Erntedank: Haben oder Sein

Schwetzingen. Dieses Jahr…Erntedank in der Hebel- und Schweitzerstadt Schwetzingen. Zum Erntedankgottesdienst in der Stadtkirche waren die Landwirte geladen. In der Predigt von Pfarrer Steffen Groß ging es auch um Haben und Seinund was Liesel Welde für eine Rolle spielt…

Von Frank Bürger

Wo liegen die Ursprünge diesen Festes. Auf der Seite der Evangelischen Weihnachtskirche in Spandau gibt es Ergebnisse der Recherche:

Das Erntedankfest ist mit vielen alten Bräuchen und Gewohnheiten besetzt: Dazu zählen der Festumzug, die Erntegarben an jedem Haus, den Ernteteppich, die Gottesdienste. Wir freuen uns mit Musik, mit Essen und Trinken. Wir feiern mit der Übergabe der Erntekrone

Erntebräuche kommen aus der Zeit, als Landwirtschaft noch unseren Alltag bestimmte. Ohne eine gute Ernte war das Leben ernsthaft bedroht. Auch das Johannesstift war lange Jahre von der Landwirtschaft geprägt. Aus dieser Tradition heraus stammt das Erntedankfest.

Auch ohne Landwirtschaft: Die Zeichen und Symbole sind geblieben. Eines dieser Zeichen ist die Übergabe der Erntekrone.  Auf den Bauernhöfen oder in den ländlichen Dorfgemeinschaften beim Erntefest wurde und wird bis heute aus Ähren eine Erntekrone gebunden und auf dem Dorfplatz oder in die Kirche gestellt. Die Krone, Symbol der Macht, war gebunden auf den Kranz. Ohne Anfang und Ende steht er als Zeichen der Ewigkeit.

Der Ursprung des Erntedankfestes reicht bis in die Zeit vor Christus zurück. In Mittel- und Nordeuropa wurde Erntedank mit einem Dankopfer zur Herbst-Tagundnachtgleiche gefeiert. Ähnliche Riten gab es in Israel, Griechenland oder im römischen Reich. Das Schawuot, ein Wochenfest nach Beginn der Erntezeit, gab und gibt es noch immer im Judentum sowie das Sukkot, das Laubhüttenfest im Herbst am Ende der Lese.

Erich Fromm. Foto: Müller-May / Wikipedia

Und in der Schwetzinger Stadtkirche. Pfarrer Steffen Groß predigte nicht von der Kanzel. Dabei thematisierte er das Werk „Haben und Sein“ von Erich Fromm.

Es ist ein populäres gesellschaftskritisches Werk des Sozialpsychologen Erich Fromm aus dem Jahr 1976. Es zählt mit Die Kunst des Liebens aus dem Jahr 1956 zu seinen bekanntesten Werken, erschien ebenfalls zuerst als Band in der US-amerikanischen Buchserie World Perspectives und wurde dann in zahlreiche Sprachen übersetzt. Das Buch war schon kurz nach seinem Erscheinen ein internationaler Bestseller und traf mit seiner Konsumkritik den Nerv der damaligen 68er-Generation, für die das Buch, so einige Kritiker, zum Kultbuch geworden ist.

Fromm skizziert in „Haben oder Sein“ eine Analyse der westlichen Gesellschaft, die aus seiner Sicht zunehmend vom Streben nach Besitz, vom fassadenhaften, markt- und konsumorientierten „Haben“ dominiert wird. Dem stellt er die Geisteshaltung des seelischen „Seins“ gegenüber, eine Haltung, in der Besitztümer keine Rolle spielen, und beruft sich auf zahlreiche philosophische und religiöse Ansätze, die diese Haltung befürworten, darunter Buddha, Jesus und Meister Eckhart. Das gesellschaftskritische Buch zählt zu den Ansätzen der philosophischen Anthropologie; Fromm skizziert im letzten Teil des Buches, wie die Gesellschaft die Geisteshaltung des Habens zugunsten einer Haltung des Seins überwinden könnte.

Predigtgrundlage war das Gleichnis vom reichen Kornbauer (Lukas 12,16-21)

16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Güter 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.

Wo geht man hin nach dem Gottesdienst?

Dieses Mal war ein Besuch auf dem renommierten Schwetzinger Schlossplatz angesagt. Georg Ueltzhöffer, Urgroßvater des Autoren, war Betreiber der Gaststätte „Grüner Baum“. Dort hängt ein Bild von Liesel Welde. Liesel Hirsch, Tochter von Johann Welde und Ehefrau des damaligen Welde-Chefs, Hans Hirsch. hatte später auch eine Tradition. Gemeinsam mit meiner Großmutter Luise Ueltzhöffer war sie Backbencherin in der Lutherkirche.

In den Registern der Stadt Schwetzingen wurde 1752 erstmals namentlich eine Brauerei aufgeführt. Zu dieser Zeit vergab der Kurfürst Carl Theodor erstmalig die Lizenz zum Bierbrauen an den Einheimischen Heinrich Joos, der die Brauerei fortan zu dem Erfolg führte, der über Generationen beständig wachsen sollte. Nicht ganz 100 Jahre später übernahm der Braumeister Heinrich Seitz das heutige Gasthaus „Welde Stammhaus“ mit dem damaligen Namen „Grünes Laub“, das in dieser Zeit schon ein beliebter Anlaufort für geselligen Biergenuss war.

Der Namensgeber der heutigen Braumanufaktur, Braumeister Johann Welde, übernahm die Brauerei 1888 und vererbte sie 1919 an seinen Schwiegersohn, den Braumeister Hans Hirsch, der die Geschäftsführung 1950 an seinen Schwiegersohn Wilhelm Spielmann weitergab. Wilhelm Spielmann vergrößerte das Unternehmen und erweiterte die Welde Brauerei durch den Neubau einer Flaschenabfüllanlage (1971) und ein vollautomatisiertes Sudhaus (1981) im Nachbarort Plankstadt.

Im Laufe der 1980er Jahre übergab Wilhelm Spielmann seinem Sohn Dr. Hans Spielmann das zu einer modernen Privatbrauerei gewachsene Familienunternehmen, das heute für sein erstklassiges Bier, sein traditionelles Qualitätsbewusstsein, seine innovativen Produkte und nicht zuletzt für seine modernen Werbekampagnen und Brauereitouren über die Region hinaus bekannt geworden ist.

Im April 2017 tritt Max Spielmann, Braumeister, Biersommelier und Kaufmann, ins Unternehmen ein.

(Quelle: Homepage der Brauerei)

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