
Berlin. Die Bayreuther Festspiele stehen vor dem Startschuss. Volle Konzentration auf die Inszenierung von Richard Wagners Oper Parsifal, die ich bereits 1986 im Festspielhaus erleben durfte, dieses Jahr wieder. Das Licht geht an in Bayreuth.
Das Verhältnis Wagner-Nietzsche war ambivalent. Als junger Professor in Basel war Nietzsche vom 31 Jahre älteren Wagner begeistert und besuchte ihn ab Mai 1869 regelmäßig in Tribschen. Er bewunderte und verehrte Wagner, ebenso dessen junge Frau Cosima. Im Gegenzug wurde Nietzsche bei den Wagners wie ein Sohn aufgenommen. Viele Briefe aus dieser Zeit zeugen von dem mehr als freundschaftlichen Verhältnis. So schreibt der 24-jährige Nietzsche an seinen Freund Erwin Rohde, nachdem er Wagner erstmals in Leipzig kennengelernt hatte:
Vor und nach Tisch spielte Wagner alle wichtigen Stellen der „Meistersinger“, in dem er alle Stimmen imitierte und dabei sehr ausgelassen war. Er ist nämlich ein fabelhafter und feuriger Mann, der sehr schnell spricht, sehr witzig ist und eine Gesellschaft dieser privatesten Art ganz heiter macht. Inzwischen hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm über Schopenhauer. Es war ein Genuss für mich, ihn mit ganz unbeschreiblicher Wärme von ihm reden zu hören, was er ihm verdanke, wie er der einzige Philosoph sei, der das Wesen der Musik erkannt habe. Nachher las er ein Stück aus seiner Biographie vor, die er jetzt schreibt, eine überaus ergötzliche Szene aus seinem Leipziger Studentenleben, an die ich jetzt nicht ohne Gelächter denken kann; er schreibt übrigens außerordentlich gewandt und geistreich.
Wagner hatte vor, Nietzsche in die Organisation der ersten Bayreuther Festspiele einzubinden. Nietzsche war nicht abgeneigt und schrieb mehrere positive Artikel und Essays, u. a. Wagner in Bayreuth. Zu Wagners 60. Geburtstag schrieb Nietzsche:
„Geliebter Meister, nun sind es wirklich zwei Menschenalter, daß die Deutschen Sie haben – und gewiß gibt es viele, die, wie ich samt meinen Freunden, den nächsten Himmelfahrtstag als den Tag Ihrer Erdenfahrt feiern, zugleich sich sagend, welches das Los eines jeden zur Erde fahrenden Genius sein wird, ein Los, das wahrlich noch mehr an eine Höllenfahrt erinnert (…) Was wären wir denn, wenn wir Sie nicht haben dürften, und was wäre ich zum Beispiel anderes (wie ich jeden Augenblick empfinde) als ein todgeborenes Wesen! Mich schaudert immer bei dem Gedanken, ich könnte vielleicht abseits von Ihnen liegen geblieben sein: und dann lohnte sich wahrlich nicht zu leben, und ich wüßte gar nicht, was ich mit der nächsten Stunde beginnen sollte. Jetzt lernte ich doch Eins: daß irgendwann die Deutschen anfangen müssen, für Sie ein „Publikum“ zu bilden: und ich wünsche samt meinen Freunden zu diesem Publikum gerechnet zu werden.“
Aus bis heute nicht eindeutig geklärten Gründen persönlicher oder ideeller Art (Entfernung Wagners von früheren Idealen, Rückkehr zur christlichen Symbolik mit dem Parsifal oder der Dekadenz Bayreuths) kühlte sich das Verhältnis ab und zerbrach mit der letzten Begegnung im September des Jahres 1876 in Sorrent. Seitdem gab es keinen Briefwechsel mehr, aber man schrieb übereinander.
(Quelle: Wikipedia)
Parsifal
Am 13. Februar 1883 starb Richard Wagner in Venedig. Die letzten Worte eines unvollendeten Aufsatzes lauteten „Liebe – Tragik“, danach entglitt ihm die Feder. Ein reichlich halbes Jahr zuvor hatte Wagner noch die Uraufführung des Parsifal im Bayreuther Festspielhaus erlebt. Er selbst nannte das Stück sein „Weltabschiedswerk“
Jay Scheib schreibt in diesem Jahr ein bisschen Bayreuther Festspiel-Geschichte. Seine Parsifal-Interpretation kommt virtuell auf die Bühne. Ein Novum auf dem Grünen Hügel.
Wer in der Oper etwas Neues ausprobieren möchte, braucht nach Ansicht des Bayreuther «Parsifal»-Regisseurs Jay Scheib gute Nerven. «Ich habe im Theater gearbeitet, in der Oper und mit Rock-Bands und habe viele verschiedene Dinge gemacht», sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Und die Wahrheit ist: Wenn man etwas machen will, das es vorher noch nie gab, dann muss man einen langen Atem haben, Rückschläge wegstecken und sich selbst treu bleiben – egal, welchen Lärm es drumherum gibt.»
Der 53-Jährige schreibt in diesem Jahr ein bisschen Festspiel-Geschichte, denn er bringt die virtuelle Welt auf den Grünen Hügel. Scheib, Professor für Musik und Theaterkunst am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), erzählt die Geschichte der Richard-Wagner-Oper um die Gralsritter in einer Augmented-Reality-Version. Dabei wird das Geschehen auf der Bühne dank entsprechender Brille durch virtuelle Elemente ergänzt.
Aber auch in der Besetzung ist der Parsifal sehenswert.
Pablo Heras-Casado studierte an der Universität Granada Kunstgeschichte und Schauspiel und anschließend an der Universidad de Alcalá Dirigieren. Meisterkurse führten ihn unter anderem zu Christopher Hogwood. Er dirigierte renommierte Orchester in der ganzen Welt. Seit 2011 ist er Erster Dirigent des Orchestra of St. Luke’s in New York City.
Andreas Schager, der in diesem Jahr die Rolle des Parsifal singt, studierte an der Universität für Musik in Wien. Während seines Studiums debütierte er bereits als Ferrando in »Così fan tutte« am Schlosstheater Schönbrunn. In den folgenden Jahren sang er an vielen Theatern und Festivals, darunter Koblenz, Frankfurt, Wien (Festwochen), Bologna, Amsterdam, Gent, Antwerpen, Köln und Toronto. Im Sommer 2009 gab Andreas Schager sein vielbeachtetes Debüt bei den Tiroler Festspielen Erl als David in Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg«. Zeitgleich wurde er dort als Florestan in Beethovens »Fidelio« und auch für den Steuermann in »Der fliegende Holländer» engagiert. Seitdem sang er die Partien des Florestan, Max in »Der Freischütz«, Rienzi, die Rolle des Siegfried in »Götterdämmerung« als auch in »Siegfried« und des Tristan. Engagements führten ihn an renommierte Häuser wie Deutsche Oper Berlin, Staatsoper Berlin, Teatro Real Madrid, Hamburgische Staatsoper, Teatro dell’Opera in Rom und Teatro alla Scala. Im konzertanten Bereich wurde Andreas Schager unter anderem für den Tenorpart von Mahlers »Das Lied von der Erde« und Beethovens 9. Sinfonie in Bozen und Ravenna engagiert.
Seine Leistung als Siegfried in »Götterdämmerung« an der Staatsoper Berlin und bei den BBC Proms 2013 in London sowie am Teatro alla Scala unter Daniel Barenboim wurden von Kritik und Publikum gefeiert. Darüber hinaus sang Andreas Schager kürzlich den Tristan unter der musikalischen Leitung von Myung-Whun Chung und dem Tokyo Philharmonic Orchestra sowie mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim in Sevilla. Weitere Erfolge der vergangenen Saison waren Max in »Der Freischütz« an der Oper Köln und sein Debüt an der Vlaamse Opera mit Dmitri Jurowski in der Partie des Tristan.
Zum Ende der Spielzeit 2013/14 war er als Apollo in »Daphne« unter Hartmut Haenchen am Théâtre du Capitole in Toulouse und als Rienzi in Riga, der Kulturhauptstadt Europas 2014, unter der musikalischen Leitung von Modestas Pitrenas zu erleben. Im Oktober sang er den ersten Akt der »Walküre« konzertant mit den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Jonathan Nott.
(Quelle: Staatsoper Berlin)
Der aus dem westfälischen Attendorn stammende Bassist Georg Zeppenfeld absolvierte zunächst ein Lehramtsstudium mit den Fächern Musik und Germanistik. An den Musikhochschulen in Detmold und Köln erhielt er parallel dazu seine Ausbildung in Konzert- und Operngesang, abschließend bei Hans Sotin.
Nach ersten Festengagements in Münster und Bonn wurde er 2001 von der Sächsischen Staatsoper Dresden verpflichtet, die bis heute seine künstlerische Heimat ist. Darüber hinaus gastiert er an nahezu allen großen Opernhäusern Europas und der Vereinigten Staaten, sowie an den weltweit wichtigsten Konzertorten.
Sein Repertoire umfasst Figaro und Bartolo (Le nozze di Figaro), Don Alfonso (Così fan tutte), Rocco (Fidelio), Kaspar (Freischütz), König Karl (Schubert: Fierrabras), Raimondo (Lucia di Lammermoor), Zaccaria (Nabucco), Banco (Macbeth), Sparafucile (Rigoletto), Padre Guardiano (Forza del destino), Filippo II (Don Carlo), Daland (Holländer), Landgraf Herrmann (Tannhäuser), König Heinrich (Lohengrin), König Marke (Tristan), Fasolt (Rheingold), Hunding (Walküre), Gurnemanz (Parsifal), Veit Pogner und Hans Sachs (Meistersinger), sowie Baculus (Wildschütz), Gremin (Onegin), Wassermann (Rusalka), Arkel (Pelléas et Mélisande), Pimen (Boris Godunow), Peneios (Strauss: Daphne) und La Roche (Capriccio).
Eine Schlüsselrolle ist der Sarastro (Zauberflöte), den er unter Claudio Abbado in Baden-Baden sang. Mit dieser Partie reüssierte er nicht nur an der Dresdner Semperoper, sondern auch an der San Francisco Opera, der New Yorker MET, der Wiener Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen (unter Harnoncourt), am Royal Opera House Covent Garden in London, der Oper Zürich und der Bayerischen Staatsoper.
Bereits seit 2010 ist er mit den großen Basspartien seines Repertoires regelmäßiger Gast bei den Bayreuther Festspielen. Mit seinem vielbeachteten Rollendebüt als Hans Sachs in Die Meistersinger von Nürnberg gelang ihm bei den Salzburger Osterfestspielen 2019 unter der Leitung von Christian Thielemann ein Meilenstein in dieser Gipfelpartie des Bassrepertoires.
In der laufenden Spielzeit wurden ihm an seinem Stammhaus in Dresden u.a. Sarastro (Zauberflöte), Rocco (Fidelio), Raimondo (Lucia di Lammermoor), Zaccaria (Nabucco) und Hans Sachs (Meistersinger) anvertraut. An der Oper Zürich wird er erneut den Basspart in der szenischen Aufführung des Verdi Requiems übernehmen. In München ist er als Gurnemanz (Parsifal) und am Royal Opera House Covent Garden in einer Neuproduktion von Fidelio unter Antonio Pappano als Rocco zu hören.
Mit besonderer Vorliebe widmet sich Georg Zeppenfeld dem Konzertgesang. Oratorien von Barock bis Spätromantik gaben ihm bereits Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit Pierre Boulez, Riccardo Chailly, Sir Colin Davis, Gustavo Dudamel, Daniele Gatti, Daniel Harding, Nikolaus Harnoncourt, Thomas Hengelbrock, Marek Janowski, Fabio Luisi, Lorin Maazel, Andris Nelsons, Marc Minkowski, Andris Nelsons, Antonio Pappano, Kirill Petrenko, Christian Thielemann und Franz Welser-Möst.
Das vielfältige und umfangreiche Schaffen des Sängers ist auf zahlreichen CD- und DVD- Veröffentlichungen sowie in Rundfunk- und Fernsehproduktionen Europäischer Sendeanstalten dokumentiert.
Georg Zeppenfeld wurde 2015 zum „Kammersänger der Sächsischen Staatsoper Dresden“ ernannt.
Quelle: Bayreuther Festspiele
