Tränen

GLIMS OF ROSCOMMON – 60x80cm – 23.6×31.4in – Acrylic on deep canvas by Holger Baehr – 2019

Impuls aus Taizé:

Jesus sagte: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!

Lk 12,49-53

Berlin.  Gedanken kommen dieses Mal wieder von mir persönlich, zur aktuellen Situation, von Siegfried Weber, stellv. Dekan in Karlsruhe. Weiterhin suchen wir nach Glockeneinspielungen für die Rubrik „Wachet und Betet“. Hier kommen jetzt historische Impulse aus der Schweiz mit Albrecht Grözinger, emeritierter Professor für Praktische Theologie an der Universität Basel. Es gibt Tipps aus dem und für den Religionsunterricht, vor allem von Mitarbeiterin Angela Schweitzer, auch für die Familie, eine Einspielung dieses Mal von Michael Reichert und Ann-Helena Schlüter. Es gibt Impulse für Kinder und Jugendliche von Redaktionsmitarbeiterin Juliane Heger. Es gibt eine Buchempfehlung vom Klotz-Verlag, eine Filmempfehlung kommt von Klassikradio. Jazziges kommt über Andreas Discher vom Jazznet Spandau. Besonders sind die Orgelnoten der Stiftung Orgelklang. Nun auch die YouTube-Einspielung der Woche, empfohlen von unserer neuen Mitarbeiterin Joanna Filus-Olenkiewicz. Dazu klassische Noten von Hans-Josef Overmann, Opern- und Konzertsänger, Fagottist, Komponist und Dirigent. In unregelmäßigen Abständen präsentiert Prof. Dr. Frank Thissen Momentaufnahmen.

Von Frank Bürger

Infos aus und für den Religionsunterricht (Kultur)

Hier ein Blick auf die Potsdamer Garnisonkirche mit Einladung

Hier noch ein Impuls zum Reformationstag von Mitarbeiterin Angela Schweitzer

Musikbeitrag für Klassikfreunde

Wachet und Betet – Historischer Impuls

Ich habe soeben ein kleines Büchlein gelesen, das nicht unbedingt an meiner gegenwärtigen theologischen Wegstrecke liegt. Essayistisch verfasst, gut lesbar – und mit theologischem Gehalt, der herausfordert. Der Verfasser ist Justus Geilhufe, Pfarrer am Freiberger Dom. Das Buch reflektiert Erfahrungen, die im Osten Deutschlands ihren Ursprung haben und doch Anspruch auf überregionale Gültigkeit erheben. Ich möchte einige wenige Leseeindrücke weitergeben:

FULMINANT ist der Einstieg: „Arsch! Ja, es ist ein Arsch. Unmöglich es anders zu sagen. Dieser weiße Teigklumpen, der rotgepunktet aus der zu engen und daher nur mit Mühe ein Stück weit heruntergezogenen Jeans quillt, ist ein Arsch. Kein Po, kein Hintern, nichts weiter als ein widerlicher, ekelerregender Arsch. Und dieser Arsch ist die erste Erinnerung, die ich besitze. Das Erste, was ich von meinem Leben weiß, ist, wie ich an der Hand meines damals schon recht alten Vaters auf dem Dresdner Altmarkt stehe und ein junger glatzköpfiger Mann vor einer Gruppe südamerikanischer Musiker die Hosen runterlässt und sich von seinen Freunden dafür feiern lässt, dass er den Ausländern diese Widerwärtigkeit entgegen streckt.“
Das ist nicht  – wie man auf den ersten Blick und ohne die nachfolgende Lektüre vermuten könnte – ein Gag. In dieser Szene ist wirklich eingefangen, was den Autor umtreibt und wohl auch antreibt: Eine Gesellschaft, die keine Grenzen, aber auch keine Geheimnisse mehr kennt. Der Autor bezeichnet sie als „die atheistische Gesellschaft“. Dazu unten noch etwas mehr aus meiner Sicht.

ÜBERZEUGT hat mich die Grundthese des Buches: Wir leben in einer Gesellschaft, die bestrebt ist, alle Widersprüche in unserer menschlichen Existenz aufzulösen. Und als Gegengewicht bringt der Autor Christentum und Kirche ins Spiel. Es leuchtet mir vor allem ein, wenn es – und das ist in diesem Buch der Fall – nicht anmassend daherkommt. Im Grunde hat das, wenn ich es recht sehe, auch schon meinen Freund Henning Luther (aus westlicher Erfahrung heraus) umgetrieben.

SCHÖN finde ich die These, dass die Kirche die Menschen in ihrer (atheistischen) Gesellschaft „lieben“ müsse. Zu dieser Liebe aber – und das wird in dem Buch oft betont – gehört die Distanz zu einem Weltentwurf, der alle Widersprüchlichkeiten tilgen müsse. Da finde ich die Theologie Karl Barths am Werk, der sie sich der Autor auch verpflichtet fühlen.

GEWUNDERT hat mich, wie stark die Trias vom „Wahren – Guten – Schönen“ gemacht wird. Diese Trias ist ja nun wirklich mehr dem platonischen Denken verpflichtet als der biblischen Weltsicht. Und interessanterweise wurde die Formel im 19. Jahrhundert von Denkern re-aktiviert, die gerade dem Christentum nicht mehr zutrauten, eine verlässliche Basis unserer Existenz zu sein (wie Friedrich Schiller und Friedrich Hölderlin). Umso überraschender der massive Bezug darauf. Ich bin gespannt, wie das in den zu erwartenden weiteren Veröffentlichungen des Autors weiter gesponnen wird.

KRITISCH sehe ich eine tragende Konstruktion des Buches, in dem „das“ Christentum „der“ atheistischen Gesellschaft entgegengestellt wird. Viele Phänomene, die in dem Buch durchaus zurecht kritisch beschrieben werden, sind meines Erachtens primär die Folgen zweier totalitärer Systeme (die zweifellos extrem kirchenfeindlich waren), die den Osten Deutschlands geprägt haben. Ich habe Mühe, diese Beschreibung einer eindimensionalen Gesellschaft etwa auf die Schweiz zu übertragen, die in vielen Kantonen nicht minder entkirchlicht ist wie Teile Deutschlands. Ist es wirklich „der“ Atheismus, der zu Tilgung aller Widersprüche des Lebens und im Leben führt? Oder gibt es nicht auch Formen atheistischer Weltsicht in Philosophie und Kunst, die „die“ Widersprüche beim Namen nennen und gerade nicht tilgen wollen? Und umgekehrt: Gibt es nicht Formen eines fundamentalistischen Christentums
 , die nun wirklich radikal alle Widersprüche in unserer Existenz zu tilgen trachten?

Und zum Abschluss ein kleines Zitat, das kein Fazit des Buches sein kann, aber die Grundlinien des theologischen Feldes, in dem es sich bewegt, nachzeichnet: „Ein Protestantismus, der erkennt, dass er die Widersprüche des Lebens nicht auflösen kann und stattdessen versucht, ihnen mit dem, was Gott selbst gut, wahr und schön macht, zu begegnen, ist vielleicht bürgerlich, wie jener aus Rosenlöchers Kindheit. Er erkennt seine Zukunft in der Herkunft der Kirche und er unternimmt die exzessive Hingabe an diese Welt in Wahrheit, Schönheit und Liebe. Weder den Abschied von allen drein noch die Reduktion auf einen der drei Aspekte macht er mit. Er stellt sich der Herausforderung, sich von allen drei Seiten her immer neu orientieren zu lassen. Und darin liegt die Zukunft unserer Kirche.“ (S.87)

Albrecht Grözinger, Basel

Impuls aus Karlsruhe

Das YouTube der Woche

Eine Empfehlung von Mitarbeiterin Joanna Filus-Olenkiewcz

Zeitenreise mit Hans-Josef Overmann

Buchempfehlung

Hier ein besonderer Rückblick auf die Buchpräsentation in Criewen

Empfehlung für Kinder und Jugendliche

Die Empfehlung kommt von Redaktionsmitarbeiterin Juliane Heger

„Das ist doch jetzt alles nicht wahr!“ Was das Schicksal ihm da untergejubelt hat, ist selbst für den lässigsten Wolf eine Zumutung: Weil es ihm versehentlich das Leben gerettet hat, hat er plötzlich ein… Kaninchen am Hals. Kaninchen! Die verputzt man und gut! Wäre da nicht der Wolfskodex, der ihn verpflichet, nun sei­nerseits für das Wohlergehen des kleinen Nagers zu sorgen. Von Zumutungen kann das Kaninchen ein Lied singen, schließlich schleppt es einen lästigen Tropf und einen meterlangen Medikamentenplan durchs Leben. Diese Infusionen, die ständige Übelkeit. Und jetzt auch noch ein Wolf! Wölfe! Die verputzen einen und aus! Aber die­ser Wolf ist so… anders. Und, das muss man ihm lassen, er weiß, wo‘s langeht. Josephine Mark schickt ihre ungewöhnliche Schicksals­gemeinschaft auf einen rasanten Roadtrip mit allem, was dazu gehört: schießwütige Jäger, billige Motels, Bären, gefrierende Infusionsbeutel. Und die große Frage, ob es wirklich nur der Wolfskodex ist, der sie aneinander bindet.

Weitere Infos und Link

Filmtipp / Hörspieltipp

Eine Inspiration über Thomas Schminke von Klassikradio, meiner Tochter und der Reise nach Criewen

Jazziges

Die Empfehlung kommt von Andreas Discher (Jazznet Spandau)

Orgelnoten

Auf Youtube immer wieder sehens- und hörenswert ist natürlich der Kanal von Martin Jetschke (alias Lingualpfeife). Wir sagen Dankeschön Ulrich Hacke von der Stiftung Orgelklang.

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