Von Tribschen nach Bayreuth

© Richard Wagner Museum, Stadt Luzern

Berlin. Bei Richard Wagner denkt man sofort an Bayreuth. Nur die eingefleischten Wagnerianer wandern dabei in Gedanken an den Ort Tribschen bei Luzern. Denn hier – am idyllischen Vierwaldstättersee – hat der Komponist nach seinem Weggang aus München und vor dem Umzug nach Bayreuth sechs Jahre gelebt und zahlreiche Werke geschrieben, wie „Die Meistersinger von Nürnberg“ oder den „Siegfried“.

Von Frank Bürger

Ich höre gerne und oft Klassikradio. Ich war oft im Haus Wahnfried im fränkischen Bayreuth. Ich war Stipendiat des Heidelberger Richard-Wagner-Verbandes und somit schon in jungen Jahren im Festspielhaus. Über meinen Musiklehrer Werner Boll, so eine Art Mentor, habe gelernt die Luft Wagners zu atmen. Auch mein Freund in meiner früheren Heimat Schwetzingen ist Freund der Wagnerianischen Musik. Wir waren zu Gast in der Gustav-Kirchhoff-Straße in der Nähe des Neckarufers zu den Stipendiaten-Abenden, oder auch auf der Molkenkur in Nähe des Heidelberger Schlosses, oder den Abenden im Europäischen Hof, wo ich unter anderem den großen Philosophen Hans-Georg Gadamer treffen durfte. Eines seiner Bücher in meinem Schrank trägt seine Signatur, gesetzt wenige Tage vor seinem Tod.

Es war nur wenig die Rede von dem Ort Tribschen bei Luzern „Wohin ich mich aus meinem Hause wende, bin ich von einer wahren Wunderwelt umgeben. Ich kenne keinen schöneren Ort auf dieser Welt, keinen heimischeren als diesen.“, sagte Wagner 1866.

Dort hat er zu sich gefunden, dort wurden zwei seiner drei Kinder geboren und 1870 hat Wagner in Luzern seine Cosima geheiratet, erläutert Monika Sigrist, die Leiterin des Museums, im Gespräch mit Klassik Radio: „Die Zeit in Tribschen war für Wagner äußerst positiv und auch sehr produktiv.“ So war es von Florian Schmidt (Klassikradio) zu hören.

So begann ich mich mehr für diesen Ort zu interessieren.

Nun wurde das Haus frisch renoviert und neugestaltet, zum überhaupt erst dritten Mal in der  90-jährigen Geschichte des Museums. Ziel der neuen Ausstellung ist es, dass Besucherinnen und Besucher in eine längst vergangene Zeit eintauchen können. Wagners Wohnräume wurden möglichst so gestaltet, wie er sie selbst beschrieben hatte oder wie vergleichbare Räume bei seinen Zeitgenossen aussahen.

Einige der insgesamt 1600 Ausstellungsstücke stammen noch aus Wagners Besitz, wie Bilder oder Kleidungsstücke. Das Herzstück der Villa ist dabei der Salon, der komplett wie ein Wohnraum hergerichtet wurde und in dem Wagners geliebter Erard-Flügel steht.

Bevor die Stadt Luzern 1933 das Richard Wagner Museum eröffnen konnte, musste es eingerichtet werden. So kamen durch Schenkungen, Käufe und Leihgaben viele Objekte aus Wagners Zeit zurück ins Tribschener Landhaus. Damals wurde die Sammlung des Richard Wagner Museums angelegt. Es handelt sich um Einrichtungsgegenstände und -objekte sowie Briefe und Autografen aus der Zeit Wagners bis hin zu aktuellen Dokumenten zur Museumsgeschichte.

(Quelle: Klassikradio)

Richard Wagner wählte für sechs Jahre das Tribschener Landhaus am Vierwaldstättersee zu seinem Wohnort. Im April 1866 bezog der Komponist das Haus und füllte es mit Leben.

In diesem herrschaftlichen Anwesen, von einem Park umgeben und direkt am See gelegen, verbrachte Wagner insgesamt sechs Jahre. Er vollendete hier die «Meistersinger von Nürnberg» und «Siegfried», er setzte die Arbeit an der «Götterdämmerung» fort und komponierte zwischendurch den «Huldigungsmarsch» und das «Siegfried-Idyll», das zum Geburtstag von seiner Frau Cosima im Treppenhaus am 25. Dezember 1870 zur Uraufführung kam. Hier revidierte er allerdings auch sein verheerendes Pamphlet über „Das Judenthum in der Musik“.

Am 25. August 1870 fand in der protestantischen Gemeinde der Matthäuskirche die Trauung von Wagner und Cosima statt. Es gab keine grosse Festgesellschaft. Anwesend waren neben Pfarrer Tschudi und dem Brautpaar lediglich die Trauzeugen Malwida von Meysenbug und Hans Richter. Einige Tage später wurde die Taufe des Sohnes Siegfried gefeiert. Im ersten Obergeschoss des Landhauses Tribschen ist Wagners Sohn auf den Namen Siegfried Helferich Richard Wagner getauft  und damit als Wagnernachkomme legitimiert worden.

Das Landhaus Tribschen war zu Wagners Zeiten ein beliebter Treffpunkt namhafter Persönlichkeiten, die zum Freundeskreis des Komponisten gehörten. Unter vielen anderen waren der Bayernkönig Ludwig II., Franz Liszt und Friedrich Nietzsche Gäste am Vierwaldstättersee.

Im Jahr 1872 verliess Wagner die sogenannte «Tribschener Idylle», um seine Pläne des eigenen Festspielhauses in Bayreuth zu verwirklichen. Ein Besuch lohnt sich

Quelle: Richard Wagner Museum Luzern

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König Ludwig II. erscheint überraschend zu Wagners Geburtstag 1866, doch das Verhältnis bröckelt: Nachdem Ludwig II. im Juni 1866 eine von Wagner verfasste öffentliche Erklärung an Bülow unterzeichnet, die Cosima und Wagner gegen den Vorwurf einer Affäre in Schutz nimmt, ist der König bloßgestellt als die Wahrheit ans Licht kommt. Neben einer Serie politischer Artikel Wagners und künstlerischen Differenzen – Ludwig II. lässt gegen Wagners Willen, der den Ring als Gesamtwerk aufgeführt wissen möchte, Rheingold und Walküre im September 1869 und Juli 1870 uraufführen – ist das einer der Hauptgründe für das Zerwürfnis Wagners und Ludwigs.

Nach seiner Berufung zum Professor nach Basel kam der junge Friedrich Nietzsche am 17. Mai 1869 erstmals nach Tribschen und freundete sich mit den Wagners an. Für diesen frühen Nietzsche war Wagner ein «Abbild» des grossen Aischylos. Nietzsche schrieb an seinen Freund Erwin Rohde:

«[…] dazu habe ich einen Menschen gefunden, der wie kein anderer das Bild dessen, was Schopenhauer ‚das Genie‘ nennt, mir offenbart und der ganz durchgedrungen ist von jener wundersamen innigen Philosophie. Dies ist kein anderer als Richard Wagner, über den Du kein Urteil glauben darfst, das sich in der Presse, in den Schriften der Musikgelehrten usw. findet. Niemand kennt ihn und kann ihn beurteilen, weil alle Welt auf einem anderen Fundament steht und in seiner Atmosphäre nicht heimisch ist. In ihm herrscht so unbedingte Idealität, eine solche tiefe und rührende Menschlichkeit, ein solcher erhabener Lebensernst, dass ich mich in seiner Nähe wie in der Nähe des Göttlichen fühle.»

Nietzsche besuchte die Wagners über 20 Mal in Tribschen, bewohnte ein eigenes Gästezimmer und verliebte sich wohl in Cosima, die er später als seine «heimlich geliebte Ariadne» bezeichnete. Später, als er in verschiedenen Schriften bilanzierte (z. B. Nietzsche contra Wagner), bezeichnete er seine Zeit in Tribschen als seine allerglücklichste.

Quelle: Wikipedia

Mit Friedrich Nietzsche beginnt mein Kapitel zum Parsifal und zu meinem Besuch in Bayreuth

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