreianlagen gelegen.

Die Architektur des Gebäudes mit der gerasterten Stützenkonstruktion, die sich auch in der Fassade abbildet, sowie den rot gefärbten Klinkern, nimmt deutlich Bezug zur Industriegeschichte des Standorts und schafft so auch eine Reminiszenz zur gegenüberliegenden Belgienhalle. Insbesondere die eingeschossige Bebauung mit der Sheddach-Konstruktion über dem Mehrzweckbereich an der nordöstlichen Grundstücksspitze erinnert an die ehemaligen Kabel-Hallen.

Im Erdgeschoss mit offenem Foyer und angeschlossener Bibliothek, finden sich – nach Nordosten orientiert – die für die Gemeinschaft wichtigen Mensa- und Mehrzweckräume, verbunden mit dem Musikbereich.

Hier, zur öffentlichen Grünanlage situiert, schließt sich auch der Verbundstandort an. Er umfasst rund 850 Quadratmeter Nutzfläche und teilt sich in gemeinschaftlich genutzte Bereiche, u.a. mit Café und multifunktionalem Veranstaltungsraum, weiterhin sind Räumlichkeiten für unterschiedliche Träger vorgesehen. So entstehen in diesem eingeschossigen, mit Sheddächern betonten Bereich, die gewünschten Vernetzungen mit dem Schulgebäude und erlauben vielfältige Bespielungen.

Fast alle weiteren Fachräume einschließlich der Verwaltung werden im Erdgeschoss konzentriert, zwei Innenhöfe sorgen für zusätzliche Belichtungen. Das östlich positionierte grüne Klassenzimmer kann vom Verbundstandort mitgenutzt werden.

Zwei zentrale Treppen führen in die drei Obergeschosse, mit den insgesamt zwölf Compartments. Den nach Süden orientierten Compartments sind jeweils eine Terrasse mit Außentreppe vorgelagert, über die die Schülerinnen und Schüler direkt mit dem Schulhof verbunden sind. Nach Norden, zur Platzseite, liegen die Compartments der Sekundarstufe I.

Dem Berliner Lernhauskonzept entsprechend, wird auch die Gemeinschaftsschule Insel Gartenfeld als Compartmentschule errichtet. Ein Compartment funktioniert dabei wie eine kleine Schule in der großen Schule: Unterrichtsräume für die Lernenden und ein Teambereich für die Lehrenden gruppieren sich um ein zentrales Forum, das als gemeinschaftliche Lern- und Aufenthaltsfläche dient.

Zum Schulgelände gehören eine Sporthalle sowie insgesamt rund 21.300 Quadratmeter Freiflächen, davon sind rund 5.200 Quadratmeter für die Sportfreianlagen mit Fußballplatz vorgesehen. Die nachschulische Nutzung durch Vereine und Sportgruppen ist Teil der Konzeption.

Die Sporthallen nehmen erdgeschossig, den Außensportflächen zugewandt, den vom Bezirk Spandau gewünschten, barrierefrei nutzbaren Kraftsportraum sowie den Jugend-Mehrzweckraum auf. Die räumliche Nähe sowie die Nähe zu den Umkleiden vereinfachen die täglichen Abläufe.

Statements / Stimmen aus der Jury

Julian Weyer, Preisgerichtsvorsitzender: „Der Neubau der Schule auf der Insel Gartenfeld ist eine einzigartige Chance, einen Schulbau als ersten Schachzug einer städtebaulichen Entwicklung zu setzen, die neben allen Ansprüchen an ein modernes nachhaltiges Stadtquartier auch die industrielle Historie des Ortes widerspiegeln soll. Mit dem ersten Preis ist dazu eine überzeugende Antwort gefunden, mit einem raffinierten Schulbau der sowohl dem Stadtbild als auch der Gemeinschaft viel zu bieten hat, und gleichzeitig ein differenziertes Lernen in grüner Umgebung bietet, die für Schüler: innen und Team von hohem Wert sein werden.“

Dr. Torsten Kühne, Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung: „Ein wichtiger Schritt für eine neue Gemeinschaftsschule im Bezirk Spandau ist erfolgt! Die Wettbewerbsjury hat einen Preisträger für den Standort im neuen Wohngebiet der Insel Gartenfeld gekürt. Bereits ab dem Schuljahr 2029/2030 soll der Neubau von mehr als 1.300 Schülerinnen und Schülern genutzt werden können. Die Berliner Schulbauoffensive schafft damit dringend benötigte Schulplätze. Der Siegerentwurf verweist nicht nur auf die Geschichte des ehemaligen Industriestandorts, sondern passt sich auch hervorragend in das dreieckig angelegte Grundstück ein. Die Gemeinschaftsschule mit Sportanlagen wird als Compartmentschule errichtet, das heißt: Es entstehen mehrere kleine Schulen in einem größeren Schulkomplex. Das Gebäude mit hellen und freundlichen Lernlandschaften wird barrierefrei erschlossen und ist so für die inklusive Bildung sowie den Ganztag bestens geeignet. Damit schafft der Neubau auch die notwendige schulische Infrastruktur für die beginnende Wohnbebauung der Insel Gartenfeld.“

Dr. Carola Brückner, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Facility Management: „Der ausgewählte Siegerentwurf für die geplante Gemeinschaftsschule im Neubauquartier Insel Gartenfeld ist ausgesprochen gelungen. Der Entwurf bettet sich sehr gut in die neue Stadtplanung ein und vereint die Anforderung eines Designs mit industriellen Aspekten in Anlehnung an die historische Bedeutung des Quartiers mit der notwendigen Funktionalität. Ganz im Sinne der Idee, nicht nur eine Schule, sondern einen vielseitigen, soziokulturellen Standort zu schaffen, berücksichtigt die Architektur durch die Planung zusätzlicher, teils multifunktionaler Räume auch eine Reihe außerschulischer Nutzungsmöglichkeiten, etwa für die Bereiche Jugend, Kultur und Sport.“

Jens Wadle, Leiter Schulbau und Prokurist der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH: „Seit Beginn der Planungen wurde der erstmals in einen Schulneubau eingebundene Verbundstandort mit den Bezirksvertreter:innen abgestimmt. Die Raumprogramme konnten optimal vernetzt werden und die komplexen Funktionsgefüge wurden im Wettbewerb mit hoher Aufmerksamkeit durch die teilnehmenden Teams bearbeitet.“

Preisträger

Der einstufige RPW-Wettbewerb wurde in Abstimmung mit der AK Berlin durchgeführt, von 65 eingereichten Bewerberbungen wurden 15 zur Teilnahme ausgewählt. Im Oktober 2023 begann die dreimonatige Bearbeitungsphase, Mitte März tagte das Preisgericht und wählte diese Beiträge aus:

Den ersten Platz belegten Gernot Schulz Architektur GmbH in Zusammenarbeit mit urbanegestalt PartGmbB, beide aus Köln, zweitplatziert der Beitrag von AFF Architekten GmbH mit POLA Landschaftsarchitekten GmbH beide aus Berlin. Drei Anerkennungen wurden an die Beiträge von PPAG architects GmbH in Zusammenarbeit mit FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH, und EGKK Landschaftsarchitektur M. Enzinger C. Kolar GbR, alle aus Wien, sowie an Bodamer Faber Architekten GmbH in Zusammenarbeit mit Arkitema K/S, beide aus Stuttgart und TRR Landschaftsarchitekten Ritz + Ließmann, München, und Wulf Architekten GmbH, Stuttgart mit Planstatt Senner GmbH, Überlingen, vergeben.

Dr. Carola Brückner, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Facility Management macht sich für Schulen und für Demokratie in Berlin stark. Schon am Sonntag, 21. April, ist sie um 11 Uhr bei einer Filmpräsentation und Diskussionsrunde in der Evangelischen Weihnachtskirchengemeinde, Haselhorster Damm 54-58, 13599 Berlin ein

Dr. Carola Brückner. Foto: Phil Dera

Neue Landesintegrationsbeauftragte in Brandenburg

Gerade gibt es auch frischen Wind in Brandenburg in diesem Bereich mit der Ernennung von Diana Gonzalez Olivo zur neuen Landesintegrationsbeauftragten

Diana Gonzalez Olivo wird Brandenburgs neue Integrationsbeauftragte. Dar- über hat Integrationsministerin Ursula Nonnemacher heute das Kabinett in- formiert. Anschließend stellte sie Diana Gonzalez Olivo in der Potsdamer Staatskanzlei vor. Die 43-jährige Sozialwissenschaftlerin lebt in Potsdam und tritt ihr Amt am 1. Mai an. Sie folgt auf Dr. Doris Lemmermeier, die nach elf Jahren Ende April in den Ruhestand geht. Die Stelle wurde überregional aus- geschrieben und im Rahmen eines externen Stellenausschreibungsverfahrens neu besetzt. Von den 33 Bewerbungen kamen 23 von Frauen.

Ministerin Nonnemacher: „Ich freue mich sehr, dass Diana Gonzalez Olivo neue Landesintegrationsbeauftragte wird. Sie engagiert sich bereits seit vielen Jahren für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte. Dabeisetzt sie sich besonders für eine schnelle und gute Arbeitsmarktintegration sowie für die Rechte von Frauen ein. Von ihren persönlichen Erfahrungen können anderen profitieren. Angesichts des wachsenden Rechtspopulismus und der immer deutlicheren Ressentiments gegen Ausländerinnen und Ausländer war es mir wichtig, dass die Stelle der Landesintegrationsbeauftragten nahtlos nachbesetzt wird und es nicht wieder zu einer langen Vakanz kommt. Menschen mit Migrationshintergrund brauchen auf Landesebene eine starke Stimme, die ihre Interessen und Rechte gegenüber der Landesregierung unabhängig und selbstbewusst vertritt.“

Diana Gonzalez Olivo: „Seit 2008 lebe ich in Brandenburg. Mein langjähriges haupt- und ehrenamtliches sowie politisches Engagement im Sinne von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte hat mir gezeigt, dass es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen gibt. Fundierte Diskussionen über die Sorgen und Bedürfnisse unserer Gemeinschaft sind gerade in diesen krisengeprägten Zeiten notwendiger denn je. Zeitgleich ist eine klare Positionierung gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung unerlässlich für ein friedliches Miteinander.

Ich stehe dafür bereit, die aktuellen Herausforderungen als Integrationsbeauftragte anzugehen. Ich bin überzeugt, dass Veränderungen durch politisches Engagemen und eine überparteiliche Zusammenarbeit möglich sind und ich freue mich darauf, meine Expertise einzubringen. Inhaltlich geht es in den kommenden Monaten ins- besondere um die Sicherstellung der Finanzierung der angegliederten Beratungsstelle, der Migrationssozialarbeit, des Telefon- und Videodolmetscherprogramms sowie des Integrationsbudgets.“

Ministerin Ursula Nonnemacher (links) mit Diana Gonzalez Olivo. Foto: Volker Tanner, Staatskanzlei

Demokratieprozesse fokussiert auch die Evangelische Akademie Berlin mit einer Einladung

Viele Menschen, die sich in Ostdeutschland vor und um 1989 in kritischen Kreisen unter dem Dach der Kirche organisierten, träumten von einer besseren DDR. Wie sahen ihre Visionen für eine reformierte DDR aus? Welche Erwartungen hatten sie an die Demokratie? Welche Hoffnungen motivierten sie zu politischer Opposition?

Die Gesprächsrunde in unserer Reihe Kirche als Lernort der Demokratie schaut auf Träume und Visionen vor 1989. Sie blickt auf Gelungenes aus der Transformationszeit, sucht nach Träumen und Visionen von damals, die heute noch nicht ausgeträumt bzw. umgesetzt sind. Und sie fragt nach dem Beitrag, den die evangelische Kirche heute zur Weiterentwicklung der Demokratie leistet.

Im politischen Raum wurde 1989 in Ostdeutschland nicht an Wiedervereinigung gedacht, sondern für eine andere DDR gekämpft. Es wurden Visionen einer gerechteren ostdeutschen Gesellschaft entwickelt.

Die evangelischen Kirchen hatten früh am Konzept der einen gesamtdeutschen evangelischen Kirche gearbeitet. 1969 – mit der Gründung des BEK – mussten sie dieses Konzept aufgeben, hielten es aber durch Partnerschaften während der Zeit der Teilung am Leben.

Mit der Friedlichen Revolution wurden Hoffnungen erfüllt und Träume verwirklicht, an deren Umsetzung niemand geglaubt hatte. Gleichzeitig ging die Transformation zur vereinigten Bundesrepublik nicht ohne Verletzungen und Enttäuschungen auf beiden Seiten vonstatten.

Als Podiumsgäste nehmen teil:

Ralf HirschVerwaltungsangestellter Senat Berlin, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kevin JessaPfarrer Evangelische St.-Marien-Domgemeinde Fürstenwalde

Bettina RöderJournalistin

Einen wichtigen Aspekt dazu hat der renommierte Politiker bei der Verleihung des Preises „Der Friedensstein“ in Gotha an die Bewegung „Schwerter zu Flugscharen“ ins Auge genommen

Exclusiv Fotosession in Berlin Januar 2019 – Portraits – mit Markus Meckel

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